Eine wissenschaftliche Studie zeigt, dass das Bundesjugendorchester ein Zukunftsweiser ist – Und das finden nicht nur Berufsmusiker. Elisabeth Rauch, Studentin der Hochschule für Musik und Theater München, schreibt in ihrer Masterarbeit in Kultur- und Musikmanagement über die Beurteilung der Mitgliedschaft im Bundesjugendorchester aus Sicht der Ehemaligen. Die Wissenschaftlerin begründet ihre Arbeit auf Umfragewerte und Interviews mit ehemaligen Orchestermitgliedern des Bundesjugendorchesters, von denen die überwiegende Mehrheit bereits im Berufsleben steht. 81% der Berufstätigen arbeiten heute hauptberuflich als Musikerinnen und Musiker, 74% dieser Berufsmusiker wirken in professionellen Orchestern mit. „Von dieser hohen Quote sind wir überrascht“ so der Projektleiter des Bundesjugendorchesters Sönke Lentz, „wir waren bisher von deutlich weniger Berufsmusikern ausgegangen. Die hohen Zahlen von Ehemaligen die heute in den großen Berufsorchestern spielen zeigen, dass nicht nur die Quantität der Teilnehmer, sondern auch die Qualität der Arbeit einen hohen Wert zu haben scheint. Dass die Berliner Philharmoniker kürzlich die Patenschaft für das Ensemble übernommen haben, erlauben wir uns auch in diesem Kontext als besondere Auszeichnung zu werten.“

Auch Brigitte Rose, Mitglied des Orchestervorstandes des Bayerischen Staatsorchesters, die Rauch im Rahmen ihrer Arbeit als Expertin befragte, beurteilt die Arbeit des jungen Sinfonieorchesters als zukunftsorientierte Vorbereitung zum Orchester- und Opernmusiker. Es sei wichtig, dass hier Konzertprogramm und Oper intensiv erarbeitet wird, da das Musiktheater einen großen Bereich im späteren Berufsbild einnimmt.

94% der Befragten gaben an, dass die Mitgliedschaft im Bundesjugendorchester ihnen half, besser mit beruflichen und sozialen Konfliktsituationen umzugehen. Viele bestätigen, dass Disziplin und Selbstmanagement gefördert werde, jedoch auf spielerische Art und Weise. Trotz Wettkampf und Leistungsdruck schließen die jungen Musiker Freundschaften fürs Leben. Dreiviertel der Ehemaligen stehen heute noch im Kontakt zu ihren damaligen Orchesterkollegen.

Rauch befragt zu diesem Thema weitere Experten: Hermann Bäumer, Generalmusikdirektor am Staatstheater Mainz leitete eine der letzten Tourneen des Bundesjugendorchesters. Er schätzt die sozialen Erfahrungen, die die Jugendlichen im Orchester sammeln, hoch ein: „Gemeinsam ein gestecktes Ziel zu erreichen und sich sinnvoll für ein Gesamtergebnis einzusetzen sind für eine funktionierende Gesellschaft existentiell notwendige Verhaltensformeln.“ Der Experte Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, formuliert im Rahmen der Masterarbeit jedoch auch Herausforderungen, die das Bundesjugendorchester in Zukunft bewältigen muss. Vor allem die Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre und die niedrige Männerquote in den hohen Streichern sind Themen, die das junge Orchester künftig beschäftigen werden.

Rauch fand heraus, dass beinahe alle Ehemaligen positiv auf die Orchesterzeit zurückblicken. 95 % antworteten auf die Frage, ob sie sich noch einmal für das Bundesjugendorchester bewerben würden, mit „Ja“.