INTRO: Neun internationale Künstlerinnen und Künstler starten Zusammenarbeit mit Hamburger Kultureinrichtungen. Der vierte Jahrgang des Programms für Kreative, die in Hamburg Schutz suchen, beginnt im August.

Neun Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Film, Performance, Fotografie, Kommunikationsdesign und anderen starten zum August mit neun Kultureinrichtungen und freien Gruppen ihre zwölfmonatigen Zusammenarbeiten und werden dabei durch das Programm INTRO der Behörde für Kultur und Medien gefördert. Für den neuen Jahrgang sind Künstlerinnen und Künstler zum Beispiel aus Afghanistan, aus dem Iran, aus der Türkei und der Ukraine ausgewählt worden, die ihre Profession in ihren Herkunftsländern nicht mehr frei ausüben können. Das Programm INTRO unterstützt sie dabei, in Hamburgs Kunst- und Kulturszene Fuß zu fassen. Zugleich können die teilnehmenden Kulturorte ihre künstlerischen und kulturellen Perspektiven erweitern.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das Programm INTRO verspricht in diesem Jahr erneut intensive und wichtige Zusammenarbeiten zwischen Hamburger Kulturinstitutionen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die in ihren Heimatländern nicht mehr künstlerisch arbeiten können. Das große Interesse am Förderprogramm macht die Notwendigkeit für Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern deutlich, die wegen Repression, Zensur oder Krieg ihre Heimatländer verlassen mussten. Gleichzeitig zeigt es das wachsende Interesse der Hamburger Kultureinrichtungen, sich stärker mit internationalen Perspektiven in ihrem Programm und einer Öffnung der eigenen Arbeitsstrukturen auseinanderzusetzen. Mit dokumentarisch-politischen Arbeiten über queer-aktivistische und feministische Produktionen bis hin zu partizipativen Projekten mit Kindern und Jugendlichen wird INTRO auch 2023 und 2024 zu mehr Vielfalt und neuen Perspektiven in der Kulturstadt Hamburg beitragen.“

Mit INTRO unterstützt die Behörde für Kultur und Medien die bis zu einjährige Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen oder freien Gruppen mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Es wird außerdem von einem Workshop-Programm flankiert, das die Teilnehmenden in Fragen zur Selbstständigkeit im Kulturbereich fortbildet, in die deutsche Kulturförderlandschaft einführt sowie Berufsverbände und Kunstorte vorstellt. Durch die Kooperation mit dem Programm ARTIST TRAINING der Universität der Künste Berlin werden außerdem digitale Angebote ergänzt, die das Programm um eine bundesweite Perspektive erweitern und die Vernetzung über Hamburg hinaus fördern. Die teilnehmenden Kultureinrichtungen werden außerdem in ihrem Vorhaben begleitet, transkulturelle Perspektiven in den Häusern und Projekten einzubinden.

Teilnehmende INTRO 2023 – 2024:

Diversität in Arts e. V. – Alan Ciwan
Der kurdische Schauspieler, Synchronsprecher und Übersetzer wird mündlich überlieferte, kurdische Geschichten wie Märchen und Epen recherchieren, zusammentragen und in einer interaktiven Storytelling-Performance aufbereiten. Auf diese Weise möchte er die Idee des „Dîwans“ als Versammlungsort zum Geschichtenerzählen und Ort gemeinsamer Hörpraxis wiederbeleben und in Deutschland sichtbar machen.

fluxus² e. V. – Krekar Mohammad
Der irakisch/kurdische Filmemacher und Fotograf dreht einen Dokumentarfilm über die Tischtennisplatte im Schanzenpark, um das Miteinander, den Austausch und die Perspektiven der Spielerinnen und Spieler sichtbar zu machen, insbesondere mit Blick auf das Thema Bleiberecht. Geplant ist eine enge Begleitung durch fluxus² e. V. bei allen Projektphasen bis hin zur Nachbereitung und Recherche von Verwertungs- und Veröffentlichungsmöglichkeiten.

HAJUSOM – Parichehr Bijani
Die iranische Kommunikationsdesignerin, Künstlerin und Fotografin möchte mit HAJUSOM insbesondere an zwei Projekten arbeiten: Die Workshopreihe „FEMALE POWER TODAY: Poster Design Kurs“ für Kinder wurde als Pilot im Juni 2023 getestet und soll als regelmäßiges Angebot etabliert werden. Außerdem wird sie an den Ensembleproduktionen bei Hajusom mitwirken.

K3 – Zentrum für Choreographie | Tanzplan Hamburg – Sina Saberi
Der Performer und Choreograph wird sich mit Bewegungsforschung beschäftigen und sich dabei mit traditionellen sowie aktuellen Bewegungsformen im Kontext von Entwicklungen der Performing Arts im Iran auseinandersetzen. Außerdem wird er sich intensiv mit Choreographie- und Theaterschaffenden in Hamburg vernetzen.

Kampnagel – Larry Macaulay
Der multidisziplinäre Künstler und Medienschaffende wird als „International Consultant“ das Selbstverständnis Kampnagels als „internationalem Produktionshaus“ kritisch überprüfen und ungenutzte Potentiale der Institution aufdecken. Außerdem wird er eng mit dem digitalen Entwickler und Dramaturgen Sirwan Ali zusammenarbeiten, um seine Fähigkeiten in den digitalen Künsten weiterzuentwickeln.

Kurzfilm Agentur Hamburg – Danny Daoud
Der syrische Kurator und Filmemacher organisiert seit 2015 mit Unterstützung des Goethe-Instituts ein interkulturelles Filmfestival, das Filmemacherinnen und Filmemacher im Exil mit großen Festivals zusammenbringen soll. In Kooperation mit der Kurzfilm Agentur Hamburg wird er eine neue Ausgabe als Screening in Hamburg organisieren und darüber hinaus kuratorisch im Schwerpunkt migrantisches Kino mitarbeiten. In diesem Zusammenhang wird er auch die Geschichte des nie gezeigten Abschlussfilms seines Vaters aufarbeiten, der für diesen Film von einer europäischen Filmhochschule ausgeschlossen wurde.

MOTTE – Jamil Jalla
Der Regisseur, Kameramann und Schauspieler produzierte in Afghanistan bereits erfolgreiche Spiel- und Dokumentarfilme. Mit Interviews von vier aus Afghanistan geflohenen Künstlerinnen und Künstlern wird er zusammen mit der MOTTE einen Dokumentarfilm mit dem Arbeitstitel „Die Nicht-Sichtbaren“ entwickeln, der die Wahrnehmung ihrer Kunst und ihrer selbst in Deutschland beleuchtet. Darüber hinaus wird er sich an einem filmischen Projekt aus dem Bereich der Erinnerungsarbeit beteiligen, das das Stadtteilkulturzentrum neu auflegen möchte.

Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg – Atena Eshtiaghi
Die iranische Musikerin ist auf Einladung der „Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte“ in die Stadt gekommen. Die Cellistin möchte eine 70-minütige Suite „She unsung“ für Cello, Gesang und elektronische Klangelemente komponieren und im Bürgerhaus Wilhelmsburg aufführen. Sie wird sich außerdem an der Programmplanung für 48h Wilhelmsburg beteiligen und im Projekt „Female Voices“ mitwirken. Eine intensive Vernetzung mit Akteurinnen und Akteuren in Wilhelmsburg und auf der Veddel ist geplant, außerdem ist eine Kooperation mit der Elbphilharmonie angedacht.

TONALi – Olha Duzhak
Die Kinderbuchautorin und Kulturprojektmanagerin aus der Ukraine wird einen eigenen Arbeits- und Wirkungsbereich auf dem TONALi Campus erhalten und sich hier kleineren Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen widmen wie auch einem größeren Vorhaben: „Musikalische Märchen Hamburgs“, ein Projekt, das gemeinsam mit Kindern entwickelt werden soll und das Märchen anhand von historischen und kulturellen Wahrzeichen Hamburgs und mit klassischer Musik erzählt. Eine Aufführung und Print-Dokumentation ist geplant.

 

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