Für sein "umfangreiches Lebenswerk an der Schnittstelle zwischen Elektronik und Instrumentalmusik" hat der englische Komponist Jonathan Harvey (geb. 1939) den erstmals vergebenen Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik entgegengenommen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Samstag, 24.11.2007 im ZKM | Karlsruhe im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung mit anschließendem Konzert überreicht. Die vier mit je 8.000 Euro dotierten Produktionspreise des Giga-Hertz-Preises erhalten der im Elsass geborene Komponist Mark Andre (geb. 1964), Daniel Mayer (geb. 1967) aus Österreich, Flo Menezes (geb. 1962) aus Brasilien und der in Köln lebende Zypriote Vassos Nicolaou (geb. 1971). Die Produktionspreise sind Realisationsstipendien, mit denen die Künstler ihre eingereichten Projekte am ZKM | Institut für Musik und Akustik beziehungsweise am EXPERIMENTALSTUDIO für akustische Kunst e.V., Freiburg verwirklichen können.

Die siebenköpfige, international besetzte Fachjury begründete die Entscheidung für Jonathan Harvey folgendermaßen: "Jonathan Harvey hat sich als einer der herausragenden Komponisten aus dem Umfeld Karlheinz Stockhausens dadurch ausgezeichnet, dass er die Möglichkeiten der Spektralanalyse von Klängen in sinnlicher Weise auf sein kompositorisches Oeuvre zu übertragen weiß. Sein spielerischer Umgang mit zeitgemäßer Musikinformatik weist ihn als einen Künstler aus, der frei von überkommenen Tabus musikalisches Neuland fand." Mitglieder der Jury waren die Komponisten Pierre Boulez, Wolfgang Rihm und Horacio Vaggione sowie Peter Weibel (ZKM), Armin Köhler (SWR2), Ludger Brümmer (ZKM | Institut für Musik und Akustik) und Detlef Heusinger (SWR-EXPERIMENTALSTUDIO).

Der Giga-Hertz-Preis wird ab sofort jährlich an Komponisten aus dem Bereich der elektronischen und akusmatischen Musik vergeben. Mit einer Preissumme von 47.000 Euro ist er der weltweit höchstdotierte Preis für elektronische Musik. Ausgerichtet wird er gemeinsam vom EXPERIMENTALSTUDIO des Südwestrundfunks (SWR) und dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. Träger sind die Stadt Karlsruhe und das Bundesland Baden-Württemberg. Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Günther Oettinger. Gewidmet ist die Auszeichnung dem Andenken des Physikers Heinrich Hertz (1857-1894), der Ende des 19. Jahrhunderts an der Karlsruher Technischen Universität lehrte und dort die elektromagnetischen Wellen entdeckte.