Im Zusammenhang mit den derzeit am Städtischen Theater Chemnitz laufenden Haustarifverhandlungen kritisieren die Gewerkschaften die starre Haltung der Stadt zur Finanzierung des Theaters. Seit über acht Jahren verzichten die Beschäftigten des gesamten Hauses durchgehend auf erhebliche Anteile ihres Gehalts. Da die Stadt trotz steigender Kosten ihre Zuschüsse an die Theater GmbH in dieser Zeit nicht erhöht hat, wurde in den bislang seit dem Jahr 2000 abgeschlossenen drei Haustarifverträgen das Verzichtsvolumen ständig erhöht. So haben beispielsweise die künstlerisch Beschäftigten neben dem kompletten 13. Monatsgehalt seit Sommer 2005 auf die ihnen nach den jeweiligen Flächentarifverträgen zustehenden Tariferhöhungen verzichtet. Beschäftigte in Technik und Verwaltung verzichten derzeit auf 12,5 % ihres monatlichen Einkommens. Bedingung für diesen weitgehenden Verzicht war allerdings, dass die in dem Zeitraum anfallenden Tariferhöhungen spätestens ab dem 1. August 2008 gezahlt werden. Diesen Kompromiss haben die Gewerkschaften seinerzeit mit dem damaligen Chemnitzer Oberbürgermeister, Dr. Peter Seifert, vereinbart.

In den derzeit stattfindenden neuen Haustarifverhandlungen will die Stadt von diesem im auslaufenden Haustarifvertrag vereinbarten Kompromiss nichts mehr wissen und fordert von den Gewerkschaften dessen Streichung mit der Folge, dass die Beschäftigten zusätzlich zu dem bereits geleisteten Verzicht bis einschließlich 2012 auf sämtliche Tariferhöhungen, einschließlich der noch nicht gezahlten Ost-West-Anpassungen, verzichten sollen. Aus Sicht der Gewerkschaften ist diese Forderung nicht akzeptabel, zumal seit 1999 bereits über 100 Arbeitsplätze im Theater abgebaut wurden.

Dazu erklärt der Justiziar der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), Andreas Masopust, als Verhandlungsführer für die Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie: „Die Beschäftigten des Theaters Chemnitz sind auch für weitere drei Jahre zum Gehaltsverzicht in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro pro Jahr bereit. Allerdings muss sich auch die Stadt an den abgeschlossenen Haustarifvertrag und die Zusage des seinerzeitigen Oberbürgermeistes halten. Wir appellieren daher an die Stadt, die anstehenden Tariferhöhungen durch entsprechende Zuschusserhöhung an die GmbH auch den Beschäftigten des Theaters zukommen zu lassen“. Masopust weiter: „Während die Chemnitzer Oberbürgermeisterin öffentlich verkündet, dass die finanzielle Situation der Stadt solide sei und die Tariferhöhungen des öffentlichen Dienstes für die unmittelbar bei der Stadt Beschäftigten gezahlt werden, verweigert man diese Tariferhöhungen den Theaterbeschäftigten und droht hier sogar mit dem Ausspruch betriebsbedingter Kündigungen. Die Stadt ist dabei, ihren guten Ruf als Kulturstadt zu verspielen. Sowohl die Kunstsammlungen als auch das Theater sind bekannte Chemnitzer Markenzeichen. Sollte die Stadt bei ihrer bisherigen Haltung zur Theaterfinanzierung bleiben, drohen Theater und Philharmonie der Abstieg in die Regionalliga.“. Der Verhandlungsführer von ver.di, Michael Kopp: „Wir lehnen es ab, dass die Beschäftigten am Theater in Chemnitz wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden.“

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