Voller Tatendrang starten die Händel-Festspiele nach zweijähriger Zwangspause in ihre große Jubiläumssaison. Neben der Neuproduktion von „Orlando“, mit der das Festival am 27. Mai im Opernhaus Halle eröffnet wird, nehmen dabei zahlreiche weitere Programmpunkte Bezug auf das Gründungsjahr 1922. Ein spannender Rückblick auf hundert Jahre Händel-Rezeption, für den unter anderem auch mehrere der damals erstellten Strichfassungen und Orchesterbearbeitungen rekonstruiert wurden, die das Publikum nun neu entdecken kann.
Nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen freuen sich die Händel-Festspiele endlich wieder mit voller Platzauslastung in den Verkauf zu gehen und damit noch mehr Kartenwünsche erfüllen zu können.
Egbert Geier, Bürgermeister der Stadt Halle: „Seit den 1940er Jahren wird das Festival ganz maßgeblich von der Stadt mitgetragen. Und den Zusatz ‚Händelstadt‘ trägt Halle mit Stolz. Umso schmerzlicher, dass wir nun zwei Jahre in Folge auf die Händel-Festspiele verzichten mussten. Nicht nur Freundinnen und Freunde der Barockmusik werden gespürt haben, was für eine große Lücke die Absagen ins Kulturleben gerissen haben – ins städtische, aber auch ins Kulturleben von ganz Sachsen-Anhalt. Die Hoffnung ist ebenso groß wie berechtigt, im Jubiläumsjahr 2022 wieder ‚unseren‘ Komponisten feiern und seine Musik genießen zu dürfen. Darauf freue ich mich sehr und ich bin überzeugt, dass wir erleben: Die Zuneigung zu Händel ist ungebrochen.“
Rückblick auf 100 Jahre Händel in Halle
Opernfans dürfen sich neben dem „Orlando“ noch auf vier weitere Bühnenwerke Händels freuen. Wobei die Premiere des „Caio Fabbricio“ die erste Aufführung dieses virtuosen Pasticcios in der Neuzeit markiert. Ergänzt durch fünf (teilweise ebenfalls szenisch aufgeführten) Oratorien des Komponisten. Bis zum 12. Juni gilt es im Rahmen der Jubiläums-Festspiele ein überaus breit gefächertes Angebot zu erleben, das neben traditionellen Veranstaltungen wie beispielsweise den Open-Air-Konzerten in der Galgenbergschlucht, in der u.a. Händels „Feuerwerksmusik“ erklingt und von einem spektakulären Höhenfeuerwerk untermalt wird, inhaltlich durch zwei Schwerpunkte geprägt wird.
Zum einen werden anlässlich des runden Geburtstages alle 9 Konzert-, Opern- und Oratorienprogramme des Jahres 1922 inkl. Festvortrag und Festgottesdienst ausgehend von den historischen Quellen neu adaptiert. Wobei einzelne Veranstaltungen nicht nur an ihren historischen Orten erklingen, sondern in mehreren Fällen sogar von denselben hallischen Ensembles bestritten werden, deren Vorfahren bereits im Gründungsjahr mit von der Partie waren. Eine spannende Aufgabe und Herausforderung für die gesamte Festspiel-Familie.
Den zweiten Schwerpunkt bildet die Begegnung mit einer prominenten Reihe von ehemaligen Händel-Preisträgerinnen und -Preisträgern, die es sich nicht nehmen ließen, im Jubiläumsjahr in die Geburtsstadt des Komponisten zurückzukehren, um hier gemeinsam mit ihrem Publikum zu feiern. Diese und weitere international renommierte Stars der Alten Musik Szene sind zu erleben wie William Christie, Jordi Savall, Philippe Jaroussky, Vivica Genaux oder Valer Sabadus. Unterstützt von international gefragten Originalklangensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, Wolfgang Katschners Lautten Compagney, Les Arts Florissants und das portugiesische Ensemble Divino Sosprio, das sich 2022 erstmal in Halle vorstellt. Aber auch Händel-Fan Donna Leon, die einen musikalisch-literarischen Abend gestalten wird, gastiert in Halle mit dem italienischen Barockorchester Il Pomo d’oro.
Händel für Alle
Zusätzlich zu den großen Opern und Oratorien sowie dem breit aufgestellten Angebot an Kammermusik, Orchester-, Chor- und Kirchenkonzerten finden sich im Festivalkalender erneut spannende neue Formate, die Händels Musik im Kontext des 21. Jahrhunderts neu denken. Sei es mit den jazzigen Adaptionen des „Händel-Songbook“, dem 2018 ins Leben gerufenen „Poetry Slam“ oder den Baroque Lounges. Hierbei werden die Festspiele in diesem Jahr erstmals mit dem WUK Theater Quartier zusammenarbeiten und zur großen Club-Nacht laden.
Darüber hinaus locken zahlreiche Events, bei denen die Stadt selbst zur Bühne wird. So unter anderem mit der Feierstunde und Straßentheater auf dem Marktplatz oder mit Wandelkonzerten im Botanischen Garten oder bei der „WasserMusik“ auf der Saale. Nicht zu vergessen mehrere Gratisangebote wie die große Orgelnacht am 27. Mai oder das traditionelle Familienfest am folgenden Tag.
Clemens Birnbaum: „Danken möchte ich allen, die es uns ermöglichen, unser Jubiläum zu feiern. Die Stadt Halle (Saale) und das Land Sachsen-Anhalt sind an vorderster Stelle zu nennen. Auch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien beteiligt sich an der Finanzierung, wofür ich mich herzlich bedanke. Lotto Sachsen-Anhalt präsentiert seit einigen Jahren die „Messiah“-Aufführung. Eng verbunden fühlen wir uns auch mit der Saalesparkasse. Gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ermöglicht sie uns u. a. eine herausragende Opernaufführung. Für die Unterstützung festlicher Konzerte sei ferner der Halleschen Wohnungsgesellschaft, der GP Günter Papenburg AG, den Stadtwerken Halle, der Mitteldeutschen Barockmusik, der Orbis Real Estate und Kathi gedankt.“