Der digitale Musikmarkt konnte seinen Expansionskurs 2011 weiter fortsetzen. Wie die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) heute anlässlich der Vorstellung des Digital Music Report 2012 in London bekannt gab, stieg der weltweite Umsatz mit digitaler Musik 2011 um acht Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar. Damit konnte der Anteil des weltweiten Umsatzes von digitaler Musik am Gesamtumsatz im Jahr 2011 auf 32 Prozent gesteigert werden. Der Report weist jährlich die weltweiten Umsätze mit Downloads, Abonnements und werbefinanzierten Online-Services (Digitalmarkt) aus, gibt einen Überblick über das legale Musikangebot im Internet und zeigt die wichtigsten Marktentwicklungen auf. Waren die maßgeblichen lizenzierten Online-Musikservices im Januar 2011 in 23 Ländern verfügbar, konnte die Reichweite innerhalb des letzten Jahres dank der raschen Expansion von Diensten wie iTunes, Spotify oder Deezer in neue Märkte auf 58 Länder ausgedehnt werden. Zugleich laufen in Ländern wie Frankreich und Neuseeland die Maßnahmen zur weiteren Eindämmung der Internet-Piraterie an und zeigen erste Resultate.
Auch in Deutschland verzeichnet der Digitalmarkt derzeit starke Wachstumsimpulse: Nach Angaben des Bundesverbandes Musikindustrie e. V. (BVMI) und media control stiegen allein die Download-Umsätze im letzten Jahr um 28,8 Prozent an. Nach aktuellen Schätzungen des BVMI liegt der Anteil des Digitalmarkts in Deutschland bei etwa 17 Prozent – Rückgrat der heimischen Musikindustrie bleibt nach wie vor die CD, die 74 Prozent der Umsätze ausmacht und 2011 nur einen leichten Umsatzrückgang (-2,2 Prozent) zu verzeichnen hatte. Knapp 70 legale Musikservices sind derzeit in Deutschland verfügbar – eine Liste der lizenzierten Musikdienste ist verfügbar unter http://www.pro-music.org/.
Online-Piraterie bleibt größte Hürde für digitales Wachstum
Trotz der positiven Impulse stellt die Online-Piraterie nach wie vor die größte Hürde für nachhaltiges Wachstum für Musik im Internet dar. Laut einer aktuellen Studie (IFPI/Nielsen) greift weltweit jeder vierte Internetnutzer regelmäßig auf unlizenzierte Dienste zu. In Folge werden nicht nur die legalen Angebote untergraben und das Wachstum beeinträchtigt, sondern auch Investitionen in Musik gefährdet.
Bei der Eindämmung der Internet-Piraterie konnten im vergangenen Jahr konkrete Erfolge erzielt werden. In Frankreich ging die Nutzung von Filesharing-Systemen (P2P) nach Einführung des sanktionierten Warnmodells bei Urheberrechtsverletzungen im Internet (HADOPI) um 26 Prozent zurück. Nachdem im Oktober 2010 die ersten Warnhinweise versendet worden waren, stellten bis heute etwa 2 Millionen P2P-Nutzer in Frankreich ihr illegales Verhalten ein (IFPI/Nielsen). Eine weitere Studie (Danaher et al.) kommt zu dem Schluss, dass sich die HADOPI-Initiative auch wirtschaftlich positiv auswirkt. So lag nach der Studie der Verkauf von Einzeltracks bei iTunes um 23 Prozent über dem Niveau, das ohne die Initiative erzielt worden wäre. Ein vergleichbares Modell wurde im September 2011 in Neuseeland eingeführt, das ebenfalls bereits erste Erfolge vorweisen kann.
Fortschritte bei der Eindämmung der Online-Piraterie gab es auch in den USA, wo im letzten Jahr ein richtungsweisendes Abkommen mit den Internet-Service-Providern (ISP) geschlossen wurde. Dieses sieht unter anderem vor, noch in diesem Jahr ein abgestuftes Warnmodell bei Urheberrechtsverletzungen im Internet zu implementieren. Das sog. „Copyright Alert System“ wurde von den größten ISPs der USA unterzeichnet.
Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie e. V. (BVMI), kommentiert: „Die Internet-Piraterie ist nach wie vor der größte Hemmschuh für die Entwicklung und Etablierung digitaler Geschäftsmodelle für Musik und andere Inhalte im Internet. Während im Ausland konkrete Maßnahmen zur Eindämmung der Online-Piraterie anlaufen und erste Erfolge verbuchen können, gerät Deutschland bei der Durchsetzung von Urheberrechten immer mehr ins Hintertreffen. Es ist dringend erforderlich, dass endlich auch hier die Rahmenbedingungen für Wachstum im digitalen Raum geschaffen werden – gerade auch mit Blick auf Dienste wie Megaupload.“
Kooperation mit der Online-Wirtschaft zeigt Ergebnisse
Zur weiteren Eindämmung der Internet-Piraterie arbeitet die Musikindustrie verstärkt mit Werbetreibenden, Anbietern von Payment-Dienstleistungen, Suchmaschinen und Hostprovidern zusammen. Eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen IFPI, der Londoner Polizei und den Anbietern der Payment-Services MasterCard, Visa und PayPal trug unter anderem dazu bei, dass seit März 2011 der Missbrauch dieser Bezahlsysteme auf 60 illegalen Seiten verhindert werden konnte.
Eine bessere Zusammenarbeit strebt die Musikindustrie auf internationaler Ebene insbesondere im Bereich der Suchmaschinen an, einer der wichtigsten Kanäle, um Musik im Internet zu finden. Viele Suchergebnisse führen zu unautorisierten Inhalten oder Seiten, auf denen regelmäßig Urheberrechte verletzt werden. So haben Studien in verschiedenen Ländern gezeigt, dass zwischen 25 und 50 Prozent der Menschen, die Musik illegal herunterladen, über Suchmaschinen auf die entsprechenden Angebote aufmerksam wurden.
Absätze
Quelle
http://www.musikindustrie.de