Angesichts der Ankündigung des Saarländischen Kulturministeriums, den Zuschuss für das Saarländische Staatstheater von derzeit 24,5 Millionen Euro kontinuierlich auf 18,5 Millionen Euro im Jahr 2009 herunterzufahren, die Tarifsteigerungen nicht mehr auszugleichen (was insgesamt eine Kürzung von fast 30 Prozent bedeutet) und den Zuschuss für das Kinder- und Jugendtheater "Überzwerg" ganz zu streichen, schrieb der Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), Hans Herdlein, an den saarländischen Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Jürgen Schreier, folgenden Brief:


Sehr geehrter Herr Minister Schreier,

die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) als Vertreterin des künstlerischen Personals an den deutschen Theatern hat mit großer Bestürzung von Ihrem Vorhaben erfahren, den Zuschuss des Landes an das Saarländische Staatstheater um 25 bis 30 Prozent (je nach Interpretation der bisher bekannt gewordenen Zahlen) zu kürzen und dem Theater „Überzwerg“ die Mittel ganz zu streichen. Derart rigorose „Sparmaßnahmen“ treffen beide Theater in ihrem künstlerischen Lebensnerv und stellen ihre Existenzgrundlage in Frage.

Auf der Homepage Ihres Ministeriums wird zutreffend ausgeführt: „Die Theaterlandschaft im Saarland bietet vielseitige Unterhaltung auf hohem Niveau. Ziel der Förderung ist es, diese Farbigkeit zu erhalten und weiter auszubauen.“ Das Staatstheater stellen Sie dort als „eine herausragende kulturelle und gesellschaftliche Einrichtung des Saarlandes heraus. (...) Zahlreiche Schwerpunkte und viele Einzelprojekte bestimmen die Arbeit des Mehrsparten-Theaters. Ob Schauspiel, Musiktheater oder Tanz: Die Aufführungen des Saarländischen Staatstheaters der letzten Jahre waren durchweg erstklassig, nicht wenige davon fanden überregionale Resonanz.

Gemeinsame Projekte mit Opernhäusern in Schanghai und Japan geben interessante Impulse für beide Partner der Kooperation. Das Publikum aus dem Saarland und den angrenzenden Gebieten honoriert die Attraktivität des Theaters. So sind die Aufführungen im Großen Haus, in der Feuerwache und im Theater St. Arnual durchweg gut besucht. Damit erreicht das Saarländische Staatstheater einen Kostendeckungsgrad, wie ihn nur wenige vergleichbare Theater in Deutschland vorzeigen können.“

Zum Kinder- und Jugendtheater lassen Sie schreiben: „Hochbeliebt beim jüngsten und jungen Bühnenpublikum seit mehr als zwanzig Jahren: Das Kinder- und Jugendtheater ‚Überzwerg‘ - als freie Einrichtung vom Land gefördert.

Die Spielstätte in Saarbrücken St. Arnual hat sich zu einer der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbühnen im südwestdeutschen Raum entwickelt. Pro Spielzeit werden drei bis vier Neuproduktionen einstudiert. Insgesamt präsentiert das Theater ca. 200 Vorstellungen im Jahr. Alle Stücke werden zudem als Gastspiele angeboten. Sein hoher künstlerischer Anspruch und eine Anzahl erfolgreicher Inszenierungen haben das Theater überregional bekannt gemacht: So wurde beispielsweise das Kindermusical ‚Katzen‘ von der Dresdener Semperoper übernommen, die zweisprachige Produktion ‚Es waren zwei Königskinder‘ war im Programm der EXPO 2000.“

Angesichts Ihrer Kürzungsabsichten ist zu befürchten, dass in fünf Jahre auf Ihrer Homepage an dieser Stelle der Fahrplan der Deutschen Bahn zu lesen sein wird, mit den besten Verbindungen nach Luxemburg, Trier und Kaiserslautern - wo es dann hoffentlich noch The-ater gibt. Wie anders ist es zu interpretieren, dass Sie den Etat des Staatstheaters von der-zeit 24,5 Millionen Euro auf 18,5 Millionen im Jahr 2009 absenken wollen, verlangen, dass das Staatstheater damit auch noch das Kinder- und Jugendtheater übernehmen und die jährliche Tarifsteigerung selbst tragen soll? Das Saarländische Staatstheater hat ausgerechnet, dass selbst bei Schließung der Sparten Ballett und Schauspiel sowie der Spielstätten Alte Feuerwache und Theater St. Arnual immer noch zehn Millionen Euro fehlen würden. Das hieße, weitere Abstriche beim Musiktheater zu machen und den hohen künstlerischen Stan-dard des Hauses auf ein Niveau herunterzufahren, das dann in der Tat eine Finanzierung nicht mehr rechtfertigen würde.

Wie soll vor diesem Hintergrund die bisherige Finanzierung über Jahrzehnte hinweg noch gerechtfertigt werden? Auch wenn die finanzielle Situation des Saarlandes wie die aller anderen Bundesländer angespannt ist: Bitte überdenken Sie noch einmal die geplanten Kürzungsmaßnahmen, bevor Sie das Heer der Arbeitslosen vergrößern und die kulturelle Substanz Ihres Landes aufs Spiel setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Herdlein
Präsident