Bereits zum dritten Mal fand im Rahmen des pop.forum Branchenmeeting der Popakademie der Fachkongress ZukunftPop 2004 statt. Experten aus Szene, Wirtschaft, Medien, Politik und Forschung erarbeiteten unter Ausschluss der Öffentlichkeit neue Ideen und Thesen für die Musikwirtschaft. In diesem Jahr befassten sich alle drei Arbeitsgruppen thematisch mit dem europäischen Kontext der Popkultur.

Die Ergebnisse des Fachkongresses wurden im Rahmen des pop.forum Branchenmeeting dann erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die erste Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Udo Dahmen (künstlerischer Leiter Popakademie Baden-Württemberg) und Andrea Hartmann (Popakademie Baden-Württemberg) befasste sich mit dem Thema Der universale europäische Popmusiker – Plattform für die Popmusik. Europa wächst auch in der Popmusik immer enger zusammen. Unterschiedliche Traditionen haben sich in verschiedenen europäischen Ländern in der Popmusik in den letzten 50 Jahren entwickelt. Wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede und wie kann der europäische Musiker 2010 aussehen, lauteten einige der Kernfragen, mit denen sich u.a. Gerard Boontjes (Rockakademie Tilburg), Stu Lambert (Westminster University, London), Simon Pitt (Rockschool UK) und Dr. Hans-Jörg Reiter (Staatsministerium Baden-Württemberg) befassten.

Die Kernthesen im Überblick:


  • Wir sehen Europa als unsere Zukunft und Popmusik-Ausbildung auf universitärem Level als notwendige Investition, um Popmusik als europäisches Kulturgut zu etablieren.

  • Ein zu entwickelndes europäisches Curriculum für Popmusik-Ausbildung soll auf den bereits bestehenden Curricula der einzelnen Länder und deren Einrichtungen basieren und damit auch deren Ausbildungsschwerpunkte widerspiegeln.

  • Deshalb müssen europäische Netzwerke ausgebaut werden und gemeinsame Lerninhalte unter Berücksichtigung diverser Szenen und Strömungen vermittelt werden.

  • Die Vielfalt der unterschiedlichen Schwerpunkte in den einzelnen Ländern bietet für alle Lernenden, Kreativen und Musiker eine große Chance, die es zu nutzen gilt.



Welche Möglichkeiten und Wege gibt es, erfolgreiche Musikprodukte auch im europäischen Ausland zu vermarkten und bekannt zu machen und welche Strategien sind Erfolg versprechend? Antworten darauf gab es beim Panel Die Renaissance der Kleinen in Europa: The Music lingers on... Verschiedene europäische Nachbarn gehen unterschiedlich vor. Hier setzte die Arbeitsgruppe unter Leitung von Jens Michow (Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft) an. Es diskutierten u.a. Gerd Gebhardt (Vorsitzender der Phono-Verbände), Matthias Holtmann (Musikchef SWR 3) und Prof. Dr. Karl-Heinz Brandenburg (Fraunhofer-Institut).

Die Kernthesen im Überblick

  • Nicht die Frage, ob Indie oder Major, sondern ausschließlich die Qualität der Musik sowie das Engagement für Künstler und deren Werke bestimmen den Erfolg der Tonträgerhersteller.

  • Derweil zahlreiche kleinere Labels wie z.B. SPV, Indigo, Nuclear Blast oder K7! längst international Präsent sind, betrachten viele Indies nicht die europäische Expansion, sondern die Konzentration auf verkaufsträchtige Nischen als vorrangiges Ziel.

  • Das Kernproblem sowohl der Majors als auch der Indies besteht im Raubkopieren und den illegalen Downloads. Dessen Lösung ist aktuell die vordringlichste Aufgabe der Branche.



Das dritte Panel Man singt deutsch? Deutsche Texte und Europa? unter der Leitung von Theo Geissler (Chefredakteur Neue Musikzeitung) befasste sich mit der deutschen Sprache im Popkontext. Nach Herbert Grönemeyer, Xavier Naidoo, Blumfeld, Wir sind Helden und den Sportfreunden Stiller sind die deutsche Sprache und die Popmusik offensichtlich versöhnt.
Ist ein internationaler Erfolg in deutscher Sprache in Zukunft somit denkbar und wie stark sind die derzeitigen Charterfolge in den Jugendsprachen verankert? Als Teilnehmer arbeiteten hier u.a Künstler mit, die deutsche Texte verfassen: Die Hip Hopper von Blumentopf, Heinz Rudolf Kunze und Pe Werner.

Die Kernthesen im Überblick

  • Dem deutschen Musikexportbüro German Sounds und anderen Institutionen kann eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung deutschsprachiger Popmusik im Ausland zuwachsen. Gerade bei unseren östlichen Nachbarn gibt es ein historisch gewachsenes Interesse nicht nur an der deutschen Wirtschaftskraft, sondern auch an der deutschen Kultur. Sobald wir Resonanz in Ländern wie Polen, Tschechien oder den baltischen Staaten erfahren, wird sich dies auch auf die Wahrnehmung unserer Angebote im westlichen Ausland auswirken.

  • Pop-Texte sind ein Teil der Kultursprache. Sie zeigen wie ein Kompass an, wie wir uns in unserer unmittelbaren Umgebung orientieren und finden. Dieser kreative Prozess vollzieht sich seit über drei Jahrzehnten. Die Hörer und Hörerinnen nehmen diese Entwicklung sehr bewusst wahr und an: Von großen Teilen der Medien wird sie hartnäckig ignoriert.


Partner des pop.forum-Branchenmeeting sind die Stadt Mannheim, SWR3, Musikpark Mannheim, Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), IHK Rhein-Neckar und musikwoche.de. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Oliver Schulten, Geschäftsführer Deutsche-Phono-Akademie e.V.. Weitere Infos gibt es unter www.pop-akademie.de oder per eMail branchenmeeting@pop-akademie.de