In einem offenen Brief hat sich Bernd Loebe – Intendant der Oper Frankfurt – in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschsprachigen Opernkonferenz an die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker, gewandt. Darin äußert er sich mit großer Sorge zum Vertragsauslauf von Birgit Meyer, Intendantin der Oper Köln:
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25. November 2020
Offener Brief
Vertragsauslauf von Birgit Meyer Intendantin der Oper Köln
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,
die Oper Köln ist ein wichtiges Mitglied in der deutschsprachigen Opernkonferenz (DOK), in der sich die bedeutendsten Opernhäuser zusammengeschlossen haben. Wir haben erfahren, dass der Vertrag mit Intendantin Birgit Meyer bereits 2022 auslaufen soll. Diese Entscheidung sehen wir aus mehreren Gründen mit großer Sorge:
Für die Planung einer Spielzeit benötigt ein neue/r Intendant*in bei einem Opernhaus dieser Größe – und das ist völlig unabhängig davon, ob die Oper Köln dann noch im Staatenhaus oder schon im sanierten Opernhaus spielen wird – mindestens 2 bis 3 Jahre Vorlauf. Einen möglichen Nachfolger 2021 mit der Planung für 2022 zu beauftragen wird nach unseren Erfahrungen zu keinem künstlerisch befriedigenden Ergebnis führen. Wie Sie wissen, müssen bereits um Juni 2021 aus tarifrechtlichen Gründen die ersten Entscheidungen zur Verlängerung oder Nichtverlängerung von Verträgen des künstlerischen Personals getroffen werden.
Müsste ein potentielle/r Nachfolger*in eine weitere Spielzeit für das Staatenhaus planen, ist zu bedenken, dass die dispositorischen und organisatorischen Abläufe für den Spielbetrieb in diesem Provisorium äußert komplex sind, sodass die Einarbeitung in diese Strukturen nur dann Sinn macht, wenn der Spielbetrieb tatsächlich noch weitere Jahre dort stattfinden müsste.
Es ist ein großes Verdienst von Frau Meyer, die momentan übrigens die einzige Frau in der Runde der Intendanten der DOK ist, dass sie die Oper Köln bisher gut durch die schwierige Phase der Sanierung führt.
Insbesondere ihr Einsatz bei der Erschließung des Staatenhauses als Ersatzspielstätte hat dazu beigetragen, dass die Oper Köln auch in den letzten Jahren nicht hinter den anderen großen Opernhäusern zurückstehen musste. Es wäre unser Wunsch, diese Leistung dadurch anzuerkennen, dass Frau Meyer nicht nur den äußerst komplexen Spielbetrieb in der Ersatzspielstätte bis zum Ende begleitet, sondern auch das sanierte Opernhaus eröffnen kann. Ihre genaue Detailkenntnis und das Wissen um die besonderen Bedingungen, wären sicher auch für die Organisation eines reibungslosen Umzugs ins Opernhaus hilfreich.
Sehr gerne stehe ich Ihnen jederzeit für Rückfragen zur Verfügung und würde mich freuen, wenn Sie unsere Argumente bei einem Überdenken Ihrer Entscheidung berücksichtigen.
Mit besten Grüßen
für die Deutschsprachige Opernkonferenz
Bernd Loebe
Intendant und Geschäftsführer Oper Frankfurt
Vorsitzender der Deutschsprachigen Opernkonferenz
Mitglieder der Deutschsprachigen Opernkonferenz:
Hamburgische Staatsoper, Staatsoper Berlin, Deutsche Oper Berlin, Komische Oper Berlin, Deutsche Oper am Rhein, Oper Köln, Oper Frankfurt, Staatsoper Stuttgart, Bayerische Staatsoper München, Sächsische Staatsoper Dresden, Oper Leipzig, Wiener Staatsoper, Opernhaus Zürich, assoziierte Mitglieder: Royal Opera House Covent Garden London Opéra National de Paris, Teatro alla Scala Mailand