Am 1. Juli 2008 fand ein weiterer Verhandlungstermin für einen Haustarifvertrag für die Beschäftiten des Städtischen Theaters Chemnitz statt. Neben der Theaterleitung, dem Deutschen Bühnenverein und den im Theater vertretenen Gewerkschaften hat auch die Vorsitzende des Aufsichtsrates, die Chemnitzer Kulturbürgermeisterin Heidemarie Lüth, an den Tarifverhandlungen teilgenommen. Die zunächst von der Theaterleitung erhobene Forderung zum Abschluss eines bis zum Herbst 2008 geltenden "Übergangshaustarifvertrages" ist von den Gewerkschaften als unseriös abgelehnt worden, da die Theaterleitung diese Übergangslösung mit Verhandlungen über den Abschluss eines sich daran anschließenden weiteren Haustarifvertrages, der neben einem umfassenden Gehaltsverzicht auch den Ausspruch von ca. 60 betriebsbedingten Kündigungen ermöglichen sollte, verknüpft hat. Aus Sicht der Gewerkschaften ist diese Forderung nicht akzeptabel, da Haustarifverträge mit Gehaltsverzicht kategorisch den Ausspruch betriebsbedingter Kündigungen ausschließen. Darüber hinaus sind seit 1999 bereits über 100 Arbeitsplätze im Theater abgebaut worden, so dass im Falle weiteren Personalabbaues die Grenze der Spielfähigkeit des überregional wirkenden Theaters gefährdet wäre.

Der schwierigen finanziellen Situation des Theaters Rechnung tragend, haben die Gewerkschaften ihre Bereitschaft zum Abschluss eines weiteren Haustarifvertrages erneuert und ein konkretes Angebot vorgelegt. Hiernach würden die künstlerisch Beschäftigten vollständig auf ihr 13. Monatsgehalt, die Beschäftigten der Technik und Verwaltung in gleichem Umfang auf Teile ihres monatlichen Einkommens verzichten. Demgegenüber sichert die Theaterleitung für die Laufzeit des 4-jährigen Haustarifvertrages zu, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Darüber hinaus sind die Gewerkschaften bereit, einen sozialverträglichen Personalabbau mitzutragen. Ein Hinderungsgrund für das Zustandekommen eines entsprechenden Haustarifvertrages ist derzeit im Geltungsbereich des TVöD noch die Frage der Tarifbindung, da sich die Stadt bislang weigert, den gesetzlichen Schutz durch das Tarifvertragsgesetz mit ver.di zu vereinbaren.

Der Justiziar der Deutschen Orchestervereinigung e. V. (DOV), Andreas Masopust, als Verhandlungsführer für die Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie zum Angebot der Gewerkschaften: "Wir sind bereit, entsprechende Haustarifverträge mit Gehaltsverzicht in Höhe von ca. 1 bis 1,2 Mio. Euro pro Jahr sofort zu unterzeichnen und bieten der Stadt ausdrücklich unsere konstruktive Mithilfe bei eventuell beabsichtigten strukturellen und inhaltlichen Veränderungen des Theaters an. Im Gegenzug erwarten wir jedoch, dass sowohl die Theaterleitung als auch die Stadt Chemnitz das Angebot der Theaterbeschäftigten zum Gehaltsverzicht entsprechend würdigt und nicht gleichzeitig mit Kündigungen im Theater droht". Der Verhandlungsführer von ver.di, Michael Kopp: "Der Abschluss eines Haustarifvertrages ohne die Tarifbindung im TVöD ist für uns nicht vorstellbar , auch hier fühlen sich die Theatermitarbeiter als Beschäftigte 2. Klasse. Die Stadt Chemnitz sollte hier ihre bisherige Auffassung noch einmal überdenken und nicht leichtfertig das Angebot der Beschäftigten zum Gehaltsverzicht ausschlagen", so Kopp abschließend.

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