Am gestrigen Mittwoch ist erstmals ist der Förderpreis Musikvermittlung von Musikland Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung verliehen worden. Mit dem Preis werden Konzepte gefördert, die neuen Publikumskreisen besondere Zugänge zur Musik ermöglichen. Das von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung bereitgestellte Preisgeld in Höhe von 47.000 Euro unterstützt die Realisierung von sechs Projekten.

Um den neuen Förderpreis hatten sich 90 niedersächsische Musik-Veranstalter beworben. Dies zeigt, dass es ein großes aktuelles Bedürfnis nach Entwicklung und Förderung neuer musikalischer Veranstaltungsformen gibt. Am Wettbewerb beteiligt haben sich Konzertveranstalter, Orchester, Ensembles, Theater, Festivals, Musikschulen, allgemeinbildende Schulen, KirchenmusikerInnen, Blaskapellen und Chöre aus ganz Niedersachsen. Um der Vielfalt der zahlreichen qualitätvollen Bewerbungen gerecht zu werden, haben Musikland Niedersachsen und die Niedersächsische Sparkassenstiftung die Zahl der Preisträger auf sechs erhöht.

Der Preis wurde am Abend auf der Jahreskonferenz Musikland Niedersachsen 2009 in der neuen Landesmusikakademie Wolfenbüttel verliehen. Die Konferenz versammelt die Musik-Entscheider des Landes aus den Bereichen Festival, Musiktheater, Kirchenmusik, Kulturpolitik, Stiftungen und Verbänden. Ziele sind gegenseitige Information und Austausch, fachliche Anregung, Vernetzung, Verdeutlichung von Qualitätsstandards.

Mit Musikland Niedersachsen unternimmt es ein Bundesland erstmals, die Musikkultur in ihrer Vielfalt und Breite mit Blick auf aktuelle Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster weiter zu entwickeln. Möglichst vielen Menschen, auch neuen, oft jüngeren Zielgruppen, sollen neue Zugänge zur aktiven Teilnahme am musikalischen Leben ermöglicht werden. Zu diesem Zweck hat Musikland Niedersachsen in den vergangenen 12 Monaten einen landesweiten Dienst für Musikvermittlung aufgebaut. Im Herbst ging zusätzlich die interaktive Internet-Plattform musikland-niedersachsen.de online, die erste Plattform im Web 2.0-Format für die gesamte Musikkultur in einem deutschen Bundesland. Träger des Projektes Musikland Niedersachsen ist die Stiftung Niedersachsen, unterstützt wird es zu gleichen Teilen vom Land Niedersachsen und von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Der deutschlandweit besetzten Jury des Förderpreises gehören an: Markus Lüdke (Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel), Klaus Georg Koch (Musikland Niedersachsen), Thomas Rietschel (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), Albert Schmitt (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen), Dr. Sabine Schormann (Niedersächsische Sparkassenstiftung).

Die sechs ausgezeichneten Projekte sind: „Rheingold – Der Film“ vom Musikzentrum Hannover gGmbH in Kooperation mit der Staatsoper Hannover, „I.G.O.R – I Get on Rhythm“ von der Hauptschule Kaiserpfalz Goslar, „Labor Orchester“ von den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, „Klänge, die Springe sprengen“ von Kunst und Begegnung Hermannshof, „Heiderauschen“ von der Musikschule für Kreis und Stadt Uelzen und „Haltbar gemacht“ vom Ensemble L’ART POUR L’ART.

„Rheingold – Der Film“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des MusikZentrum Hannover gGmbH, der Staatsoper Hannover, der TVN Film & TV Production und ca. 50 Jugendlichen aus Hannover. Auf der Grundlage von Wagners Musikdrama entstehen vier Musikfilmclips. Endprodukt: die DVD „Rheingold – Der Film“. Das Ergebnis wird als Filmvorführung im Opernhaus präsentiert. Innerhalb von sechs Monaten werden die Musik- und Filmsequenzen entwickelt. Workshops finden in den Bereichen Musik, Schauspiel, Komposition, Technik, Choreographie, Sport- und Stunttraining statt. Ein Besuch des „Ring des Nibelungen“ in der Staatsoper und ein Austausch mit professionellen Sängerinnen und Sängern ist Bestandteil des Projekts. Die Jugendlichen werden in Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, Förder-, Real- und Hauptschulen angesprochen.

Das Tanzprojekt „I.G.O.R.“ entspringt einer Initiative des Goslarer Komponisten Wolfgang Knuth und wird mit der Hauptschule Kaiserpfalz in Goslar realisiert. Neben der tänzerischen Umsetzung erarbeiten Schülerinnen und Schüler der Schule altersübergreifend und interdisziplinär verschiedene Aspekte zu Strawinskys Leben und Werk für eine öffentliche Präsentation und beteiligen sich an der technischen Realisation des Projektes (Bau einer Konzertmuschel).

Das Konzept zu „Labor Orchester“ wird von der Gesellschaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker e.V. getragen und wird bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker realisiert. Im Lauf eines Tages wird an mehreren Stationen eine klassische Komposition auf unterschiedliche Weise vorgestellt und erfahrbar gemacht: Durch Interpretationsvergleiche im Skulpturengarten eines Künstlerpaares, in einem begehbaren Orchester als Klanginstallation in einem ländlichen Hotel sowie in einer kompletten Konzertaufführung zum Abschluss.

„Klänge, die Springe sprengen“ wird realisiert von Kunst und Begegnung Hermannshof e.V. Der niederländische Künstler, Lautpoet und Schwitters-Interpret Jaap Blonk entwickelt eine Komposition für Laienchöre in der Region Springe. In einem gemeinsamen Prozess gehen lautpoetische Schöpfungen, Improvisation sowie standard-musikalische Muster eine neue reizvolle Verbindung ein. Der Gesangsverein Augusta seit 1887 aus Völksen sowie Mitglieder weiterer Chöre in der Kommune Springe sind die Hauptakteure; das Projekt ist offen für Sängerinnen und Sänger aus der Region. Leitfaden für die Komposition ist eine von Jaap Blonk verfasste Erzählung, in der viele Neuwortbildungen verwendet werden. Diese setzen sich zusammen aus topografischen Namen im ehemaligen Kreis Springe.

„Heiderauschen“ wurde konzipiert von Daniel Orthey und wird realisiert mit der Musikschule für Kreis und Stadt Uelzen e.V. Musik-, Grund- und Förderschüler, sowie deren Eltern setzen sich in jeweils drei Projektgruppen in Zusammenarbeit mit dem Komponisten mit einer zeitgenössischen Komposition auf künstlerische Weise auseinander (Tanz, Bildende Kunst, Theater). Ihre Ergebnisse präsentieren sie gemeinsam in einem Abschlusskonzert. Grundidee ist es, eine Lernpatenschaft zwischen Schülern, Eltern, Komponisten und professionellen Musikern aufzubauen.

„Haltbar gemacht“ ist ein Projekt des Vereins der Freunde und Förderer des Ensembles L’ART POUR L’ART Niedersachsen e.V. Es handelt sich um eine Erweiterung des Projektes Kompositionsklasse Winsen. Kompositionen von Kindern werden von Profis aufgeführt und von den Kindern zusammen mit Lehrern und Tonmeistern im Studio des Hessischen Rundfunks aufgenommen. Bei dem Projekt „Haltbar gemacht“ erhalten die Schülerinnen und Schüler der Kompositionsklasse die Möglichkeit, ihre Kompositionen im professionellen Umfeld im Funkhaus aufzunehmen. Das Projekt fördert die musikalische Urteilskraft, indem die Kinder dazu aufgefordert sind, ihre Hörerfahrungen und -erwartungen zu artikulieren.

Detailinformationen zu den Preisträgern „förderpreis musikvermittlung 2009“ auf musikland-niedersachsen.de sowie eine Liste der Organisationen, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben, mit Kurzinformationen zu den Projekte