Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV), Berufsverband und Gewerkschaft der Orchestermusiker und Rundfunkchorsänger in Deutschland, protestiert entschieden gegen die pauschale Diffamierung der deutschen Orchester durch Kulturstaatsministerin Christina Weiss.
"Es ist bedauerlich, dass Frau Dr. Weiss das abgenutzte Klischee aufgreift, Orchestermusiker würden zu viel verdienen und dafür zu wenig arbeiten. In einer dramatischen Situation, wo Orchester verkleinert, fusioniert oder gar aufgelöst werden und zahlreiche Musiker ihren Job verlieren, von einer `weltfremden Verwöhnlandschaft´ zu sprechen, grenzt an Zynismus", sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der DOV. Frau Weiss weiß offenbar nicht, von welchen angeblich privilegierten Arbeitsbedingungen sie redet. Eine tarifliche Sechs-Tage-Woche, grundsätzlich kein individueller Urlaubsanspruch, ein hohes Berufsunfähigkeitsrisiko sind die Realität und kein Paradies", meint Mertens weiter.
"Staatsministerin Weiss spannt sich vor den Karren eines Arbeitgeberverbandes, des Deutschen Bühnenvereins, und greift damit in die Tarifautonomie ein. Seit 1990 ist der Tarifvertrag für die Orchestermusiker mehrfach überarbeitet und reformiert worden, insbesondere wurden Arbeits- und Ruhezeiten flexibler gestaltet. In Deutschland bestehen inzwischen zahlreiche - größtenteils mit dem Deutschen Bühnenverein abgeschlossene - Haustarifverträge, in denen Musiker zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze auf Vergütung verzichten. Von 138 Orchester haben mehr als 40 überhaupt keinen Tarifvertrag oder arbeiten zu untertariflichen Bedingungen. Diese Fakten scheinen Frau Weiss nicht bekannt zu sein. Mit solch blankem Populismus löst man keine Struktur- und Finanzierungsfragen, sondern schürt nur Sozialneid", meint Mertens abschließend.
V.i.S.d.P.
Gerald Mertens
Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung
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Quelle
http://www.dov.org