Der Verband Deutscher Schulmusiker (VDS) betrachtet mit großer Besorgnis die Situation des Musikunterrichts an den allgemein bildenden Schulen in der Bundesrepublik, die in den letzen Jahren immer kritischer geworden ist. Dazu trägt der Fachlehrermangel im besonderen Maße bei. Durch die in allen Bundesländern anrollende Pensionierungswelle wird sich die Unterrichtsversorgung im Fach Musik weiter dramatisch zuspitzen.

Die von verschiedenen Bundesländern als Reaktion auf die angesprochene Problematik vollzogene Praxis, sogenannte Quer- und Seiteneinsteiger in den Schuldienst einzustellen, sieht der VDS als bedenklich an, da sie in letzter Konsequenz zu einer Entprofessionalisierung des (Musik-)Lehrerberufes führt. Selbst wenn die KMK diese Möglichkeit lediglich als temporäre „Überbrückung personaler Engpässe“ sieht, sind die langfristigen negativen Auswirkungen unzureichender Berufsqualifikationen zu beachten.

Der VDS fordert, dass unter dem Anspruch der Qualitätssicherung des Musikunterrichts grundsätzlich hohe Anforderungen an die Qualifikation möglicher Bewerber gestellt werden müssen. Dabei sind Qualitätsstandards einzuhalten, in deren Mittelpunkt eine fachlich, musikpädagogisch und allgemein pädagogisch fundierte Vermittlungskompetenz steht, die sich auf den unterrichtlichen Umgang mit Schulklassen (30 und mehr Schüler) richtet. Die Qualitätsstandards umfassen insbesondere folgende Fähigkeiten, die sich auf alle musikalischen Genres beziehen:

• Anleitung heterogener Gruppen zum vokalen und instrumentalen Musizieren;
• Schulpraktisches Instrumentalspiel (Lied- und Bewegungsbegleitung, Improvisation und Arrangieren);
• Anleitung zur künstlerischen Gestaltung in Verbindung mit anderen Künsten (Bewegung, Wort, Bild, Szene, Multimedia);
• Anstöße zum Nachdenken über Musik in Verbindung mit dem praktischen Musizieren (Struktur, kulturgeschichtlicher Zusammenhang, Ästhetik);
• Anleitung zur Organisation von musikalischen Lernprozessen und deren Reflexion.

Abzulehnen ist eine Praxis, die derartigen Standards nicht entspricht.

Der VDS schlägt vor, adäquate Verfahren zu entwickeln, die als befristete Ergänzung zur traditionellen Lehrerbildung zu verstehen sind. Kurzfristig greifende Lösungen sind Weiterbildungs- und Nachqualifizierungsmaßnahmen, die die Ausbildungsinstitutionen z. B. als Zusatzstudiengänge anbieten. Dabei gilt es, insbesondere Instrumental- und Vokalpädagogen sowie Kirchenmusiker zu gewinnen, die bereit und in der Lage sind, die oben genannten Kompetenzen und Fähigkeiten zu erwerben. Der VDS hält es für unabdingbar, dass die Qualifizierung im obigen Sinne vor einer Einstellung in den Referendar- oder Schuldienst abgeschlossen sein muss.

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