Abermals sind die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern über alle Erwartungen hinaus gewachsen. „Mit dem ausverkauften Abschlusskonzert in der Wismarer Heiligen-Geist-Kirche endet heute Abend für uns die bislang erfolgreichste Saison“, kann der Intendant Sebastian Nordmann am 9. September 2007 feststellen. 53.000 Besucher – noch einmal 2.000 mehr als im Vorjahr – sind seit der Eröffnung am 9. Juni zu den verschiedensten Veranstaltungsorten gereist, um das bisher umfangreichste Programm zu erleben. 71 der insgesamt 119 Konzerte waren ausgebucht. Bei 85 Prozent lag die durchschnittliche Auslastung. Über 71 Spielstätten führte die „musikalische Landpartie“, von Rügen bis Ulrichshusen und von Wismar bis Kreisau. 17 neue Orte gab es zu entdecken, so etwa die Burg Neustadt-Glewe, die Alte Synagoge in Hagenow oder die Rostocker Straßenbahnwerkstatt, die bereits Wochen vor dem Konzert mit Ute Lemper ausverkauft war.
Wie die besondere regionale Mischung, das gleichzeitige Erlebnis von Musik und Kulturlandschaft, so faszinierte auch in diesem Jahr ein Programm, in dem sich die großen Namen mit dem herausragenden Nachwuchs, den Besten von morgen, verbinden. „So zahlreich unser Publikum“, resümiert Sebastian Nordmann, „noch in die entlegensten Orte strömt, wenn Gidon Kremer oder Sir Neville Marriner, Armin Mueller-Stahl oder Klaus Maria Brandauer dort auftreten, so begeistert verfolgt es die ‚Junge Elite’, der wir uns seit Jahren verbunden fühlen.“ Insbesondere die Konzerte der amtierenden Preisträgerin in Residence Julia Fischer, die selbst aus der Jungen Elite hervorgegangen ist, zogen Tausende in ihren Bann.
Mit der Kammermusikreihe „Junge Elite“ ist es den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern unterdessen gelungen, eine Konzertreihe von internationalem Ansehen zu schaffen. Durch intensive Kontaktpflege und Widereinladung der ausgezeichneten Nachwuchskünstler entsteht eine Preisträgerfamilie, die immer weiter zur tragenden Programmsäule entwickelt wird. Welche – auch internationale – Bedeutung die Festspiele MV damit in der Musikwelt gewinnen, zeigten die 35 Konzerte dieser Saison, in denen sich 33 Solisten und 10 Ensembles des Spitzennachwuchses aus aller Welt um den mit 10.000 Euro dotierten Nordmetall-Preis für das beste Ensemble sowie den Solisten- und Publikumspreis der Festspiele MV 2007 bewarben. Im Herbst werden die Gewinner bekannt gegeben, die dann – wie ihre Preisträger-Kollegen der Vorjahre – jede Saison zu eigenen Preisträger-Konzerten nach Mecklenburg-Vorpommern eingeladen werden.
Für das Publikum besitzen gerade diese Veranstaltungen zunehmende Anziehungskraft. 27 der 35 Junge-Elite-Konzerte und 16 der 21 Preisträger-Auftritte waren in diesem Jahr ausverkauft. „Hier“, sagt Sebastian Nordmann, „spürt man eine besondere Verbundenheit der Besucher mit den Künstlern, deren Werdegang sie verfolgen können.“ Am deutlichsten wurde das bei dem im Vorjahr eingeführten „Preisträger in Residence“. Wahre Begeisterungsstürme begleiteten die insgesamt 13 Auftritte der Geigerin Julia Fischer. Bereits das von ihr zusammen mit dem Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester bestrittene Eröffnungskonzert war ein Ereignis, vom Publikum wie von den Medien gefeiert. Darüber hinaus leitete Julia Fischer das Kammermusikfest der Preisträger und wirkte aktiv bei der Programmgestaltung und Künstlerauswahl der gesamten Saison mit. Neu war in diesem Rahmen das Projekt „Julia Fischer & Friends“, bei dem die Preisträgerin in Residence einige ihrer kammermusikalischen Freunde zu gemeinsamen Konzerten einlud. „Besonders beeindruckte mich,“ so Julia Fischer „während meiner Zeit als Preisträgern in Residence bei den Festspielen, die Unvoreingenommenheit und die Risikobereitschaft des Publikums, das selbst bei Programmen, die nicht unbedingt "publikumsgerecht" waren, wie z.B. dem Prokofjew Konzert mit der Schostakowitsch Sinfonie so zahlreich erschienen sind. Dass das Publikum ohne Vorurteile und mit großer Neugierde kommt und etwas Neues und Unbekanntes wie ein Schwamm aufsaugt, gibt einem Interpreten Inspiration für neue Ideen.“
Doch nicht nur Julia Fischer, auch andere Preisträger kamen jetzt als weltweit anerkannte Künstler, bisweilen gefeierte Stars nach Mecklenburg-Vorpommern zurück, unter anderem zu dem erstmalig veranstalteten Preisträgerfest am 4. August. Matthias Schorn, Jozef Hamerník und Soo-Kyung Hong spielten hier zusammen mit dem Münchener Kammerorchester. Bei anderer Gelegenheit war der Preisträger in Residence 2006 Daniel Hope zu hören. In Güstrow präsentierte er sein Programm „Musik im Ghetto Theresienstadt“; in Rostock stellte er gemeinsam mit Klaus Maria Brandauer das auf Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ basierende Projekt „War and Pieces“ vor. Herausragend außerdem ein Konzert, bei dem Viviane Hagner zusammen mit Julia Fischer gleich auf drei Instrumenten – Violine, Viola und Klavier – musizierte. Auch die junge Geigerin Veronika Eberle begeisterte fast 3.000 Besucher, als sie beim traditionellen Picknick-Pferde-Sinfoniekonzert gemeinsam mit Paavo Järvi und dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks auf der großen Bühne in der Reithalle des Landgestüts Redefin stand. Und wie immer war die zentrale Spielstätte der Festspiele, die Konzertscheune in Ulrichshusen, auch in diesem Jahr ein besonderer Anziehungspunkt; zum unvergesslichen Erlebnis wurde z.B. das Konzert der Preisträgerkollegen Denys Proshayev und Gábor Boldoczki mit dem Franz Liszt Kammerorchester. Ein weiterer Publikumsmagnet war schließlich die „Nordische Sommernacht“ auf Schloss Bothmer, mit der die Komponisten und Jubilare Grieg und Sibelius geehrt wurden. Über 3.500 Besucher erlebten ein abwechslungsreiches Programm mit den Peer Gynt Suiten, Moderator Herbert Feuerstein als Rezitator sowie der Preisverleihung des Solisten- und des Publikumspreises der Festspiele MV 2006.
In der Reihe „Musik aus MV“, mit der die Festspiele zum einen in Vergessenheit geratene Komponisten des Landes in den Mittelpunkt rücken und zum anderen international bedeutende Künstler mit Musikern aus der Region zusammen führen, ragten besonders die beiden Konzerte mit dem Hilliard Ensemble und dem Rostocker Motettenchor heraus.
Das erfolgreiche Wachstum der Festspiele, ihre weitere Profilierung und die positive Bilanz zum Ende der Spielzeit wurden vor allem durch das entschiedene Engagement der privaten Förderer, durch Sponsoren und Stiftungen ermöglicht. Neben zahlreichen Eventsponsoren zählen dazu insbesondere die Sparkassen-Finanzgruppe Mecklenburg-Vorpommern als Partner der Festspiele MV sowie die Hauptsponsoren AIDA – Das Clubschiff, A-ROSA, Mercedes-Benz und die WEMAG AG. Auch zahlreiche Stiftungen engagieren sich für die Festspiele MV, darunter langjährige Begleiter wie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die die Reihe „Musik aus MV“ unterstützt, die Nordmetall-Stiftung, in deren Kooperation das Kammermusikfest stattfindet, sowie die Deutsche Bank Stiftung und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung konnte im Juli an fünf aufeinander folgenden Abenden das gesamte Orgelwerk des norddeutschen Komponisten Dietrich Buxtehude anlässlich seines 300. Todestages zur Aufführung gebracht werden. Erstmalig kooperierten die Festspiele MV in diesem Jahr mit der Robert Bosch Stiftung, die mit dem Projekt „Abenteuer Klassik“ im Rahmen verschiedener Konzerte und Einführungsveranstaltungen Schülern aus dem Landkreis Demmin den Zugang zu klassischer Musik eröffneten. Neu war auch die Unterstützung der Festspiele durch das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern. Damit beläuft sich der Anteil öffentlicher Förderer am Gesamtetat auf 11 Prozent; getragen wird er insbesondere vom Land sowie von verschiedenen Landkreisen, Städten und Kurverwaltungen.
Den insgesamt über 100 Förderern dankt der Intendant Sebastian Nordmann ebenso wie den Medien für ihre aufmerksame Begleitung. Insbesondere den Medienpartnern, dem Norddeutschen Rundfunk, der Ostsee-Zeitung, dem Nordkurier und der Schweriner Volkszeitung gilt der Dank, denn die kontinuierliche Berichterstattung und Zusammenarbeit wurde in diesem Jahr noch ausgebaut.
Mit der Bilanz hat bereits die Vorbereitung der nächsten Saison begonnen. Als dritter Preisträger in Residence und Nachfolger Julia Fischers wird der international renommierte Cellist Daniel Müller-Schott 2008 nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, um unter anderem mit Anne-Sophie Mutter aufzutreten. Was die kommende Spielzeit außerdem bringt, wird diesmal aufgrund der großen Nachfrage schon Anfang November, vier Wochen früher als sonst, in einer ersten Programmvorschau bekannt gegeben. Auch das Gesamtprogramm soll dann deutlich früher, bereits im Februar 2008, erscheinen. „Damit“, so Sebastian Nordmann, „entsprechen wir den Wünschen einer wachsenden Zahl von Besuchern, die ihre Urlaubspläne und Ferienaufenthalte in Mecklenburg-Vorpommern mit den Konzertbesuchen abstimmen möchten.“
Für das Zwischenspiel, die traditionellen Adventskonzerte in Schloss Ulrichshusen mit Weihnachtsmarkt in der Festspielscheune, läuft der Kartenvorverkauf. Drei der sieben Veranstaltungen sind schon jetzt nahezu ausgebucht. Neu dazugekommen ist in diesem Jahr auch ein weihnachtliches Kinderkonzert mit dem Vokalquintett und Festspiel-Preisträger amarcord am 2. Dezember.
Die kostenlose Programmvorschau sowie Karten für die Adventskonzerte können Interessierte bereits jetzt telefonisch unter 0385 – 591 85 85 oder im Internet unter www.festspiele-mv.de vorbestellen.
Absätze
Quelle
http://www.festspiele-mv.de