Offener Brief zur Zukunft der Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH (ROC) Berlin

Herrn Intendanten Dr. Willi Steul,
Herrn Staatsminister Bernd Neumann,
Herrn Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit,
Frau Intendantin Dagmar Reim

Sehr geehrte Frau Reim, sehr geehrte Herren,

ich wende mich an Sie als die vier Gesellschafter der Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH. Wie Sie wissen, vertritt die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) als Berufsverband die Interessen der künstlerisch Beschäftigten in den beiden Chören und Orchestern innerhalb der ROC. Das Deutsche Symphonieorchester, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Rundfunkchor Berlin und der RIAS Kammerchor gehören mit ihrem künstlerischen Niveau zu den weltweit führenden Klangkörpern.

Dennoch wurde im Dezember 2010 die Zukunft einer auskömmlichen Finanzierung der ROC und ihrer vier Klangkörper durch den größten Gesellschafter Deutschlandradio öffentlich infrage gestellt und eine deutliche Absenkung der Zuschüsse im Jahr 2013 angekündigt. Bereits im Dezember 2009 hatte ein ebenfalls öffentlich propagierter Vorschlag zur Fusion des Deutschen Symphonieorchesters mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin für erhebliche Verunsicherung gesorgt.

Die DOV fordert alle vier Gesellschafter auf, endlich in einen konstruktiven und ernsthaften Dialog – auch mit den Vertretern der Beschäftigten – zu treten und die Zukunft der Klangkörper nachhaltig abzusichern. Die Gesellschafter tragen gemeinsam eine politische, wirtschaftliche aber auch eine moralische Verantwortung für die ROC und ihre Beschäftigten. Ist Ihnen bewusst, dass Ihr Verhalten insoweit auch Vorbildwirkung für die nationale Kulturfinanzierung in Deutschland hat? Es ist weder den Beschäftigten, noch dem Publikum zu vermitteln, wenn der Bestand und die künstlerische Entwicklung der Klangkörper sich jährlich wiederholend öffentlich infrage gestellt werden. Dies beschädigt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit auf dem nationalen bzw. internationalen Konzertmarkt, verunsichert Abonnenten, Sponsoren und Konzertveranstalter, sondern gefährdet auch die Eigenerwirtschaftungspotenziale der ROC.

Trotz der Unterschiede in der Höhe der Gesellschafteranteile, der unterschiedlichen wirtschaftlichen Leistungskraft, der unterschiedlichen politischen Interessen und Positionen appelliere ich an Sie, gemeinsam und dauerhaft die Zukunft der ROC, ihrer Klangkörper und ihre Beschäftigten zu sichern. Die DOV steht für die Begleitung dieses Dialogs bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Gerald Mertens
Geschäftsfürer

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