Bürgerliches Engagement für die Kultur – und insbesondere für die Musik – hat in Hamburg eine lange Tradition. Dieses Engagement ist viel mehr als oberflächliche Dekoration gesellschaftlichen Handelns, es ist eine Herzensangelegenheit. Deswegen wäre die Arbeit der Deutschen Stiftung Musikleben seit nunmehr 50 Jahren wohl auch in keiner anderen Stadt so möglich wie in Hamburg. Im Laufe eines halben Jahrhunderts hat die an der Elbe beheimatete Stiftung sich bundesweit als erste Adresse für musikalische Spitzenförderung etabliert und unzählige junge Musiker und Musikerinnen bei ihren ersten Karriereschritten begleitet und gefördert. Spätere Weltstars wie Christoph Eschenbach, Sabine Meyer, Frank Peter Zimmermann, Tabea Zimmermann oder Christian Tetzlaff erhielten diese Unterstützung, die ihnen den Weg an die Spitze ebnete. Die Stiftung trägt damit auch zu einer Profilierung der Musikstadt Hamburg bei und sorgt dafür, dass Hamburg national wie international als Maßstab für Kulturförderung auf höchstem Niveau wahrgenommen wird. Tradition und Vision bilden so eine harmonische Einheit. Um dieses Engagement zu würdigen, findet auf Einladung des Ersten Bürgermeisters, Olaf Scholz, am Montag, 21. Mai eine feierliche Veranstaltung im Rathaus statt. Bürgermeister Olaf Scholz: „Welches Lob muss der Deutschen Stiftung Musikleben gesungen sein? Sie widmet sich seit fünfzig Jahren auf nationaler Ebene der Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Musikkultur. Ich wünsche Hamburgs Deutscher Stiftung Musikleben, und natürlich allen von ihr betreuten und geförderten Musikerinnen und Musikern, jede Menge Erfolg in den nächsten Jahren.“

In den Jahren nach ihrer Gründung konzentrierte sich die Stiftung auf die Finanzierung des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ und später auch des Bundesjugendorchesters, beides Projekte des Deutschen Musikrates. Erst 1992 wandelte sie sich von einer überwiegend fördernden zu einer operativen Institution. Die Eröffnung der Geschäftstelle am Hafenrand ermöglichte den Aufbau eines umfangreichen selbst organisierten Förderprogrammes.

Im Zentrum der Stiftungsarbeit steht seitdem der 1993 gegründete Deutsche Musikinstrumentenfonds, eine gemeinsame Initiative mit der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Fonds werden zur Zeit etwa 180 Streichinstrumente betreut, die über einen jährlich veranstalteten Wettbewerb leihweise vergeben werden. Am 26. Februar 1994 fand der erste Vergabewettbewerb im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe statt. Hier stellen sich die Spitzenbegabungen dem unabhängigen Urteil einer Experten-Jury, die über den zeitlich begrenzten Verleih wertvoller Instrumente entscheidet.

Am 10. Juli 1994 wurde dem Instrumentenfonds eine Guarneri-Violine von 1663 überreicht; sie war die erste treuhänderische Eingabe aus Privatbesitz, der viele folgten. So gewann 2001 die Hamburger Geigerin Baiba Skride auf einer Storioni-Violine aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds den ersten Preis beim renommierten „Concours Reine Elisabeth“ in Brüssel – nur eines von etlichen Beispielen für die Sachkenntnis der Stiftungs-Juroren, deren Aufgabe es ist, dem richtigen Künstler das jeweils passende Instrument zuzusprechen.

2002 wurden erstmals zwei Stradivari-Violinen sowie eine Guarneri del Gesù-Violine für den Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds ausgeschrieben. 2008 erhielt die Stiftung mit der treuhänderischen Übergabe eines Instruments von 1709 aus Hamburger Privatbesitz seine fünfte Violine des Meisters Stradivari. Mittlerweile sind 60 Prozent der Instrumente treuhänderische Eingaben aus privater Hand, jeweils 20 Prozent sind Stiftungseigentum oder gehören der Bundesrepublik Deutschland. Für die jungen Künstlerinnen und Künstler, die von der Stiftung gefördert werden, werden vielfältige Konzertauftritte realisiert. Am 28. Oktober 1992 fand als Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper und dem Pressehaus Gruner + Jahr das erste Hamburger Konzert der Reihe „Foyer Junger Künstler“ statt – als Lunch-Konzert im Foyer des Pressehauses und von Gerd Albrecht moderiert. In dieser eigenen Konzertreihe der Stiftung, die jeweils in Kooperation mit namhaften Institutionen durchgeführt wird, können die jungen Hoffnungsträger praktische Podiumserfahrung sammeln. Das kann bei einem kleinen Lunchkonzert der Fall sein, beim traditionellen Sommerkonzert auf Sylt oder bei großen Sonderprojekten wie der „Thank You America!“-Tournee des Bundesjugendorchesters 1998 mit Kurt Masur.

Stipendiaten der Stiftung traten 2001 erstmals im Rahmen der „Musikfeste auf dem Lande“ beim Schleswig-Holstein Musik Festival auf, eine bis heute andauernde Kooperation. In diesem Jahr sind Stipendiaten der Stiftung am 21. Juli und 4. August beim Festival zu erleben. Bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern treten seit den 90er-Jahren Preisträger der Stiftung in der Reihe „Junge Elite“ auf. Das diesjährige Wandelkonzert am 30. Juni in Schloß Ulrichshusen ist der Stiftung als Geburtstagsgeschenk des Festivals gewidmet; etwa 30 Preisträger und Stipendiaten auf drei Bühnen, zwischen denen die Gäste von Auftritt zu Auftritt wandeln, versprechen ein unvergessliches Konzerterlebnis. Die St. Severin Kirche zu Keitum auf Sylt wurde 1999 durch das seitdem jährlich veranstaltete Sommerkonzert zur faszinierenden Begegnungsstätte von Musikern und Förderern. Auch mit der Hamburger Körber Stiftung verbindet die Deutsche Stiftung Musikleben seit langem eine freundschaftliche Kooperation, mehrfach im Jahr musizieren Stipendiaten der Stiftung im KörberForum vor begeistertem Publikum. Im Sommer 2004 begann die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Hamburger Reederei Hapag Lloyd mit Auftritten von Stipendiaten und Preisträgern während einer Norwegen-Fahrt auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Europa“, die sich zu einem anspruchsvollen jährlichen Kammermusikfest auf hoher See entwickelt hat.

Das Förderkonzept wird durch ein breites Angebot von Stipendien und Patenschaften abgerundet, das vom „Jugend musiziert“-Sonderpreis bis zur Finanzierung des Besuchs von Meisterklassen oder Master-Studiengängen im Ausland reicht. Derzeit werden in der Stiftung rund 300 Stipendiaten im Alter von 12 bis 30 Jahren intensiv betreut. Finanziert werden die Hochbegabten-Programme ausschließlich durch die Spenden von Mäzenen und Förderern der Stiftung. So vergibt beispielsweise seit 1998 die Hamburger ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius das Gerd Bucerius-Förderstipendium für Post Graduate Studien an weltweit berühmten Hochschulen. Es ermöglichte damals der Geigerin Viviane Hagner, neben ihrer Konzerttätigkeit in Europa auch ihr Studium bei Pinchas Zukerman in New York fortzusetzen.

Namhafte Hamburgerinnen und Hamburger engagieren sich ehrenamtlich

Vorsitzende des Vorstands und später – nach einer Satungsänderung – Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben ist seit März 1992 die Hamburgerin Irene Schulte-Hillen, den Kuratoriumsvorsitz hat seit 2006 Dr. Rolf-E. Breuer inne. Derzeit zählen 15 Hamburgerinnen und Hamburger zu den 43 Mitgliedern des Kuratoriums. Die wichtigsten Gründerväter der Deutschen Stiftung Musikleben waren der Hamburger Musikverleger Dr. Hans Sikorski und der Bankier Wolfgang Essen. Die beiden waren um den Fortbestand der deutschen Musiktradition besorgt und formten im Laufe des Jahres 1962 aus der einige Jahre alten „Stiftung zur Förderung Junger konzertierende Künstler“ die „Deutsche Stiftung Musikleben“. Sitz der Stiftung ist Hamburg, Präsidium, Vorstand und Kuratorium sind bis heute ehrenamtlich tätig, besetzt mit führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kultur.

Eduard Söring, ehemaliger Generaldirektor der B.A.T., wurde 1967 in den Vorstand gewählt, übernahm von 1971 bis 1984 deren Vorsitz und formulierte hintersinnig den bis heute zum Spendensammeln verwendeten Spruch: „Ich sammle und verteile nur das Geld, das mir nicht gehört, zugunsten junger Menschen, an deren Begabung ich nicht schuld bin.“ Dem Kuratorium traten im Laufe der Zeit unter anderem namhafte Persönlichkeiten wie Hermann Josef Abs, Prof. Dr. Karl Holzamer, Jürgen Ponto, Ernst von Siemens, Carl Orff, Wolfgang Rihm, Prof. Kurt Biedenkopf oder Prof. Berthold Beitz bei. Nach dem Tod von Eduard Söring im Jahre 1987 wurde der Hamburger Musikverleger Dr. Hans W. Sikorski geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Irene Schulte-Hillen trat ins Kuratorium ein und wurde vier Jahre später in den Vorstand berufen. Seit März 1992 leitet sie erfolgreich die Geschicke der Stiftung. Zwei Monate später nahm die Geschäftsstelle in Hamburg ihre operative Arbeit auf und zog 2001 an ihren jetzigen Standort am Hamburger Hafen.

Irene Schulte-Hillen über die zukünftigen Aktivitäten der Stiftung: „Wir wollen versuchen, den Deutschen Musikinstrumentenfonds weiter auszubauen, uns zwecks Schaffung attraktiver Konzertauftritte bundesweit noch besser zu vernetzen und neue Freunde vor allem auch in der jüngeren Generation zu gewinnen, die sich wie wir für unsere phantastischen Stipendiaten begeistern und Lust dazu haben, die Stiftung und ihr einzigartiges Förderprogramm auch in den kommenden Jahrzehnten lebendig zu halten und auf eine finanziell gesicherte Basis zu stellen.“

Die Aufgaben der Deutschen Stiftung Musikleben werden auch in Zukunft vielfältig und von großer Bedeutung für die Entwicklung der klassischen Musik in der ganzen Welt sein.

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