Florian Lutz hat sich am Freitag (22. November 2019) als künftiger Intendant des Staatstheaters Kassel vorgestellt. Der gebürtige Kölner tritt sein Amt in Hessen zur Spielzeit 2021/2022 an und erhält zunächst einen Fünf-Jahres-Vertrag. Er folgt auf Thomas Bockelmann, der seit der Spielzeit 2004/2005 das Staatstheater Kassel leitet. Das Land Hessen und die Stadt Kassel gaben am Freitag zudem bekannt, dass der Generalmusikdirektor des Hauses, Francesco Angelico, seinen Vertrag über 2021 hinaus um vier Jahre bis 2025 verlängert.
Konsequent und leidenschaftlich
"Besonders beeindruckt hat uns im Auswahlverfahren, wie konsequent und leidenschaftlich Florian Lutz nach aufregenden künstlerischen Lösungen sucht, um auch künftig viele Menschen für das Theater zu begeistern“, erklärt die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, unter deren Vorsitz die Findungskommission rund 40 Bewerbungen gesichtet hatte. "Unter seiner Leitung hat sich die Oper Halle zu einem der innovativsten Orte des zeitgenössischen Musiktheaters entwickelt und überregional in den Fokus gerückt. Dabei ist Lutz eine deutliche Erweiterung und auch Verjüngung des Publikums gelungen. Ich bin sehr gespannt darauf, was er uns in Kassel anbieten und auch darauf, was er uns zumuten wird – denn das gehört zum Theater dazu, insbesondere in dieser Stadt, die sich wie kaum eine andere der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat.“
Beeindruckendes Votum für Generalmusikdirektor Angelico
"Florian Lutz und Generalmusikdirektor Francesco Angelico haben sich entschieden, dass sie gemeinsam in diese neue Intendanz starten wollen“, so Dorn weiter. Wir haben vorab auch die Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters um ihre Meinung gebeten – und das Ergebnis spricht für sich: Anfang 2017 wurde Francesco Angelico mit annähernd 100 Prozent der Stimmen zum GMD gewählt. 2019, also knapp zweieinhalb Jahre später, wurde er mit annähernd 100 Prozent der Stimmen bestätigt. Ein beeindruckendes Votum, meines Wissens beispiellos in der deutschen Orchesterlandschaft, und der Beleg für eine wunderbare, erfolgreiche und prägende Arbeit mit unserem Staatsorchester.“
Angesehener und innovativer Opern-Regisseur
"Wir setzen großes Vertrauen in die Arbeit von Florian Lutz. Mit ihm haben wir einen angesehenen und innovativen Opern-Regisseur als Nachfolger des langjährigen und erfolgreichen Intendanten Thomas Bockelmann gefunden. Freuen wir uns auf ein spannendes und vielversprechendes Kapitel in der Geschichte unseres Staatstheaters!“, sagt Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle.
Die Kasseler Kulturdezernentin Susanne Völker betont: "Mit der Entscheidung für Florian Lutz bekommt das Kasseler Staatstheater einen neuen Intendanten, der in den vergangenen 15 Jahren einen beeindruckenden Weg genommen und eine moderne und couragierte künstlerische Handschrift entwickelt hat. Dass er die Nachfolge des erfolgreichen und für Kassel in den letzten beiden Jahrzehnten prägenden Intendanten Thomas Bockelmann antritt, eröffnet dem renommierten Haus eine vielversprechende Zukunftsperspektive.“
Der designierte Intendant Florian Lutz sagt: "Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Findungskommission, dem Magistrat und dem Oberbürgermeister der Stadt Kassel, sowie vor allem bei Ministerin Dorn für das in mich gesetzte Vertrauen und freue mich sehr auf die Arbeit am Hessischen Staatstheater Kassel, auf das Leben in und die Auseinandersetzung mit dieser spannenden Stadt und vor allem auf die Bekanntschaft und die Zusammenarbeit mit vielen der großartigen Künstlerinnen und Künstlern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses. Dem traditionsreichen Staatstheater Kassel gerade auch im Bereich des Musiktheaters zu der deutschlandweiten Beachtung zu verhelfen, die es verdient, halte ich für ein erfolgsversprechendes und schönes Ziel, auf das ich mich sehr freue.“
Theaterpreis des Bundes bekommen
Florian Lutz wurde 1979 in Köln geboren und studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Er absolvierte seinen Zivildienst in Israel und arbeitete dort im Leo-Baeck-Institut für jüdische Geschichte sowie mit Holocaust-Überlebenden. Neben Publikationen zu Musik- und Operngeschichte arbeitet er seit 2003 als freischaffender Theater- und Opernregisseur. Zwischen 2006 und 2008 wurde er als Stipendiat der "Akademie Musiktheater heute“ von der Deutschen Bank Stiftung gefördert. Für seine Lohengrin-Inszenierung erhielt er in der Kritikerumfrage des Fachmagazins "Opernwelt“ 2008 zwei Nominierungen als "Nachwuchskünstler des Jahres“. Seit der Spielzeit 2016/17 ist er Intendant der Oper Halle. Sie erhielt 2017 den Deutschen Theaterpreis ,Der Faust‘ für die spartenübergreifende Raumbühne ,Heterotopia‘, wurde 2018 in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift ,Die Deutsche Bühne‘ als ,Bestes Theater abseits der Zentren‘ ausgezeichnet und bekam in diesem Jahr den Theaterpreis des Bundes.
Seine wichtigsten Inszenierungen
Zu seinen Inszenierungen der vergangenen Jahre gehören Glucks Orfeo ed Euridice und Wagners Lohengrin in Gera, eine eigene Bearbeitung von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen im HAU 1 in Berlin, Bizets Carmen, Bellinis Norma und die Uraufführung von Georg Friedrich Haas‘ Musiktheaterabend Nocturno in Bonn, die Uraufführung der Oper Helges Leben von Karola Obermüller und Mark Möbius nach dem Theaterstück von Sibylle Berg, Rossinis La Cenerentola und Cherubinis Médée in Bielefeld, Donizettis Lucia di Lammermoor in Braunschweig, die Uraufführung von Wolfgang Mitterers "Sampleoper“ Play Zero am Festspielhaus St. Pölten, Mozarts Così fan tutte in Dessau, Richard Wagners Tannhäuser in Lübeck und Gurlitts Soldaten in Osnabrück und Hans Werner Henzes Oper Phaedra als Hallesche Erstaufführung.
Wer sitzt in der Findungskommission?
Der Findungskommission unter dem Vorsitz von Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn gehörten Bodo Busse (Generalintendant Staatstheater Saarbrücken), Prof. Hans-Jürgen Drescher (Präsident der Bayerischen Theaterakademie August Everding), Jan-Sebastian Kittel (Referatsleiter Theater und Musik, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst), Prof. h. c. Barbara Scheuch-Vötterle (Geschäftsführende Gesellschafterin Bärenreiter-Verlag Kassel), Prof. Marion Tiedtke (Schauspiel Frankfurt und Hessische Theaterakademie) und Susanne Völker (Kulturdezernentin der Stadt Kassel) an.