Mit Uraufführungen von vier italienischen und drei österreichischen Komponisten legen die Donaueschinger Musiktage 2005 einen deutlichen Akzent auf die zeitgenössische Musikproduktion dieser Länder. Einschließlich der beiden SWR2 NowJazz-Sessions sind vom 14. bis zum 16. Oktober 2005 insgesamt 18 Uraufführungen und zwei Deutsche Erstaufführungen von Komponisten aus elf Nationen zu hören. Wie immer sind alle Werke, die bei dem weltweit ältesten und renommiertesten Festival für Neue Musik zur Uraufführung gelangen, im Auftrag des SWR entstanden. Drei Wochen vor Beginn der Musiktage sind die meisten Konzerte ausverkauft. Für einzelne Veranstaltungen sind nur noch wenige Restkarten erhältlich.

"FAMA" von Beat Furrer
Einer der Höhepunkte des renommiertesten Festivals für Neue Musik ist in diesem Jahr eine Koproduktion von zwei Schweizer Künstlern, interpretiert von einem österreichischen und einem deutschen Ensemble: Das Hörtheater FAMA von Beat Furrer, inszeniert von Regisseur Christoph Marthaler, aufgeführt vom Klangforum Wien und den Neuen Vocalsolisten Stuttgart unter Leitung des Komponisten. Nachdem die Karten für alle drei geplanten Aufführungen vom FAMA ausverkauft waren, wurde wegen der großen Nachfrage eine vierte Aufführung am Freitag, 14.10., 23 Uhr ins Programm aufgenommen, die mittlerweile ebenfalls ausverkauft ist. Furrers Komposition FAMA ist inspiriert von zwei Texten: einer Erzählung aus Ovids Metamorphosen sowie der Novelle "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler. Für das Projekt, das zwischen Installation, Theater und Konzertereignis anzusiedeln ist, wird eigens ein Raum in die für die Aufführung vorgesehene Donauhalle B gebaut.
Dabei handelt es sich um ein faltbares modulares Meta-Instrument mit beweglichen Schwellkörpern, gleich einer überdimensionierten Orgel, in dessen Innenraum das Publikum sitzt. Hörraum und Aktionsraum gehen so nahtlos ineinander über.

Klangforum Wien
Restlos ausverkauft ist auch das zweite Konzertereignis mit Beteiligung des Klangforums Wien, das als Ensemble in Residence der diesjährigen Donaueschinger Musiktage bezeichnet werden kann. Neben den vier Aufführungen von Beat Furrers Fama bestreitet dieses führende österreichische Ensemble am Sonntag, 16. Oktober, 11.00 Uhr noch ein Kammerkonzert mit Uraufführungen von Pierluigi Billone, Juliane Klein, Salvatore Sciarrino und Marco Stroppa.

Orchesterkonzerte
Akzente setzen die Donaueschinger Musiktage in diesem Jahr erneut auch im Bereich der Orchestermusik: Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg gastiert bereits im 55. Jahr ? gewissermaßen als das "Hausorchester" des Festivals ? in Donaueschingen. Gemeinsam mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart und dem Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR bestreitet es die großen Konzerte zu Eröffnung und Abschluss des Festivals, die auch live in SWR2 übertragen werden. Das Eröffnungskonzert, bei dem Werke von Wolfgang Suppan, Caspar Johannes Walter und Bernhard Lang zu hören sind, leiten Sylvain Cambreling und Marcus Creed. Das Abschlusskonzert mit Werken von Clemens Gadenstätter, Philippe Schoeller, Franco Donatoni und Klaus Ospald dirigiert Peter Hirsch. Am Samstagabend spielt die Radio Kammerfilharmonie Hilversum (ehemals Radio Kammerorchester Hilversum) unter der Leitung von Peter Eötvös Werke von Samir Odeh-Tamimi, Valerio Sannicandro, Lars Petter Hagen und Dai Fujikura. Für diese drei Konzerte sind nur noch Stehplatzkarten erhältlich.

Raum-Klang-Konstellationen
Freunde individueller Raum-Klang-Konstellationen kommen in diesem Jahr in Donaueschingen erneut auf ihre Kosten: Während bei Beat Furrers FAMA das Publikum gewissermaßen in einem Instrumentalkorpus sitzt, agiert bei Bernhard Langs Komposition "DW 17 Double/Schatten II? das Orchester im Konzertsaal visuell und akustisch deutlich von Publikum getrennt: Die Orchesterklänge werden als Arena abgebildet. Mit "Auto Auto Auto? geht Johannes S. Sistermanns in drei Teilen im gesamten Stadtgebiets Donaueschingens der Frage nach, was Autos nachts wohl träumen.

Jazz
Die beiden SWR2 NOWJazz-Sessions bestreiten der japanische Gitarrist und Elektronik-Musiker Otomo Yoshihide mit seinem neuen Quartett (14.10.) und der amerikanische Saxophonist Ken Vandermark mit seiner "Territory Band 4" (15.10.). Den Gegensatz zwischen den beiden Gruppen könnte man oberflächlich auf das Gegensatzpaar laut und leise reduzieren. Doch die Differenz zwischen Vandermark’s "Territory Band 4" und dem Quartett Otomo Yoshihides liegt tiefer. Es handelt sich um zwei ästhetisch nahezu unvereinbare Positionen: Während der in Boston aufgewachsene Saxophonist Ken Vandermark sein musikalisches Umfeld in der hochenergetischen Free-Jazz-Szene Chicagos fand, gilt Otomo Yoshihide als Vertreter des extremen Reduktionismus. Während das Konzert von Otomo Yoshihide, das auch live in SWR2 übertragen wird, ausverkauft ist, sind für Vandermark’s "Territory Band 4" noch wenige Restkarten erhältlich.

Karl-Sczuka-Preis
Wie in jedem Jahr seit 1972 wird auch der Karl-Sczuka-Preis in Donaueschingen vergeben: In diesem Jahr geht er an die Schwedische Klangkünstlerin Hanna Hartman. Den Karl-Sczuka-Förderpreis 2005 erhält die Berliner Hörspielmacherin Antje Vowinckel. Zugleich begeht der international renommierteste Preis für akustische Kunst in diesem Jahr in Donaueschingen sein 50. Stiftungsjubiläum. Zu diesem Anlass richtet SWR2 in Kooperation mit dem Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in der Musikschule der Stadt eigens eine Hörbar ein, in der die Festivalbesucher ganz individuell die Preiswerke der vergangenen 50 Jahre abrufen und nachhören können.

Alle Konzerte der Donaueschinger Musiktage werden mitgeschnitten und in SWR2 gesendet. Live übertragen werden das Eröffnungskonzert am 14.10. um 20 Uhr, das Abschlusskonzert am 16.10. ab 17.00 Uhr - im Rahmen des von Europarat, Europäischer Rundfunkunion (EBU) und Prix Europa Radio gemeinsam organisierten Radio Day of European Cultures - sowie die SWR2 NOWJazz-Session mit Otomo Yoshihide am 14.10. um 23.03 Uhr.

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