Die Jury unter Leitung des Intendanten der Kölner Philharmonie, Louwrens Langevoort, hat aus 25 Bewerbungen fünf Ensembles für die Shortlist des Preises Innovation 2022 ausgewählt.
„Auf der Shortlist stellen wir auch in diesem Jahr Klangkörper vor, die bemerkenswerte innovative Projekte entwickelt und umgesetzt haben. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese beispielhaften Projekte überregionale Wahrnehmung und Würdigung verdient haben“, so Langevoort.
Der seit 2017 vergebene Preis ist mit 25.000 € dotiert. Der Preisträger wird am 30. November 2022 bekannt gegeben.
Im Bridges Kammerorchester kommen freiberufliche Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Regionen des europäischen, asiatischen und amerikanischen Raumes zusammen. Seit der Gründung im Jahre 2019 hat das Ensemble mit Projekten wie „Musik als Migrantin“, „Identigration“ oder „The frame of now“ musikalische Diversität auf die Konzertbühne gebracht und auf exemplarische Weise gezeigt, wie innovativ transkulturelle Vorhaben sein können. Die sechsköpfige Formation „Tiny Bridges“ erweitert den Aufgabenkreis des Orchesters um Musikvermittlungsformate an Grundschulen und in Theatern.
Mit “The [Uncertain] Four Seasons” schließt das Kammerensemble Konsonanz an ein internationales Netzwerk an, das sich auf neue Weise mit Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ auseinandersetzt, indem die Komposition auf der Basis von Klimaprognosen für das Jahr 2050 modifiziert wird. Das Ensemble hat seiner auf den Standort Bremen bezogenen Einspielung der „Jahreszeiten“ die Produktion eines Kunstfilmes zur Seite gestellt, die Konferenz “Klima – Wandel – Kultur” sowie die Konzertreihe „16 Jahreszeiten – Klänge von gestern, heute und morgen“. Auf verschiedenen Wegen engagiert es sich damit nachdrücklich für das Thema „Klimaschutz“.
Das Projekt „CIRCLES“ wurde vom Orchester im Treppenhaus entwickelt, um aus den Hygienemaßnahmen der Corona-Pandemie Impulse für die Innovation des klassischen Konzertes zu gewinnen: Alle am Konzert Beteiligten, Aufführende ebenso wie Zuhörende, bewegten sich in Kreisen, die von steuerbaren Scheinwerfern auf den Boden projiziert wurden. Auf diese Weise entstanden Assoziationswelten über Einsamkeit, Nähe und Gemeinschaft. Das Pilotprojekt wurde im Anschluss zu „CIRCLING REALITIES“ weiterentwickelt, bei dem weitere Visual Effects in die Konzertinstallation einmontiert wurden.
Im Rahmen des Projektes „The Un(Answered) Question“ hat das Saarländische Staatsorchester mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln und dem Berliner Max-Delbrück-Centrum eine Versuchsanordnung zum Thema „Orchester und Künstliche Intelligenz“ realisiert. Auf der Basis der Komposition „The Unanswered Question“ von Charles Ives entwickelte man ein Format, bei dem durch eine Künstliche Intelligenz Daten aus dem Publikum zu Videoprojektionen und einem live-Remix der Musik verarbeitet wurden. Daraus können Impulse für neue Hard- und Softwarelösungen sowie neue künstlerische Ansätze hervorgehen, die dann auch neue Publikumsgruppen ansprechen.
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz hat in Kooperation mit der Orientalischen Musikakademie Mannheim und der Popakademie Baden-Württemberg das neunköpfige Ensemble Colourage gegründet, das in je neu entstehenden Werken Elemente aus westlicher Klassik, maqam-basierten Musiktraditionen der Türkei und des Nahen Ostens sowie zeitgenössischen urbanen Musikströmungen zusammenführt. Mit der Gründung des transkulturellen Ensembles kann die Staatsphilharmonie auf neue Weise auf Menschen mit Migrationshintergrund im Stadtgebiet von Mannheim-Ludwigshafen zugehen.
Mit dem „Preis Innovation“ will die Deutsche Orchester-Stiftung neue Ansätze würdigen und ihnen öffentliche Wertschätzung verschaffen, sei es bei Konzertformaten und Programmen, bei der Ansprache neuer Zielgruppen, im Bereich der Musikvermittlung oder des Ensemblemanagements.
Jurymitglieder
- Louwrens Langevoort (Vorsitz)
Intendant, Kölner Philharmonie und Geschäftsführer, KölnMusik GmbH
Mitglied im Kuratorium der Deutschen Orchester-Stiftung - Dr. Susanne Litzel
Stellv. Vorsitzende, Kuratorium der Deutschen Orchester-Stiftung
Geschäftsführende Gesellschafterin Klaus Herding GmbH Bocholt - Prof. Dr. Christiane Tewinkel
Professorin für Musikwissenschaft, Musikhochschule Lübeck - Dr. Ute Welscher
Germanistin, Musikwissenschaftlerin und Kulturmanagerin (VAN-Magazin, Akademie Musiktheater heute) - Alexander Meraviglia-Crivelli
Generalsekretär, Gustav Mahler Jugendorchester - Dr. Stefan Rosu
Intendant, Philharmonie Zuidnederland - Jean-Marc Vogt
Vorsitzender des Gesamtvorstands der Deutschen Orchestervereinigung
Mitglied des Opernhaus- und Museumsorchesters Frankfurt am Main
Für die Finanzierung des Preisgelds danken wir der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und Frau Dr. Susanne Litzel.