Das zeitgenössische Musikleben in seiner stilistischen, funktionalen und organisatorischen Vielfalt möglichst umfassend zu dokumentieren, stellt Musikarchive und -bibliotheken im 21. Jahrhundert vor neue Herausforderungen. In diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung ist das Deutsche Komponistenarchiv, das am 12. Oktober unter dem Dach des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau eröffnet wird.

Das breitgefächerte künstlerisch-wissenschaftliche Spektrum des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau (der Nachfolgeorganisation des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik), das sich seit über zwei Jahrzehnten um die Dokumentation zeitgenössischen Musikschaffens bemüht und bereits eine Bibliothek Neuer Musik, eine Internationale Musikbibliothek und eine Sammlung Verfemter Musik beherbergt, erfährt mit dem Deutschen Komponistenarchiv eine wertvolle Ergänzung.
Gefördert von der GEMA Stiftung, hat sich das Deutsche Komponistenarchiv die Archivierung von Werknachlässen zeitgenössischer Komponisten aller musikalischen Geres zur Aufgabe gemacht. Damit soll dem Mangel an Archiven, die ohne Einschränkung bundesweit und frei von ästhetischen Urteilen und Spartendenken Nachlässe zeitgenössischer Komponisten archivieren, durch die Einrichtung einer unabhängigen Institution begegnet werden.

„Da es bislang in Deutschland kein zentrales Komponistennachlassarchiv gab“, so Harald Banter, Initiator und Vorsitzender des Beirats des Deutschen Komponistenarchivs, „sondern nur dezentrale Stiftungen oder kommunale Einrichtungen, die sich meist aber nur ihnen besonders verbundener Autoren annahmen, kam mir die Idee zur Gründung eines Deutschen Komponistenarchivs, das allen bedeutenden deutschen Komponisten, auch denen der Film-, der Unterhaltungsmusik und des Jazz, offen steht. Gerade den Letztgenannten waren bislang die Türen der Kulturhüter eher verschlossen.“

In der kurzen Zeit seines Bestehens wurden bereits 25 Komponistennachlässe aufgenommen, darunter jene von Norbert Schultze, Helmut Zacharias, Wolfgang Ludewig, Enrico Mainardi, Heinz Benker und Wolfgang Meyer-Tormin.

Im Zentrum der Sammeltätigkeit des Archivs stehen Materialien mit unmittelbarem Bezug zum kompositorischen Wirken, neben Werkautographen vor allem Korrespondenz, schaffensbezogene Veröffentlichungen, Tonaufnahmen und Lebensdokumente. Durch Publizierung der Nachlassbestände, auch in enger Zusammenarbeit mit dem Informationszentrum des Deutschen Musikrates, sollen die Nachlassbestände zur Recherche für Musikwissenschaftler und Journalisten sowie als weitere Materialverwendung für Konzertveranstalter, Rundfunk- und Fernsehanstalten etc. zugänglich gemacht werden.

Zur Eröffnung des Deutschen Komponistenarchivs am 12. Oktober um 11 Uhr im Festspielhaus Hellerau, im Rahmen der 22. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik, sprechen Udo Zimmermann, Intendant des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau, Harald Banter, Vorsitzender des Beirats des Deutschen Komponistenarchivs, Michael Karbaum, Geschäftsführer der GEMA Stiftung, Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA und der GEMA-Stiftung, sowie Winfried Lehmann, Beigeordneter für Allgemeine Verwaltung der Landeshauptstadt Dresden. Umrahmt wird die Eröffnungsveranstaltung, dem Festivalthema „Musik und Film“ entsprechend, von Filmen und Filmmusiken aus den Beständen des Deutschen Komponistenarchivs, u.a. von Norbert Schultze, Ernest Sauter und Enrico Mainardi.