Tief bestürzt müssen wir mitteilen, dass der Rektor der Folkwang Hochschule Prof. Dr. Martin Pfeffer (52) am heutigen Freitag, 2. Mai, gestorben ist. Auch wenn wir um seine schwere Krankheit wussten, trifft uns sein Tod doch heute überraschend und schmerzlich endgültig. Lehrende, Studierende, MitarbeiterInnen und KollegInnen haben einen Rektor verloren, der durch seine Persönlichkeit maßgeblich und entscheidend die Geschicke der Folkwang Hochschule in den letzten acht Jahren gelenkt und geprägt hat. Die Folkwang Hochschule trauert tief.

Der am 6. November 1955 in Fulda geborene Pfeffer studierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen die Fächer Musik und Geschichte für das Lehramt und unterrichtete nach dem 2. Staatsexamen an verschiedenen pädagogischen Institutionen wie Musikschule, Gymnasium, Gesamtschule, Grundschule und sozialpädagogischen Einrichtungen.
Parallel hierzu absolvierte er ein Sologesangstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik Westfalen-Lippe (Institut Münster) und entschied sich nach kurzer Konzert- und Operntätigkeit in Freiburg 1982, doch nicht die Sängerlaufbahn einzuschlagen.
1988 wurde Pfeffer an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. mit den Fächern Musikpädagogik, Philosophie und Germanistik zum Dr. phil. promoviert.
Bis zu seiner Berufung als Professor für Musikpädagogik/Musikdidaktik 1993 an die Folkwang Hochschule in Essen arbeitete er als Schulleiter in Lauterbach/Hessen und als Mitarbeiter beim Hessischen Institut für Lehrerfortbildung (Wetzlar).

An der Folkwang Hochschule nahm er neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit auch verschiedenste Aufgaben der Selbstverwaltung wahr. Als Fachbereichsratsmitglied, Prodekan und im Veranstaltungsausschuss des Fachbereichs 2, sowie als Leiter verschiedener Berufungskommissionen und seit 1996 als Beauftragter der Lehramtsstudiengänge.
Seit 1. Oktober 2000 war Martin Pfeffer Rektor der Folkwang Hochschule. In dieser Zeit profilierte er die mittlerweile vier Folkwang Standorte in Essen, Duisburg, Bochum und Dortmund und stellte die Hochschule als „Kunsthochschule im Ruhrgebiet“ auf. Er verantwortete in den vergangenen acht Jahren damit eine im deutschsprachigen Raum einzigartige interdisziplinäre Ausbildung junger Künstlerpersönlichkeiten in den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft.
Seinem enormen persönlichen Einsatz und der unermüdlichen regionalen und nationalen Kontaktpflege ist es zu verdanken, dass Folkwang heute nicht nur stark vernetzt in der Region, sondern auch als verlässlicher kultur- und bildungspolitischer Partner im deutschsprachigen und internationalen Zusammenhang auftreten kann.
Pfeffer realisierte im Anschluss an die Zukunftswerkstatt 2002 einen Stellen- und Hochschulentwicklungsplan, der die Ausbildungsphilosophie der Hochschule auch mittelfristig deutlich veränderte und die Stärkung neuer Studieninhalte und Studiengänge ermöglicht hat. Die sich radikal wandelnden Realitäten der aktuellen Künstler- und Musikerberufe waren für ihn erstes Ausbildungskriterium. Damit öffnete sich die Folkwang Hochschule mehr als je zuvor dem „Markt“, um dort durch eigene Impulse und besonders qualifizierte Absolventen nachhaltig die Künstlerrealitäten mit zu prägen.
Zu den konkreten Leistungen des Rektorats Pfeffer gehört auch die Lösung aller bisherigen Raum- und Gebäudenotstände der Hochschule, wie beispielsweise der Neubau des Orchesterzentrums in Dortmund, die Übernahme des Thürmersaals in Bochum für die dortige Schauspielausbildung sowie der Neubau der musikwissenschaftlichen Bibliothek, der in diesem Jahr auf dem Werdener Campus beginnen wird und alle Bestände aus Essen, Duisburg und Bochum (ehemals musikwissenschaftliche Bibliothek der Ruhr Universität Bochum) zu DER musikwissenschaftlichen Bibliothek des Landes versammeln will.
Seit Oktober 2006 war Martin Pfeffer auch Vorsitzender der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) und bereits für die Amtszeit ab Oktober 2008 wiedergewählt. In dieser Funktion repräsentierte er alle 23 deutschen Musikhochschulen in Politik, Kultur und Wirtschaft und organisierte u. a. die Gründung einer deutschen Universität für Musik in China. Seit November 2006 war er außerdem im Beirat der AEC (Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen). Hier ging es ihm darum, die Bologna-Auswirkungen auf europäischer Ebene zu gestalten.
Als gefragter Berater der Politik, z.B. zum neuen Kunsthochschulgesetz, und Gutachter in zahlreichen Expertenkommissionen, national wie international, engagierte sich Pfeffer so gleichermaßen für die Neuordnung und Reformen des Musikhochschulwesens , z.B. in Bayern und Österreich, wie für die aktive Vernetzung der heimischen Region, ganz im Sinne der Kulturhauptstadt Europas _ Ruhr 2010.
Als letzte bedeutende Leistung seiner Amtszeit ist wohl die Integration der gestalterischen Studiengänge Industrial Design, Kommunikationsdesign und Fotografie der Universität Duisburg-Essen zu werten. Unermüdlich bereitete er, trotz seiner bereits schweren Erkrankung, die Rückkehr der ehemaligen Gestalter in die Folkwang Hochschule vor und konnte sie zum Januar 2008 realisieren.

Prof. Dr. Martin Pfeffer war ein überaus lebendiger Denker und vorausschauend kulturpolitischer Gestalter. Außerdem war er ein vorbildlicher Lehrer und bereichernder Mitmensch voller positiver Energie. Wir trauern schmerzhaft um ihn und werden Martin Pfeffer als Folkwängler für immer in unserer Mitte behalten.