In seiner Sitzung am 22. April 2024 entschied der Aufsichtsrat der Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar GmbH – Staatstheater Thüringen – über die künftige Generalintendanz ab der Spielzeit 2025/2026. Diese Entscheidung folgt auf einen intensiven Auswahlprozess, der in den vergangenen fünf Monaten von einer Findungskommission durchgeführt und mit einer einmütig getragenen Empfehlung an den Aufsichtsrat abgeschlossen wurde.
Auf die Ausschreibung der ab Sommer 2025 vakanten Stelle der Generalintendanz / künstlerischen Geschäftsführung der Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar GmbH gingen fristgerecht bis zum 16. Februar 2024 insgesamt 36 Bewerbungen ein.
Die Mitglieder der Findungskommission verständigten sich darauf, insgesamt acht Bewerbungen in die engere Wahl zu ziehen und die dahinterstehenden Personen zu einem ersten Vorstellungsgespräch am 5. bzw. 6. April 2024 einzuladen. Grundlage dieser Gespräche bildete ein von der Kommission bestätigter Fragenkatalog. Zudem wurden die Bewerberinnen und Bewerber aufgefordert, ein Konzeptpapier einzureichen, das u. a. den Umgang mit der sanierungsbedingten Schließzeit des Haupthauses von mindestens vier Jahren, Überlegungen zu den künftigen Entwicklungen der einzelnen vier Sparten (einschließlich des Kunstfestes) thematisieren sollte.
Im Ergebnis der ersten Gesprächsrunde verständigte sich die Findungskommission darauf, mit drei Bewerbenden, darunter auch zwei Teams, die jeweils aus drei Personen bestanden, ein vertiefendes zweites Gespräch am 15. April 2024 zu führen. In dieser zweiten Gesprächsrunde standen Wirtschafts- und Spielplanung, Führungskompetenzen sowie der Umgang mit den Herausforderungen der bevorstehenden Generalsanierung des DNT im Vordergrund.
Die Findungskommission empfahl dem Aufsichtsrat die erstmalige Berufung einer Team-Intendanz am Deutschen Nationaltheater. Das Team besteht aus Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen als Co-Intendanten. Die Berufung der Team-Intendanz erfolgt zunächst für die Dauer von fünf Jahren.
Die Aufgabenverteilung innerhalb des Teams ist so geplant, dass Valentin Schwarz die Funktion des Chefregisseurs und künstlerischen Geschäftsführers übernimmt. Er wird zwei Inszenierungen im Musiktheater pro Spielzeit vornehmen. Dorian Dreher wird die Funktion des Spartenleiters Oper (Operndirektor) ausüben und Timon Jansen die Aufgabe des Spartenleiters Schauspiel (Schauspieldirektor). Sabine Rühl nimmt weiterhin die kaufmännische Geschäftsführung der DNT GmbH wahr und komplettiert damit das Leitungsteam.
Aus Sicht der Findungskommission legte das Team ein ambitioniertes und zugleich inhaltlich wie strategisch sehr durchdachtes Strategiepapier insbesondere für die künstlerische Entwicklung des DNT im Zuge der Generalsanierung vor. Dabei prägen die folgenden fünf Prinzipien die Arbeit des Teams:
- Ensemblepflege mit einem gesicherten Beschäftigungsanspruch für die Beschäftigten des DNT,
- modulare Produktionen für das gesamte Repertoire und die geplanten Veranstaltungen,
- Sicherung eines Repertoirebetriebs (vorrangig in der Redoute) über den gesamten Sanierungszeitraum,
- Neuentdeckung der Örtlichkeiten – in der Stadt Weimar,
- Kooperationspflege und -initiierung mit neuen Partnerinnen und Partnern.
Dieser Eindruck wurde durch die Gespräche der Findungskommission mit dem Team bestätigt und verstärkt.
Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Kulturminister und Aufsichtsratsvorsitzender: „Die Findungskommission, in die Vertreter:innen der Belegschaft institutionell einbezogen waren, schlug dem Aufsichtsrat ein Team vor, das sich im Findungsprozess und gegenüber dem Aufsichtsrat als innovativ und kreativ präsentierte. Das vergleichsweise junge Team mit reichhaltiger Erfahrung machte überzeugend deutlich, dass es einen modernen, wertebasierten Führungsstil nicht nur verspricht, sondern auch lebt. Die Zusammenarbeit mit der versierten kaufmännischen Geschäftsführerin, Frau Rühl, verspricht Kontinuität und Erneuerung, die in Übereinstimmung mit der Findungskommission ein hohes künstlerisches Entwicklungspotenzial erwarten lässt. Die Programmplanung für die erste Interimsspielzeit ist ambitioniert und trägt dem Anspruch Rechnung, ein Team mit einem hohen Maß an Kreativität und einem künstlerisch hervorragenden Konzept zu verpflichten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit diesem neuen Leitungsteam.“
Weimars Oberbürgermeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, Peter Kleine, ergänzt: „Das professionelle, kreative und junge Team hat eine überzeugende Konzeption für die künstlerische Weiterentwicklung des DNT einschließlich des Kunstfestes und der Staatskapelle vorgelegt. Dies gilt insbesondere unter den Bedingungen der bevorstehenden Generalsanierung. Wir haben mit der neuen Leitung außerdem die Möglichkeit, neue Wege in der Führung des bedeutenden Theaters zu beschreiten. Die Stadt Weimar steht diesem Veränderungsprozess mit großer Offenheit und Neugier gegenüber.“
Das Team plant, eine Reihe von Neuerungen einzuführen, darunter modulare Produktionen und ein neuartiges Format, um das Theater während der Sanierungsphase sowohl nach innen als nach außen lebendig und engagiert zu halten.
„Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns der Aufsichtsrat und die Findungskommission mit unserer Berufung entgegenbringen. Als Team-Intendanz wollen wir aufbauend auf die wertvolle Arbeit von Hasko Weber die anstehende Generalsanierung zum Anlass nehmen, das Nationaltheater mit herausragender künstlerischer Qualität und wertschätzendem Spirit zu neuen Ufern zu führen. Mit großer Neugier wollen wir mit allen Beschäftigten herausfinden, welche Wege und Erzählungen wir für Weimar im Hier und Jetzt entdecken. Wir freuen uns immens darauf, gemeinsam mit den Mitarbeitenden des DNT, der Staatskapelle, dem Kunstfest und der Stadtgesellschaft die Zukunft des Nationaltheaters zu gestalten“, ergänzen Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen.
Kurzbiografien von Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timo Jansen
Der vielfach ausgezeichnete österreichische Bühnen- und Filmregisseur Valentin Schwarz, geboren 1989 in Österreich, studierte Musiktheater-Regie, Volkswirtschaftslehre und Philosophie in Wien. 2017 gewann er beim internationalen Regiewettbewerb „RingAward“ den ersten Preis. Daraufhin inszenierte er erfolgreich u. a. an der Oper Köln, der Staatsoper Stuttgart, der Opéra Montpellier und zuletzt bei den Bayreuther Festspielen den neuen „Ring des Nibelungen“, von der „New York Times“ benannt als eine der „Best Classical Music Performances of 2022“.
Der 1985 in Berlin geborene Regisseur Dorian Dreher studierte an der Freien Universität Berlin Theaterwissenschaft sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Musiktheater-Regie. Seine langjährige Theaterarbeit führte ihn an zahlreiche Bühnen im In- und Ausland wie die Opera Vlaanderen, die Opéra du Rhin Strasbourg, die Komische Oper Berlin sowie das Slowakische Nationaltheater Bratislava. Unter seinen Regiearbeiten verdienen die mit dem Studiopreis der Götz-Friedrich-Stiftung ausgezeichnete Inszenierung von „Schwanengesang" am Nationaltheater Mannheim, „Tristan und Isolde" an der Deutschen Oper am Rhein sowie „Rodelinda" anlässlich des 100jährigen Bestehens der „Internationalen Händelfestspiele Göttingen“ besondere Erwähnung.
Timon Jansen, 1990 am Niederrhein geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Theaterregie in Zürich. Seine Abschlussinszenierung „Sommergäste“ nach Maxim Gorki war zum Körber Studio Junge Regie sowie zum Schauspielschultreffen eingeladen. Als Stipendiat des Nürnberger Autorenstipendiums und in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk schrieb er sein erstes Drehbuch. Seit 2022 arbeitete er als Dramaturg am Theater Basel.