Erstmals liegt die 1905 mit großem Erfolg uraufgeführte Literatur­oper, eines der Hauptwerke der musikalischen Moderne, in einer quellenkritischen Edition vor. Erstellt hat die Ausgabe das Projekt "Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss“ an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW).

"Salome op. 54, Deutsche Fassung“ enthält eine 364-seitige Partitur, deren Text durch den Vergleich autographer und autorisierter gedruckter Quellen, einschließlich historischer Orchesterstimmen, erarbeitet wurde und mehr als tausend bis heute tradierte Fehler korrigiert. Der großformatige Band umfasst außerdem eine ausführliche Einleitung, den Kritischen Bericht sowie einen farbigen Faksimileteil. Herausgeberinnen sind Claudia Heine und Salome Reiser (†).

Bereits vor Drucklegung des Bandes konnte der Notentext in der Praxis überprüft und optimiert werden: Im Herbst 2018 setzte die Oper Köln im Rahmen einer Neuinszenierung der Salome unter Leitung von Generalmusikdirektor François-Xavier Roth die Partitur der Kritischen Ausgabe und das zugehörige Aufführungsmaterial erfolgreich ein. Auch die Dirigenten Kirill Petrenko und Christian Thielemann haben die neuesten Forschungsergebnisse schon mit großem Interesse studiert – bei der Pressekonferenz der Salzburger Osterfestspiele im April 2019 äußerte sich Thielemann sehr positiv über das Strauss-Editionsprojekt.

Auf der Online-Plattform der Kritischen Ausgabe wurden ergänzend zugehörige historische Briefe und Rezensionen publiziert. Die frei verfügbaren Unterlagen dokumentieren Entstehung, Drucklegung und frühe Rezeption der Salome. Zudem können Interessierte den Gesangstext hier synoptisch mit der von Richard Strauss verwendeten Textvorlage (dem Theaterstück von Oscar Wilde in der Übersetzung von Hedwig Lachmann) sowie dem historischen gedruckten Textbuch vergleichen.

Ein zweiter Teilband zur Salome befindet sich bereits in Vorbereitung: Die von Strauss eingerichtete französische Fassung mit ihren eigens dafür neu komponierten Gesangslinien soll hier erstmals als Partitur für eine breite Öffentlichkeit einsehbar sein. Der Band wird zudem die jüngst wiederentdeckte Dresdner Retouchen-Fassung enthalten, die Strauss für einen lyrischen Sopran eingerichtet und 1930 selbst dirigiert hat.

Das von der BAdW getragene Projekt "Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss“ erarbeitet an der LMU München erstmals eine quellenkritische Edition der wichtigsten Werkgruppen im Schaffen von Richard Strauss: sämtlicher Bühnenwerke, Lieder, Orchester- und Kammermusikwerke inklusive divergierender Fassungen. Geplant sind 52 teilweise aus mehreren Teilbänden bestehende Notenbände mit Kritischen Berichten und ergänzendem Online-Angebot.

Ein internationales Verlagskonsortium übernimmt Herstellung und Vertrieb der Partituren und Aufführungsmateriale, sodass die Ergebnisse auch in die weltweite Musikpraxis einfließen werden. Das Projekt wird im Akademienprogramm finanziert.

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