Historische Instrumente verschwinden häufig als Anlage in Tresoren. Die Deutsche Stiftung Musikleben vergibt sie dagegen in die Hände junger Spitzenmusiker. Beim 24. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds (26.-28.2.2016) wurden 49 klangvolle Geigen, Bratschen und Violoncelli vergeben.
Das Gipfeltreffen des Deutschen Streichernachwuchses findet jedes Jahr im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg statt. 58 vielversprechende und bereits ausgezeichnete Musiker im Alter von11 bis 28 Jahren aus ganz Deutschland versammelten sich zum Spiel um die historischen und zeitgenössischen Instrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds, darunter in diesem Jahr herrliche Violinen von Antonio Stradivari und Nicolo Gagliano, eine Viola von Gimabattista Ceruti und jahrhundertealte Celli von Francesco Ruggeri und Joseph Antonius Rocca. 49 Teilnehmern wurde von der fünfköpfigen Fachjury unter Vorsitz des renommierten Solistenausbilders Prof. Igor Ozim (Salzburg) eines der begehrten Spitzeninstrumente verliehen bzw. konnte die Leihfrist für ein bereits erspieltes Instrument verlängert werden.
"In diesem Jahr haben wir uns besonders auf viele Neuentdeckungen gefreut. Wir konnten einigen noch sehr jungen aber bereits hervorragend entwickelten Begabungen eine Chance geben, am Wettbewerb teilzunehmen und waren alle überrascht von deren hohem Niveau“, resümiert Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben.
Den Überraschungserfolg und die höchste Bewertung des Wettbewerbs landete die zweitjüngste Teilnehmerin: Maria Dueñas Fernández (Dresden) ist erst 13 Jahre alt. Ihr wurde von der Jury eine Meistervioline von Nicolo Gagliano aus Bundesbesitz zugesprochen. Sein Glück kaum fassen konnte Alexej Semenenko (Köln), der sich eine Violine von Antonio Stradivari, Cremona 1680, erspielte, eine treuhänderische Eingabe aus Dinslakener Familienbesitz. Auch Leonard Disselhorst (Berlin) überzeugte. Er konnte seine Leihfrist für ein Violoncello von Joseph Gagliano, Neapel 1720, eine treuhänderische Eingabe in den Fonds aus Hamburger Familienbesitz, um zwei weitere Jahre verlängern. Das Auftragswerk für den Fonds 2016, ein Violoncello von Haiko Seifert aus dem vogtländischen Plauen, wurde vom Geigenbaumeister persönlich an Christoph Croisé (Niederlenz) überreicht.
Beim bis auf den letzten Platz gefüllten Preisträgerkonzert vor 250 geladenen Gästen, darunter Instrumententreugeber, Kooperationspartner und Konzertveranstalter sowie Freunde und Förderer der Stiftung, begeisterten die strahlenden Gewinner mit musikalischer Virtuosität. Das Konzert wurde mitgeschnitten und wird am Sonntag, den 13. März 2016 um 21.05 Uhr als "Konzertdokument der Woche“ vom Deutschlandfunk ausgestrahlt.
Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Stiftung Musikleben und der Bundesrepublik Deutschland. Der Fonds wurde 1993 zur Förderung hochbegabter Nachwuchsstreicher ins Leben gerufen. Der Anfangsbestand von 16 Instrumenten, vorrangig aus Bundesbesitz, ist mittlerweile zu einer Sammlung von über 190 wertvollen Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen angewachsen, die zu mehr als der Hälfte aus Treugaben meist aus Familienbesitz besteht. Der Fonds umfasst sowohl historische Meisterstücke von Stradivari, Guarneri, Guadagnini oder Gagliano als auch moderne Instrumente europäischer Meisterwerkstätten, die als Auftragsarbeiten der Stiftung hergestellt wurden. Die Musiker erhalten die Instrumente leihweise zunächst für ein Jahr, bei besonderer Leistung für zwei Jahre. Sie können diesen Zeitraum aber mit weiteren erfolgreichen Vorspielen bis zum Erreichen des 30. Lebensjahrs verlängern oder sich ein noch hochwertigeres Instrument erspielen.
Die Deutsche Stiftung Musikleben widmet sich seit 1962 der bundesweiten Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten betreut die Stiftung derzeit rund 300 Stipendiaten zwischen 12 und 30 Jahren individuell und langfristig. Neben dem "Deutschen Musikinstrumentenfonds“ als einzigartigem Instrument der Hochbegabtenförderung bietet die Stiftung ihren "Rising Stars“ in der Konzertreihe "Foyer junger Künstler“ vielfältige Auftrittsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterhält die Stiftung enge Verbindungen zu verschieden Sommerfestivals, zu denen sie weit fortgeschrittene Stipendiaten entsendet. Abgerundet wird das Förderkonzept durch Sonderpreise undStipendien, von der Auszeichnung bei Wettbewerben über das Carl-Heinz Illies-Stipendium für junge Pianisten bis zum Gerd Bucerius-Stipendium für ein Studium an einer der großen Musikhochschulen der Welt. Über Patenschaften geben besonders engagierte Förderer ausgewählten Stipendiaten finanzielle Unterstützung für deren musikalischen Werdegang. Die gemeinnützige Stiftung wird ehrenamtlich geleitet, seit 1992 von Irene Schulte-Hillen, und bestreitet ihr umfangreiches Förderprogramm unter dem Motto "KÖNNER BRAUCHEN GÖNNER“ fast ausschließlich durch Zuwendungen ihrer Freunde und Förderer, die sich mit ehrenamtlichem Einsatz, Spenden und Zustiftungen, mit Künstlerpatenschaften oder Instrumententreugaben engagieren.