Seit der Einleitung der Corona-Maßnahmen im März ist der Musikunterricht an den Schulen zugunsten der Kernfächer oft komplett ausgefallen oder massiv eingeschränkt worden. Heute beginnt das neue Schuljahr in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Die Vorgaben variieren dabei beträchtlich: Während beispielsweise in Berlin bei Einhaltung der Infektionsschutzstandards in geschlossenen Räumen wieder gemeinsam gesungen werden darf, sind in Schleswig-Holstein das gemeinsame Singen und die Nutzung von Blasinstrumenten in den Räumen der Schule zunächst untersagt.

Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: "Durch die Coronakrise ist der schulische Musikunterricht derzeit in einer desaströsen Lage. Seit Monaten fallen der Unterricht und Aktivitäten wie Singen und Ensemblespiel meist ersatzlos aus. Statt auf die Krise mit kreativen Ideen zu reagieren, herrschen bisher vielerorts Passivität und Ratlosigkeit. Doch wenn wir jetzt keine Wege finden, einen qualifizierten Musikunterricht unter den entsprechenden Hygiene-Auflagen in Schulen wieder zu ermöglichen, werden mittelfristig die ohnehin schon brüchigen Infrastrukturen der musikalischen Bildung noch weiter geschwächt. Die aktuelle Diskussion offenbart auch eine veraltete Vorstellung von Musikunterricht, denn dieser ist bei weitem nicht auf gemeinsames Singen beschränkt. Mit Kindern und Jugendlichen kann man die Welt der Klänge auch auf vielen anderen Wegen, etwa durch Komponieren, Body-Percussion oder mit Musik-Geschichten, erkunden. Wir müssen lernen, mit Corona zu leben, ohne unser kulturelles Selbstverständnis dem Virus zu opfern – mit Kreativität, Verstand und Pragmatik.“

Im März 2020 haben der Deutsche Musikrat, die Landesmusikräte und die Bertelsmann Stiftung die Studie "Musikunterricht an Grundschulen“ veröffentlicht. Auf valider Forschungsgrundlage wurden in der Studie die Defizite in der musikalischen Bildung analysiert. Unter anderem konnte belegt werden, dass etwa 50% des Musikunterrichts in Grundschulen fachfremd erteilt werden und rund 7% ersatzlos ausfallen.

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