Als durchwachsen bezeichneten viele Musikfachhändler das jüngste Weihnachtsgeschäft. Während der Handelsverband Deutschland (HDE) noch im Dezember einen Rekordumsatz für den deutschen Einzelhandel voraussagte, profitierten die Fachhändler für Musikinstrumente, -Noten und Zubehör nicht wirklich vom prophezeiten Konsumrausch. Steigende Nebenkosten, sinkende Margen und Preisstagnation verschärfen die Lage des kleinen und mittelständischen Musikfachhandels. Das ergab eine Umfrage, die der Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte (GDM) unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat. Dabei wurde die Stimmungslage einmal nach dem dritten Adventswochenende und dann noch einmal in der ersten Januarwoche abgefragt.
Während nach dem dritten Advent nur ein Drittel der Befragten mit dem Verlauf des Weihnachtsgeschäftes zufrieden war, stieg die Zufriedenheit: Im Januar 2017 zeigte sich die Hälfte der Befragten doch noch zufrieden mit dem Verlauf, waren aber weit weg von jeglicher Euphorie. Die Umsätze im Vorjahrsvergleich bewerteten etwas mehr als die Hälfte mit "Gut“ und "Gleich“, etwas weniger antworteten "Schlechter“ und "Deutlich Schlechter“.
Die Umsätze über die Online-Shops der Musikfachhändler werden mit 50 % als "Neutral“ bewertet, 41 % mit "Zufriedenstellend“ und "Gut“. Renner im Weihnachtsgeschäft waren erneut Digitalpianos und neu in diesem Jahr auch kleine, günstige Instrumente wie Ukulelen und Mundharmonikas. Hochpreisige Instrumente lagen dagegen weniger häufig unter dem Weihnachtsbaum, ebenso Blasinstrumente und Schlagzeuge. Besonders auffällig war im Advent 2016 die Diskrepanz zwischen den gut besuchten Weihnachtsmärkten und den leeren Geschäften. Dies führte im Musikinstrumentenbereich zu einem enormen Preiskampf, der, angeheizt durch offensive Online-Shops aus dem EU-Ausland, sogar dazu führte, dass Instrumente teilweise unter dem Einkaufspreis angeboten wurden.
"Die Situation für viele Kolleginnen und Kollegen ist ernst,“ so GDM-Präsident Arthur Knopp. "Zusammen mit der Tatsache, dass die Preise für Instrumente in den letzten Jahren inflationsbereinigt kaum angestiegen sind, die Marge für den Handel dagegen sogar gekürzt wurde, führt dies zu einer existenzbedrohenden Lage für den kleinen und mittelständischen Musikfachhandel.“, so Knopp weiter.
In seiner kommenden Klausurtagung wollen die Fachverbände des GDM Strategien entwickeln, wie sich der Fachhandel dieser Situation stellen und behaupten kann. Sicher ist allerdings, dass sich ohne ein Mitwirken der Hersteller und Lieferanten der Fachhandel nicht erholen kann.
Den Handel mit Musikinstrumenten und Noten gibt es in Deutschland seit mehr als 200 Jahren, die Berufsvereinigung der Musikfachhändler ist seit über 180 Jahren urkundlich belegt. Eine Tradition, die eine feste Größe im deutschen Kulturleben darstellt und sich nicht zuletzt auch in der Ausbildung zum Musikfachhändler, der einzige staatlich anerkannte Fachberuf im Musikfachhandel, widerspiegelt.
Heute sind im GDM rund 60 % der Musikfachgeschäfte in Deutschland organisiert – vom kleinen Ein-Mann-Betrieb bis hin zum mittelständischen Unternehmen, das europaweit agiert. Das Spektrum des Musikfachhandels umfasst den Handel mit Noten und Musikpublikationen, den sogenannten
Musikalien ebenso wie den Handel mit Musikinstrumenten aller Art - akustisch oder elektronisch – und den Verkauf von Tonträgern. Der Musikfachhandel kam 2015 auf Gesamterträge von ca. 930 Millionen Euro, die Bruttowertschöpfung des Handelszweigs lag bei 200 Mio. Euro.