Die 1961 geborene schwedische Klangkünstlerin Hanna Hartman erhält den vom Südwestrundfunk gestifteten Karl-Sczuka-Preis 2005 für Hörspiel als Radiokunst für ihr Hörstück „Att fälla grova träd är förknippat med risker“ („Das Fällen hoher Bäume ist mit Risiken verbunden“). Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert. Der mit 5000 Euro dotierte Karl-Sczuka-Förderpreis 2005 geht an die in Berlin arbeitende Autorin und Hörspielmacherin Antje Vowinckel (Jahrgang 1964) für ihre Autorenproduktion „Call me yesterday“. Die öffentliche Preisverleihung findet am 15. Oktober um 9.30 Uhr im Rahmen der Donaueschinger Musiktage statt.

Die unabhängige Jury unter Vorsitz des Literaturwissenschaftlers Klaus Ramm gab für ihre Entscheidung folgende Begründung: „Hanna Hartmans hochkonzentrierte Klangkomposition wird von den beiden im Titel angedeuteten Motiven des Fällens und Fallens bestimmt. Durch die hörlupenartige Präsentation des Materials verlieren die Klänge ihre umstandslose Identifizierbarkeit, sie werden mehrdeutig, beginnen zu schillern und abgelöst von ihrer Semantik ein musikalisches Eigenleben zu entfalten. Das Stück gewinnt seine Schlüssigkeit aus einer äußerst ökonomischen Strukturierung: Die aperiodischen Sequenzen sind in harten Schnitten mit genau ausgehörten Pausen zueinander gefügt. Ein eindringliches, körperlich herausforderndes Klangerlebnis, das die eigene Hörwahrnehmung ständig auf die Probe stellt und dessen Klarheit beunruhigend bleibt.“

Neben Klaus Ramm gehörten der Jury an: der Schriftsteller Marcel Beyer, der Medienkritiker Frank Kaspar, sowie als Musikexperten die Kritikerin Monika Lichtenfeld und der Musiktheater-Regisseur und frühere Freiburger Musikhochschulrektor Johann-Georg Schaarschmidt. Die Jury hatte in diesem Jahr 63 Werke zu beurteilen, die von 86 Bewerberinnen und Bewerbern aus 18 Nationen eingereicht worden waren.
Neben Auftragsproduktionen für deutsche und ausländische Radiosender waren unter den Einreichungen 19 freie Autorenproduktionen. Wie schon in den vergangenen Jahren ist die Zahl junger Bewerber erneut gestiegen: 40 Prozent der Einreichenden sind nach 1960 geboren.

1955, vor genau 50 Jahren, wurde der vom damaligen Südwestfunk Baden- Baden gestiftete Karl-Sczuka-Preis erstmals vergeben. Der Preis ist benannt nach dem SWF-Hauskomponisten der ersten Nachkriegsjahre und prämiert laut Satzung die „beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt“. Nach anfänglich zweijährigem Turnus wird die Auszeichnung seit 1967 jährlich vergeben. Seit 1972 findet die Verleihung im Rahmen der Donaueschinger Musiktage statt.

Hanna Hartmans Hörstück „Att fälla grova träd är förknippat med risker“ („Das Fällen hoher Bäume ist mit Risiken verbunden“) ist als Auftragswerk für das Nationale Schwedische Konzertinstitut „Rikskonserter“ entstanden. Es wurde am 8. Dezember 2004 uraufgeführt in einem Programm zum vierzigjährigen Jubiläum des Studios für Elektronische Musik in Stockholm (EMS), das in Sveriges Radio übertragen wurde. Hanna Hartman, geboren 1961 in Uppsala Schweden, studierte 1982-88 Theater- und Literaturwissenschaft an der
Universität Stockholm, 1989-91 an der Staatlichen Hochschule für Film, Theater, Radio und interaktive Medien (Dramatiska Institutet) und 1992 ebenfalls in Stockholm am EMS (Electro Acoustic Music). 1997 weitere Ausbildung für interaktive Medien an der Staatlichen Hochschule für Film, Theater, Radio und Interaktive Medien ( Dramatiska Institutet) und 1998 am EMS (Electro Acoustic Music), Stockholm. Mit eigenem Studio übersiedelte sie 1998 nach Kopenhagen und 2000 nach Berlin. Mehrere Auszeichnungen, u.a. Prix Europa (1998) und Karl-Sczuka-Förderpreis (2000).

Antje Vowinckels Autorenproduktion „Call me yesterday“ wurde von der Filmstiftung NRW gefördert. Die Uraufführung findet am 22. September beim Festival für Zeitgenössische Musik in Alicante statt und wird vom Spanischen Rundfunk (RNE) gesendet. Antje Vowinckel, 1964 in Hagen/ Westfalen geboren, studierte Germanistik und Musik in Bielefeld. Nach ihrer Promotion über „Collagen im Hörspiel - die Entwicklung einer radiophonen Kunst“ und einem Volontariat beim SWF in Baden-Baden arbeitete sie eine Zeit lang als Hörspieldramaturgin beim SWR. Seit 2000 ist sie als freie Hörspielautorin und -regisseurin in Berlin tätig. Mehrere Auszeichnungen, u.a. Prix Europa (2000), Plopp-Award (2000) und Hörspielpreis der Akademie der Künste (2001, zusammen mit Falk Richter).