Jeder zweite professionelle Orchestermusiker (55%) in Deutschland leidet unter körperlichen Beschwerden, die das Instrumentalspiel beeinträchtigen. Das ist das zentrale Ergebnis der weltweit größten repräsentativen Studie zum Thema „Altern im Orchester“, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Alarmierend ist nicht nur, dass zwei Drittel der über 50-Jährigen darunter leiden, sondern bereits 30% der unter 35-Jährigen. Gleichzeitig wünschen sich viele Musiker (77%) ein Angebot an gesundheitsfördernden Maßnahmen (wie z.B. Physiotherapie).

„Das Musizieren im Orchester fordert von jedem Orchestermitglied körperliche und mentale Höchstleistungen gerade im Hinblick auf musikalisch-spieltechnische Präzision und punktgenaues Zusammenspiel“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), Auftraggeber der Studie. „Wo Profifußballer oder Leistungssportler die Karriere mit Mitte 30 beenden, da hat ein Musiker noch mehr als 30 Jahre vor sich“, so Mertens weiter.

„Sowohl die Musiker als auch die Orchester als Institution müssen nach Wegen und Rahmenbedingungen suchen, die Leistungsfähigkeit auf dem Instrument möglichst lange aufrecht zu erhalten und zu fördern. Dazu zählt u.a. die dringend notwendige Umsetzung der an vielen Orchesterstandorten noch immer nur mangelhaft realisierten EU-Richtlinie zum Gehörschutz in Orchester (-gräben), aber auch die professionelle Optimierung des eigenen Körpergefühls und der eigenen Gesundheitsprophylaxe bereits in der Ausbildung an den Musikhochschulen. Das Instrumentalspiel fordert nun einmal wie kaum ein anderer Beruf den ganzen Menschen, seine körperlich wie geistig ungeminderte Leistung. Fehlt es an dem einen, ist auch das andere und damit die gesamte Berufsausübung beeinträchtigt. Eine gute Gesundheit ist die Voraussetzung der Qualität eines Orchesters“, so Mertens abschließend.

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