Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember fordert die Deutsche Orchestervereinigung einen größeren Beitrag des Kulturbereichs zur Integration der Betroffenen. „In den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein für einen inklusiven Ansatz von Kultur zwar gewachsen, hat sich aber noch nicht auf breiter Basis durchgesetzt“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). Die DOV unterstützt solche Bemühungen, vor allem im Orchesterbereich. „Der nächste Schritt muss sein, Menschen mit Beeinträchtigungen noch gezielter anzusprechen, um unverändert vorhandene Hemmschwellen weiter abzubauen“, sagt Mertens.
Vor allem der Bereich der Musikvermittlung hat sich in den letzten Jahren stark nach Zielgruppen ausdifferenziert. Dabei entstanden vermehrt auch Formate für Menschen mit Handicaps. Die DOV selbst unterstützt die Werkstatt Utopia, ein inklusives Musikprojekt des Vereins KulturLeben Berlin. Im Utopia-Orchester spielen Musikerinnen und Musiker mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen (weitere Informationen: https://utopia.kulturleben-berlin.de).
„Es geht aber auch um Barrierefreiheit in Theatern und Konzertsälen, etwa um rollstuhlgerechte Zugänge oder Induktionsschleifen für Hörgeschädigte im Publikum, sowie um mehr inklusive Projekte“, sagt Mertens. An Musikschulen zum Beispiel gibt es seit längerem Hörgeschädigten-Chöre oder Musikensembles für Menschen mit Down-Syndrom.
Aufgrund der Pandemiebekämpfung sind seit Monaten die Bemühungen um Inklusion in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund getreten. Mertens: „Wie im Bereich Nachhaltigkeit müssen vorhandene Konzepte mit Nachdruck umgesetzt werden. Dabei können Orchester und ihre Mitglieder eine Vorbildfunktion haben.“
Hintergrund
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen ist ein von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk- und Aktionstag, der das öffentliche Bewusstsein für die Probleme von Menschen mit Beeinträchtigungen schärft und den Einsatz für Rechte und Wohlergehen Betroffener fördert. Deutschland hat 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, kulturelle Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigungen zu ermöglichen.