„Meine Konzerte im Rahmen der Residence 2009 in Mecklenburg-Vorpommern sind für mich eine herausragende künstlerische und menschliche Erfahrung: Innerhalb eines Sommers mit so vielen musikalischen Weggefährten musizieren zu dürfen, eine so breite Palette an Repertoire an verschiedenen Spielstätten im Land vorzustellen und dabei stets vom kompetenten und hilfsbereiten Festspielteam umgeben zu sein, war für mich ein großes Geschenk“, sagt Viviane Hagner, die diesjährige Preisträgerin in Residence. Weiterhin sagt sie: „Es hat mich fast völlig vergessen lassen, dass ich in diesem Sommer – anders als in den meisten anderen Sommern – kaum an anderen Orten in der Welt war. Dafür durfte ich viele musikalische Freunde aus aller Welt nach Mecklenburg-Vorpommern einladen, und so konnten wir hier quasi vor der Haustür (auch von "meiner Stadt" Berlin aus betrachtet) gemeinsam musizieren“.
Dass es ihr gelungen ist, diese Freude an der Musik zu vermitteln, bezeugen ihre 13 Konzerte bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern in diesem Sommer, die allesamt ausverkauft waren. Ein Höhepunkt ihrer Residence war das Konzert mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Kent Nagano, einem ihrer wichtigsten Mentoren, auf dem Landgestüt Redefin. Ihre Interpretation von Alban Bergs eindringlichem Werk „Dem Andenken eines Engels“ vermochte unmittelbar die Herzen der Zuhörer zu berühren.
Besucherrekord 2008 gehalten
Nicht nur die Konzerte der Preisträgerin in Residence waren sehr gut besucht: Das Programm der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet im Jahr 2009 generell hohe Publikumszahlen. „Trotz der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Großwetterlage, konnten die Festspiele ihren Platz innerhalb der Kulturlandschaft behaupten und schließen mit den Besucherzahlen an den Rekord des letzten Jahres an“, kann der Intendant Dr. Matthias von Hülsen feststellen. Über alle Erwartungen hinaus erreichten die Festspiele auch in dieser Saison eine Auslastung von 55.000 Besuchern, die seit der Eröffnung am 13. Juni zu den verschiedensten Veranstaltungsorten gereist sind, um das bisher umfangreichste Programm zu erleben. 84 der insgesamt 110 Konzerte waren ausgebucht. Die durchschnittliche Auslastung lag bei 88 Prozent. Über 70 Spielstätten führte die „musikalische Landpartie“ von Rügen bis Ulrichshusen und von Wismar bis Usedom. 20 neue Orte gab es zu entdecken, so etwa das Müritzeum in Waren und das Ozeaneum in Stralsund sowie das Kutscherhaus in Marihn und die Gutshäuser in Belitz und Groß Schoritz. In der Reihe Jüdische Musik konnten die Besucher zahlreiche (ehemalige) Synagogen als Kulturräume erleben, darunter die Synagogen in Röbel, Schwerin und Krakow am See. Höhepunkt dieser Reihe, die mit 1700 Besuchern als großer Erfolg zu verbuchen ist, war das Konzert mit Daniel Hope und Anne Sofie von Otter, die Lieder aus Theresienstadt interpretierten.
So faszinierte auch in diesem Jahr ein Programm, in dem sich wie nirgends sonst in Deutschland die großen Namen mit dem herausragenden Nachwuchs, den Besten von morgen, verbinden. „Ebenso zahlreich wie unser Publikum in die entlegenen Orte strömt, um bekannte Künstler wie Hélène Grimaud, Kent Nagano oder Roger Willemsen zu sehen, verfolgt es mit Begeisterung und Entdeckungsdrang die Konzerte der ‚Jungen Elite’, der wir uns seit Jahren verbunden fühlen“, resümiert Dr. Matthias von Hülsen.
Die Stars von morgen
Mit der „Jungen Elite“ ist es den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern gelungen, eine Konzertreihe von internationalem Ansehen zu schaffen. Durch regelmäßige Wiedereinladung der ausgezeichneten Nachwuchskünstler entsteht eine Preisträgerfamilie, die sich immer weiter zur tragenden Programmsäule entwickelt. Welche – auch internationale – Bedeutung die Festspiele MV damit in der Musikwelt gewinnen, zeigten die 35 Konzerte in dieser Saison, in denen sich 28 Solisten und 13 Ensembles des Spitzennachwuchses aus aller Welt um den mit 10.000 Euro dotierten NORDMETALL-Preis für das vielversprechendste Ensemble sowie den WEMAG-Solisten-Preis und den Publikumspreis der Festspiele MV 2009 bewarben. Im Herbst werden die Preisträger bekannt gegeben, die dann – wie ihre Kollegen der Vorjahre – jede Saison zu eigenen Preisträger-Konzerten nach Mecklenburg-Vorpommern eingeladen werden.
Für das Publikum besitzen gerade diese Veranstaltungen zunehmende Anziehungskraft. 27 der 35 Junge-Elite-Konzerte und 23 der 26 Preisträger-Auftritte waren in diesem Jahr ausverkauft. „Ganz deutlich zeigt sich hier die Verbundenheit des Publikums mit den jungen Künstlern. Die Besucher haben bei den Festspielen die Möglichkeit ihren künstlerischen Werdegang zu verfolgen“, sagt von Hülsen. Augenscheinlich wurde dies bei der „Preisträgerin in Residence“. Wahre Begeisterungsstürme begleiteten die insgesamt 13 Auftritte der Geigerin Viviane Hagner. Bereits das von ihr zusammen mit dem NDR Sinfonieorchester unter Thomas Dausgaard bestrittene Eröffnungskonzert war ein Ereignis, vom Publikum wie von den Medien gleichwohl gefeiert. Darüber hinaus leitete Viviane Hagner das Kammermusikfest der Preisträger und wirkte bei der Programmgestaltung und Künstlerauswahl mit.
Das Projekt „Viviane Hagner & Friends“ fand auch in diesem Jahr wieder in Schloss Hasenwinkel statt. Die Preisträgerin in Residence lud dazu einige ihrer kammermusikalischen Freunde wie z. B. Ralph Kirshbaum, Martin Fröst und Tatjana Masurenko in das Schloss Hasenwinkel ein, um dort das Programm für drei Konzerte einzustudieren.
Großen Anklang fand auch die Reihe 9 Mal 9, in der die Festspiele neun 9. Sinfonien herausragender Komponisten präsentierten und den Besuchern damit einen spannenden Ausflug in die Welt der mythosbehafteten Neunten ermöglichten. Renommierte Orchester wie die Academy of St Martin in the Fields, die NDR Radiophilharmonie, die Dresdner Philharmonie, das European Union Youth Orchestra und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter namhaften Dirigenten wie Sir Neville Marriner, Raphael Frühbeck de Burgos, Vladimir Ashkenazy, Lothar Zagrosek und Christopher Hogwood präsentierten die großen 9. Sinfonien von Beethoven bis Mahler.
Oper, Chansons und Doppelrolle
Eine neue alte Spielstätte wurde in diesem Jahr in Hasenwinkel eingeweiht. Erstmals fand mit der Operngala eine Open Air-Veranstaltung im Schlosspark Hasenwinkel statt. Roger Willemsen führte durch das Programm und konnte mit seiner humorvollen Art das Publikum ebenso für sich gewinnen wie das Münchner Rundfunkorchester und die Sopranistin María Viriginia Savastano.
Einen wahren Besucheransturm löste ein Konzert der französischen Chanson-Sängerin Patricia Kaas aus, das in Kooperation mit der Bundesgartenschau Schwerin stattfand. 7500 Besucher pilgerten zur Freilichtbühne der BUGA, um Patricia Kaas’ Hommage an die Heldinnen der 20er und 30er Jahre, wie Greta Garbo, Coco Chanel und Hildegard Knef, zu hören.
Ein weiterer Höhepunkt des Sommers war die auf drei Konzerte angelegte Werkschau von Spitzenpianistin Hélène Grimaud. Einmalig war das intermediale Musik-Bild-Projekt, das sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem bekannten Fotografen Mat Hennek, in der Halle 207 in Rostock präsentierte. Die Künstler verknüpften Kompositionen von Bach und Beethoven mit Projektionen von Waldbildern und schufen ein audiovisuelles Erlebnis der besonderen Art. In Neubrandenburg begeisterte sie als Solistin und mit ihrer sanften Stimme als Sprecherin von Strawinskys Melodram „Perséphone“. Schließlich trat sie noch mit dem Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks in der Scheune in Stolpe auf, wo sie Klavierkonzerte von Bach ganz in barocker Tradition als Konzertmeister vom Klavier aus leitete und mit der minimalistisch-entrückten Musik von Silvestrov die Scheune zum Träumen brachte.
Dank den Förderern
Den insgesamt über 100 Förderern dankt der Intendant Dr. Matthias Hülsen ebenso wie den Medien für ihre aufmerksame Begleitung. Dabei ist insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit unserem Medienpartner dem Norddeutschen Rundfunk zu nennen. Der Dank gilt aber auch der Ostsee-Zeitung, dem Nordkurier und der Schweriner Volkszeitung, denn die kontinuierliche Berichterstattung und Zusammenarbeit wurde in diesem Jahr weiter ausgebaut. Das erfolgreiche Wachstum der Festspiele, ihre weitere Profilierung und die positive Bilanz zum Ende der Spielzeit wurden vor allem durch das entschiedene Engagement der privaten Förderer, durch Sponsoren und Stiftungen ermöglicht. Neben zahlreichen Eventsponsoren zählen dazu insbesondere die Sparkassen-Finanzgruppe Mecklenburg-Vorpommern als Partner der Festspiele MV sowie die Hauptsponsoren AIDA – Das Clubschiff, Mercedes-Benz und die WEMAG AG. Auch zahlreiche Stiftungen engagieren sich für die Festspiele MV, darunter langjährige Begleiter wie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die die Reihe „Jüdische Musik in MV“ unterstützte, die NORDMETALL-Stiftung, in deren Kooperation das Kammermusikfest und die Woche „Viviane Hagner & Friends“ stattfand, die Zeit-Stiftung die ebenfalls die Konzerte des Preisträgers in Residence förderte sowie die Deutsche Bank Stiftung und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Erneut kooperierten die Festspiele MV in diesem Jahr mit der Robert Bosch Stiftung, die mit dem Projekt „Abenteuer Klassik“ im Rahmen verschiedener Konzerte und Einführungsveranstaltungen Schülern aus dem Landkreis Demmin den Zugang zu klassischer Musik eröffnete. Der Anteil öffentlicher Förderer am Gesamtetat beläuft sich auf elf Prozent; getragen wird er insbesondere vom Land sowie von verschiedenen Landkreisen, Städten und Kurverwaltungen.
Die neue Saison und das Zwischenspiel
Mit der Bilanz hat bereits die Vorbereitung der nächsten Saison begonnen. Als fünfter Preisträger in Residence und Nachfolger Viviane Hagners wird der international renommierte Ausnahmetrompeter Gábor Boldoczki 2010 zahlreiche Festspiel-Konzerte in Mecklenburg-Vorpommern mit gestalten. Darüber hinaus wird im nächsten Jahr der Einfluss des künstlerischen Partners Daniel Hope in zahlreichen Projekten sichtbar. Was die kommende Spielzeit außerdem bringt, wird schon Anfang November in einer ersten Programmvorschau bekannt gegeben. Auch das Gesamtprogramm erscheint bereits im Februar 2010. „Damit“, so Matthias von Hülsen, „entsprechen wir den Wünschen einer wachsenden Zahl von Besuchern, die ihre Urlaubspläne und Ferienaufenthalte in Mecklenburg-Vorpommern mit den Konzertbesuchen abstimmen möchten.“
Für das Zwischenspiel, die traditionellen Adventskonzerte in Schloss Ulrichshusen mit Weihnachtsmarkt in der Festspielscheune, läuft der Kartenvorverkauf. Erneut wird es ein weihnachtliches Kinderkonzert mit dem Vokalquintett und Festspiel-Preisträger amarcord am 29. November geben sowie ein Konzert des kürzlich gekürten Publikums-Preisträgers David Kadouch (Klavier) am 5. Dezember.
Die kostenlose Programmvorschau sowie Karten für die Adventskonzerte können Interessierte bereits jetzt telefonisch unter 0385 – 591 85 85 oder im Internet unter www.festspiele-mv.de vorbestellen.
Absätze
Quelle
http://www.festspiele-mv.de