Bei den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen, die vom 17. bis 28. Mai 2012 unter dem Thema „Liebe und Eifersucht“ stattfinden, beginnt eine neue Ära: Mit der Aufführung des Oratoriums „Esther“ am Eröffnungsabend, 17. Mai, gibt der neue Künstlerische Leiter Laurence Cummings seinen Einstand. Vom Cembalo aus dirigiert der renommierte Händel-Experte bei diesem selten aufgeführten Werk in der Fassung von 1732 den NDR Chor (Einstudierung Robert Blank) und das FestspielOrchester Göttingen. Am 18. Mai hat die diesjährige Opernproduktion „Amadigi di Gaula“ im Theater Göttingen Premiere. Als Regisseurin konnte Sigrid T’Hooft gewonnen werden, die als Spezialistin für barocke Gestik und Barocktanz eine international herausragende Stellung einnimmt. Die musikalische Leitung übernimmt der renommierte Dirigent Andrew Parrott. Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Stephan Dietrich verantwortlich, der bereits die Ausstattungen für Barockoper und barockes Ballett für historische Theater in Drottningholm und Bayreuth schuf.

Zwanzig Jahre lenkte Nicholas McGegan mit großem Erfolg die künstlerischen Geschicke der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen. Nun übernimmt der ebenfalls aus Großbritannien stammende ausgewiesene Händel-Spezialist, Dirigent und Cembalist Laurence Cummings die Künstlerische Leitung der weltberühmten Festspiele. Seit 1999 ist er – von der historisch-informierten Aufführungspraxis kommend – Musikalischer Leiter des London Handel Festival und Berater des Londoner Handel House Museums. Als Operndirigent gastierte er u. a. an der English National Opera, in Göteborg und beim Glyndebourne Festival. Darüber hinaus leitet Laurence Cummings regelmäßig The English Concert und The Orchestra of the Age of Enlightenment, sowie verschiedene Orchester in ganz Europa und den USA. Händel vertonte den mitreißenden Stoff „Esther“ bereits 1718. Er schuf damit sein erstes Werk in englischer Sprache, an dem ein Chor maßgeblich an der Handlung beteiligt ist und legte den Grundstein für all die späteren englischsprachigen Oratorien, die seinen Ruhm als englischer Nationalkomponist begründen sollten. 1732 erweiterte Händel sein Frühwerk zu dem dreiaktigen, festlichen Oratorium, wie es am 17. Mai 2012 bei den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen 280 Jahre später erklingen wird.

Zum ersten Mal seit Gründung der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen steht die Oper „Amadigi di Gaula“ auf dem Programm. Damit unterstreicht das Festival seinen Anspruch, sämtliche Opern Händels in Göttingen zur Aufführung zu bringen. Mit der Verpflichtung von Sigrid T’Hooft kommt eine der gefragtesten Regisseurinnen im Bereich des historischen Musiktheaters erstmals nach Göttingen. Eine ihrer letzten Inszenierungen, Händels „Radamisto“, sorgte bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe sowohl beim Publikum als auch in der Presse für fulminante Begeisterung. Die Produktion wurde mehrmals im Magazin „Opernwelt“ nominiert. Zusammen mit ihrem künstlerischen Team, dem Kostüm- und Bühnenbildner Stephan Dietrich und dem Tanz-Ensemble Corpo Barocco präsentiert T’Hooft eine Barockoper für alle Sinne. Händels Musik verbindet sich mit historisch informierter Gestik und Choreografie und den barocken Formen des Bühnenbilds zu einem sinnlichen Erlebnis für Augen und Ohren. „Amadigi di Gaula“ basiert auf dem mittelalterlichen Ritterroman „Amadis de Gaula“. Händel komponierte die Musik während seines Aufenthaltes beim Earl of Burlington, dem er das Werk auch widmete, das am 25. Mai 1715 am Londoner King’s Theatre uraufgeführt wurde. Den Erfolg von „Amadigi di Gaula“ und seines immer aktuellen Themas belegt die mehrfache Wiederaufnahme in den Folgejahren. In Hamburg wurde die Oper 1717 unter dem Titel „Oriana“ herausgebracht. Solisten der Göttinger Aufführungen unter dem Dirigat von Andrew Parrott sind Mareike Braun (Amadigi), Stefanie True (Oriana), Judith Gauthier (Melissa), Markéta Cukrová (Dardano) und Johanna Neß (Orgando). Nach der Premiere am 18. Mai folgen weitere Aufführungen am 19., 21., 22., 26. und 28. Mai 2012.

Ganz im Zeichen des berühmten barocken Komponisten Georg Friedrich Händel stehen auf dem diesjährigen Programm 35 Konzerte von Star-Solisten wie Simone Kermes oder dem international erfolgreichen Blockflötisten Maurice Steger. Ragna Schirmer, zweimalige Gewinnerin des Leipziger Bach-Wettbewerbs und Grimme-Preisträger Christian Brückner setzen die Lebensbeichte von Händels Augenschneider John Taylor in Musik und Szene. Die Aufführung des Oratoriums „Solomon“ am 24. Mai ist ein weiterer Höhepunkt der Festspiele. Das Elbipolis Barockorchester und der Chor des Schleswig-Holstein Musik Festivals unter der Leitung von Rolf Beck fügen sich nahtlos in das Programm der Festspiele, die unter die Top Ten der Barockmusik zählen.