Mit dem Musikfest-Preis zeichnet das Festival seit 1998 jährlich Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten aus, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken interpretatorische Maßstäbe gesetzt und im internationalen Musikleben neue Perspektiven aufgezeigt haben. Die Auszeichnung ist mit 25.000 EUR dotiert und wird von der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank und dem Musikfest Bremen ausgestattet. Preisträger der vergangenen Jahre waren Sir John Eliot Gardiner, Gidon Kremer, Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock, Jessye Norman, Nikolaus Harnoncourt und András Schiff.

Der aus Oxford/England stammende Dirigent Sir Roger Norrington ist vor allem für seine Verdienste im Bereich der ›historischen Aufführungspraxis‹ international bekannt geworden war. 1962 gründete der heute 70-Jährige den Schütz Choir, mit dem er seine Entdeckungsreise der so genannten ›historischen‹ Musizierweise begann, die er ab 1978 mit den ebenfalls von ihm gegründeten London Classical Players auf das sinfonische Repertoire übertrug. Seine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Spieltechniken der Vergangenheit hat weitreichende Auswirkungen auf die aktuelle Rezeption der Musik des 19. Jahrhunderts gehabt. Seit einigen Jahren konzentriert sich Norrington neben Gastdirigaten bei den führenden Orchestern Europas und Amerikas auf seine Chefdirigentenposten bei der Camerata Salzburg und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart.

›Sir Roger Norrington setzte im Musikfest Bremen mit den London Classical Players (1992, 1995 und 1996) und dem Orchestra of the Age of Enlightenment (1997, 1998 und 2001) Maßstäbe, die das Profil des Festivals nachhaltig schärften. Sein Einsatz historischer Instrumente, die Einhaltung der bei der Uraufführung üblichen Sitzordnung und Spielart des Orchesters und eine Partiturtreue hinsichtlich Tempi und Dynamikvorschriften bescherte dem Publikum Werke von Haydn, Beethoven, Brahms, Schumann, Bruckner, Rossini, Tschaikowsky, Wagner und Mahler erstmals im originalen Klangbild ihrer Entstehungszeit. Sein Pioniergeist und seine Kreativität verbanden sich zu mitreißend-vitalen Interpretationen voll unvergleichlicher, spannungsgeladener Augenblicke, in denen Tradition und Innovation in einer vortrefflichen Synthese zu neuer Qualität geführt wurden‹, begründet die Jury die Entscheidung.

Seine kontinuierliche Präsenz im Musikfest Bremen krönte Norrington 2003 am Pult des aus Chamber Orchestra of Europe und Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen erstmals formierten Musikfest Bremen Symphony Orchestra. Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse seiner jahrzehntelangen Arbeit erreichte er auch auf ›modernen‹ Instrumenten einen Verzicht auf jegliches Vibrato und bestach bei Werken von Mozart, Berlioz, Wagner und Strawinsky mit einem Höchstmaß an Spannkraft, Transparenz, Verve und Brillanz.

Am Samstag, 25. September 2004, wird Norrington bei einer festlichen Gala im Rathaus zu Bremen die Auszeichnung von Michael Münch, Geschäftsführer der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank, überreicht. Im Rahmen dieser Musikfest-Gala wird auch der angegliederte ›Förderpreis Deutschlandfunk‹ verliehen. ›Artist in Residence 2004‹ ist die aus Japan stammende junge Pianistin Yu Kosuge. Der Sachpreis ermöglicht der Preisträgerin während des folgenden Jahres Studioproduktionen beim Deutschlandfunk in Köln zu realisieren und beinhaltet ein Konzertengagement im nächsten Musikfest Bremen.