Zum Auftakt der Konzertsaison 2022/23 in dieser Woche ist die Deutsche Orchestervereinigung grundsätzlich positiv gestimmt. Die Corona-Pandemie, Beschränkungen von Saalkapazitäten und Lockdowns hatten der Branche seit Frühjahr 2020 arg zugesetzt. Eine indifferente Novelle des Infektionsschutzgesetzes könnte die Konsolidierung des Klassik-Konzertbetriebs allerdings gefährden.

„Der erfreuliche Zuspruch zu den Open-Air-Konzerten dieses Sommers und die hohe Auslastung vieler Klassik- und Opernfestivals lassen uns positiv gestimmt auf die neue Konzertsaison der Orchester blicken“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Das Klassikpublikum kehrt wieder in Live-Veranstaltungen zurück, auch in geschlossenen Räumen.“ Beispielsweise war das dreiwöchige Wagner-Fest in der Oper Leipzig im Juli 2022 komplett ausverkauft. Die Münchner Opernfestspiele erreichten in fünf Wochen bis zum 31. Juli bei knapp 69.000 verkauften Karten über 95 Prozent Auslastung, und das Moritzburg-Festival war zu 93 Prozent ausgelastet.

Die erkennbare, erfreuliche Konsolidierung beim Publikumszuspruch wird jedoch gefährdet durch die anstehende Novelle des Infektionsschutzgesetzes. Nach bisherigen Plänen der Bundesminister Karl Lauterbach (Gesundheit) und Marco Buschmann (Justiz) sollen sich frisch gegen Corona Geimpfte bis zu drei Monate nach ihrer Impfung auch bei hohen Infektionszahlen ohne Maske in geschlossenen Räumen versammeln dürfen. „Diese Regelung liefe darauf hinaus, dass in Konzertsälen und Opernhäusern bei hohen Inzidenzen abermals mit Einschränkungen der Sitzplatzkapazitäten zu rechnen wäre. Dabei ginge das Infektionsrisiko gegen Null, wenn das gesamte Publikum in Sälen mit fester Bestuhlung konsequent Masken trägt. Was in Flugzeug, Bus und Bahn als sicher gilt, sollte auch im Konzertsaal als sicher gelten.“

Die DOV hält die bisher geplante Regelung für nicht praktikabel. Mertens: „Der Bundesgesetzgeber muss bei hohem Infektionsgeschehen die Anordnung einer Maskenpflicht in Innenräumen vorsehen und darf das nicht den Bundesländern überlassen.“

Hintergrund:

Nach dem Ende der Sommerferien starten am 26. August 2022 mit den Berliner Philharmonikern und dem Konzerthausorchester Berlin bundesweit die ersten Orchester in die neue Konzertsaison.

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