Am kommenden Sonntag blickt die Musikwelt nach Gera, wenn im Konzertsaal des Theaters die deutschlandweit einzige Veranstaltung zum 30. Todestag des Komponisten Paul Dessau (1894-1979) stattfindet. In der DDR gehörte er neben Hanns Eisler zu den wichtigsten Repräsentanten der Musikkultur, obwohl er sich keineswegs linientreu verhielt. Seine Vertonungen der Texte Bertolt Brechts, mit dem er ab 1942 zusammenarbeitete, machten ihn international bekannt. Dazu zählen die Opern "Die Verurteilung des Lukullus" (1951/1968) und "Puntila" (1966) sowie zahlreiche Bühnenmusiken. Daneben schrieb er weitere Opern, Orchesterwerke, Klavier- und Kammermusik, Lehrstücke, politische Gebrauchsmusik und zahlreiche Filmmusiken.

In Gera wird nun auf eine bisher völlig unbekannte Seite seines Schaffens
hingewiesen: Psalmvertonungen, Synagogal- und Orgelmusik. Dabei erleben drei Werke ihre Uraufführung, so unter anderem seine erste nachweisbare Komposition religiösen Inhalts, die 1919 entstandene Kantate "Erlösung durch die Wahrheit" für Sopran und Orgel, die aus der Originalhandschrift des Komponisten übertragen wurde. Das Konzert erinnert an die jüdischen Wurzeln des Tonschöpfers, dessen Urgroßvater und Großvater bekannte Kantoren der deutsch- israelitischen Gemeinde in Hamburg waren. Es wird im Rahmen der thüringenweiten Konzertreihe "Neue Wege zur Musik - Wege zur Neuen Musik" von den Klang Projekten Weimar e.V. in Zusammenarbeit mit Theater & Philharmonie Thüringen veranstaltet. Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Wolfgang M. Nosen, hat die Schirmherrschaft übernommen. Maxim Dessau, Regisseur und Sohn des Komponisten aus der Ehe mit Ruth Berghaus, hat sein Kommen angesagt.