Das ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart findet vom 1. bis 4. Februar 2007 im Theaterhaus Stuttgart statt. In sieben Veranstaltungen werden 24 Werke, darunter 11 Uraufführungen zu hören und zu sehen sein. Dabei steht die Stimme im Mittelpunkt: in einem theatralischen Umfeld, als inszenierte Figur oder auch als problematisches Organ, welches Texte über das Singen ausdeutend vermitteln muss.

Das Singen, das in unterschiedlicher gesellschaftlicher Funktion zu erleben sein wird, erträumt sich unterschiedliche Ziele und damit unterschiedliche Utopien und versucht, sie künstlerisch zu bewältigen. So stehen neben Chorwerken von Franz Schubert und Robert Schumann Uraufführungen von Enno Poppe und Manfred Trojahn, die Epoche der Romantik also im zersplitterten ästhetischen Umfeld der Gegenwart.

In der Schlussveranstaltung „alles klar – theater mit gesang“ (Sonntag, 4. Februar 19 Uhr) wird dieses Phänomen auf die Spitze getrieben, indem das Kunstlied der Vergangenheit – Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauss – mit den gerade erst neu entstandenen Liedern von Andreas Dohmen, Hanspeter Kyburz, Matthias Pintscher und Jörg Widmann konfrontiert werden. Drei Schauspielerinnen, die sich zwischen diesen Kompositionen einmischen, verkörpern die Ebene der gegenwärtigen Ignoranz all dessen, was mit Kunst, Bildung, Philosophie und Wissenschaft zu tun hat. Neben den Sängerinnen und Sängern Christoph Prégardien, Annette Elster, Salome Kammer, Kai Wessel, Frank Wörner, die von Juliane Ruf und Florian Hölscher begleitet werden, wirken die Schauspielerinnen Ursula Cantieni, Kathrin Kestler und Barbara Zapatka mit.

In besonderer Weise wird die Geschichte des Singens in Johannes Schöllhorns „play“ auf neue Weise nacherzählt: Vertonung als stigmatisierter Fall. Umrahmt wird diese Uraufführung von Jürgen Palmers Filmen und Szenen, in welchen Reste, Überreste, Ritualisierungen und Konventionalitäten des zu Gesang gemachten Menschen nacherlebbar gemacht werden (Eröffnungskonzert Donnerstag, 1. Februar 20 Uhr).

Jens Joneleits Projekt „Der Brand“ (Samstag, 3. Februar 19 Uhr und Sonntag, 4. Februar 11.30 Uhr) setzt mittels Video- und Lichtinstallationen die Neuen Vocalsolisten doppelt in Szene: als Stimmträger im Raum und als Objekte in vorgetäuschten Räumen. Das Ensemble Modern wird in dieser Produktion optisch „ausgeblendet“. Es wirkt nur mit seinem einzigartigen Klang.

Ein nicht weniger neuartiges Vorgehen zeigt Jürgen Mucks großdimensioniertes Gedicht „Emily Dickinsons Uhr“, das von Thierry Bruehl in ein Theaterstück umgewandelt und von Màrton Illés musikalisiert wird. Die beiden Protagonistinnen Friederike Kammer und Katalin Polgár verschmelzen im weißen Raum als getrennte Persönlichkeiten in eine selbstbewusst isolierte Person (Freitag, 2. Februar 22 Uhr und Samstag, 3. Februar 22 Uhr).

Der 50. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart wird mit den Jahrgängen 2005 und 2006 besonders gefeiert (Sonntag, 4. Februar 16 Uhr). Die Kompositionen von Gerald Eckert, Robin Hoffmann, Peter Flemmig und Sergej Newski werden von den Neuen Vocalsolisten und vom Ensemble Modern interpretiert. Die bewährten Interpreten der Chor- und Orchesterkonzerte sind das SWR Vokalensemble Stuttgart und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR.

Das konzentrierte Festival verzichtet dieses Mal auf Konzerteinführungen. In einer ironisch-ernsten Zusatz-Veranstaltung werden jedoch am 3. Februar um 16 Uhr 25 Fragen an die am Festival beteiligten Komponisten, Regisseure und Interpreten gerichtet. Diese Veranstaltung schließt bewusst den kulinarischen Aspekt nicht aus.

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