Beim 17. Instrumentenwettbewerb der Deutschen Stiftung Musikleben hat vom 27. Februar bis zum 1. März in Hamburg die Elite der jungen deutschen Streicher um eine Leihgabe aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds vorge¬spielt. Die Jury unter Vorsitz des Geigers Prof. Thomas Brandis aus Berlin vergab 17 Geigen, 4 Bratschen und 6 Celli neu, zudem erspielten sich 17 Preisträger vergangener Wettbewerbe eine Verlängerung der Leihfrist für ihr Instrument. Übergeben wurden die kostbaren Meisterwerke beim festlichen Abschlusskonzert vor 240 geladenen Gästen gestern Abend um 18 Uhr in der Sammlung Beurmann des Museums für Kunst und Gewerbe.
Höchstpunktierte Teilnehmerin ist die 21-jährige Geigerin Suyoen Kim. Die gebürtige Münsteranerin darf für zwei weitere Jahre eine Camillus Camilli (Mantua 1742) aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland spielen, die ihr die Stiftung bereits seit sechs Jahren zur Verfügung stellt. Leihverlängerungen um zwei Jahre erspielten sich unter anderem auch Alina Pogostkina für ihre Stradivari-Geige von 1709 und der 20-jährige Gabriel Schwabe für sein Ruggeri-Cello von 1674, das älteste Instrument des diesjährigen Wettbewerbs. Die Instrumente dieser beiden hochbegabten Berliner sind Treugaben aus Hamburger Familienbesitz.
Unter den insgesamt 30 erfolgreichen Neubewerbern überzeugten besonders die 25-jährige koreanische Geigerin Harim Chum aus Berlin, der 27-jährige chine¬sische Bratschist Wen Xiao Zheng aus München und der 24-jährige georgische Cellist Giorgi Kharadze aus Essen. Sie erhalten für zunächst ein Jahr eine Violine von Matteo Goffriller (Venedig 1723), eine Viola von Paolo Antonio Testore (Mailand 1749) und ein Violoncello von Domenico Montagnana (Venedig, 17..). Erst 12 Jahre als ist die jüngste Preisträgerin: Romina Bernsdorf aus Berlin. Die Jungstudentin der Musikhochschule „Hanns Eisler“ spielt zukünftig eine Violine mit dem Zettel „Giuseppe Ceruti“ (Cremona 19. Jhdt.) aus Baden-Württemberger Familienbesitz.
Der diesjährige Wettbewerb bildete auch den Auftakt für ein neues Projekt>/b> der Deutschen Stiftung Musikleben: Die Stiftung möchte ihren fortgeschrittensten Stipendiaten die Möglichkeit geben, ein hochwertiges neues Instrument parallel zu ihrer historischen Leihgabe zu spielen. Dazu wird sie jedes Jahr einen inter¬national renommierten Geigenbauer auffordern, ein Instrument für den Fonds zu bauen. Dieses Instrument soll auf Dauer im Fonds bleiben. Der jeweilige Stipendiat erhält aber die Option, sich ein Instrument nach eigenen Vorstellungen bauen zu lassen. Als Erster wurde der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende und in Paris arbeitende Geigenbauer Stefan von Baehr mit dem Bau einer Geige beauftragt. Diese wurde vergangenen Freitag von Stiftungspräsidentin Irene Schulte-Hillen an Prof. Tanja Becker-Bender überreicht.
Der Deutsche Musikinstrumentenfonds wurde 1993 als Initiative der Deut¬schen Stiftung Musikleben mit der Bundesregierung gegründet und verfügt heute über 148 Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe – darunter fünf Violinen des Geigenbauers Antonio Stradivari. Damit ist er der national größte seiner Art mit einem Versicherungswert in zweistelliger Millionenhöhe. Zusätzlich zu den Instrumenten aus Stiftungs- und Bundesbesitz enthält die Sammlung zu über 60 Prozent Treugaben aus privater Hand. Zu den bekanntesten ehemaligen Preisträgern gehören die Geigerinnen Julia Fischer, Baiba Skride, und Viviane Hagner. Derzeit spielen unter anderem der Cellist Danjulo Ishizaka und die Geigerin Veronika Eberle auf Leihgaben der Stiftung. Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Musikleben fördert seit 1963 bundesweit den Spitzennachwuchs in der klassischen Musik. Neben Leihinstrumenten bietet sie ihren rund 200 Stipendiaten zwischen 12 und 30 Jahren Auftritte bei Stiftungs¬konzerten sowie Partnerfestivals und –orchestern und vergibt Stipendien und Patenschaften, unter anderem für Meisterkurse oder Gastsemester an renommier¬ten Hochschulen im Ausland. Die ehrenamtlich geleitete Stiftung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und finanziert ihr Programm allein über private Spenden. Redaktionshinweis: Bildmaterial senden wir Ihnen auf Anfrage gern umgehend zu.
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