Künstliche Intelligenz mit menschlicher Intuition zu verbinden ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts am Zentrum für Musiktheorie der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Das am 1. Oktober startende Projekt wird von Musiktheorieprofessor Jörn Arnecke geleitet und durch den Stifterverband und das Thüringer Wissenschaftsministerium im Rahmen des Programms „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“ unterstützt.

„Musik-Automat – Mit der KI im musikalischen Frage-Antwort-Spiel“ lautet der Titel des Projekts. Musiker*innen sollen dazu animiert werden, im musikalischen Dialog Einfälle zu kreieren – in gewisser Weise vergleichbar mit dem ChatGPT-Format, aber speziell entwickelt für musikalisches Material. Der Musik-Automat greift dabei spielerisch zwei Kernbereiche der Lehre auf und macht sie kreativ nutzbar: das Erfinden von musikalischen Ansätzen und das Entwickeln vorhandener Ideen.

Das Hauptziel des Projektes besteht darin, neue Methoden zur Musikdatenverarbeitung mit neuronalen Netzen zu erforschen und eine leistungsfähige und lehrreiche App zu schaffen. Sie wird in einen Webbrowser implementiert und ermöglicht den Nutzer*innen, interaktiv Noten einzugeben und „live“ zu komponieren – fast wie ein Spiel, bei dem Mensch und Maschine die musikalischen Sätze des anderen beginnen, fortsetzen und beenden können.

„Musiktheorie beinhaltet das Schreiben in historischen Stilen, um aus dieser Erfahrung heraus Musik besser verstehen und analysieren zu können“, erläutert Prof. Jörn Arnecke, Leiter des Zentrums für Musiktheorie an der Weimarer Musikhochschule. „Mit Hilfe der KI wollen wir schneller zu improvisatorischen Ergebnissen kommen, spielerische Anreize schaffen und die Bauart der Stücke genauer erfassen.“

Beteiligt an dem Projekt ist auch der Komponist und Programmierer Alex James Vaughan, ein international vernetzter KI-Experte. „Wie man als Musiker mit Musikdaten umgeht, ist anders als bei Informatikern“, ergänzt er. „Unser Verständnis von Musik führt zu ganz anderen Herangehensweisen. Ich bin überzeugt, dass wir etwas finden werden, was andere noch nicht entdeckt haben, und das macht es so spannend.“ Zugleich wird mit diesem Projekt die Zusammenarbeit der Hochschule mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie Ilmenau vertieft, denn ein weiterer Beteiligter am Projekt, Andrew McLeod, kommt von dort.

Das Programm „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“ ist Bestandteil der 2021 erneuerten Thüringer Strategie zur Digitalisierung im Hochschulbereich, die das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit den Hochschulen entwickelt hat. Für ihre Umsetzung stellt der Freistaat jährlich mehr als fünf Million Euro zur Verfügung. Die Digitalstrategie für die Hochschulen umfasst insgesamt fünf Handlungsfelder: Digitale Hochschullehre, Digitalisierte Forschungsprozesse, Open Access, Wissenstransfer und Digitale Infrastruktur.

Nähere Informationen: www.stifterverband.org/digital-lehrfellows-thueringen