Diskriminierung, Ausgrenzung, Zugangsbarrieren: Das Geschlecht spielt nach wie vor eine wichtige Rolle für die Karrieremöglichkeiten von Frauen. Das gilt auch und immer noch für die Jazzszene in Deutschland. Dies belegt die von der Deutschen Jazzunion herausgegebene und von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) maßgeblich geförderte Publikation "Gender.Macht.Musik. Geschlechtergerechtigkeit im Jazz“ eindrücklich.
Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters:
"Geschlechtergerechtigkeit im Kulturbereich setzt Maßstäbe dafür, wie wir in der Gesellschaft zusammenleben wollen. Die Studie zeigt, dass es auch im Jazzbereich hier deutlichen Nachholbedarf gibt. Überall da, wo Chancengleichheit heutzutage noch immer Zukunftsmusik ist, müssen wir genau hinschauen, um zu verstehen, woran das liegt und wie wir gegensteuern können. Dazu leistet diese wichtige Studie für den Jazzbereich einen wertvollen Beitrag, und deshalb haben wir sie auch gern mit Bundesmitteln gefördert.“
Eine für die Publikation ausgewertete Befragung unter rund 1.000 professionellen Jazzmusiker*innen zeigt, dass nahezu zwei Drittel der weiblichen Befragten in ihrer musikalischen Laufbahn schon einmal Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts erfahren haben. Fast 80% der befragten Musikerinnen und etwa die Hälfte der befragten Musiker teilen die Auffassung, dass sich an der Machtverteilung zwischen den Geschlechtern im Jazz etwas ändern muss.
Projekt- und Redaktionsleiterin Dr. Laura Block:
"Gender Diversity und Geschlechtergerechtigkeit geraten immer mehr ins Bewusstsein der Jazzschaffenden. Doch unsere Forschung zeigt: es bleibt viel zu tun, um Machtstrukturen und Diskriminierung im Jazz, auch über Sexismus hinaus, offenzulegen und zu bekämpfen.“
Mit einer geschlechtsspezifischen Nachauswertung der im Rahmen der jazzstudie2016 erhobenen Daten von 2.000 Jazzmusiker*innen in Deutschland und der Mitgliederumfrage 2018 der Deutschen Jazzunion gibt "Gender.Macht.Musik.“ wichtige Einblicke in die aktuelle Situation in der deutschen Jazzlandschaft und zeigt konkrete Handlungsansätze auf.
Unter anderem halten es die Autor*innen der Publikation für notwendig, weiter nach Gründen für das unausgewogene Geschlechterverhältnis im Jazz zu suchen, um entsprechende Maßnahmen gegen vorhandene Zugangsbeschränkungen und geschlechtsspezifische Diskriminierung entwickeln zu können. Wichtig ist aus ihrer Sicht auch, geschlechtsstereotypen Instrumentenzuschreibungen entgegenzuwirken und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Jazzmusiker*innen weiter zu fördern.
Nikolaus Neuser, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion:
"Dank unserer Forschungsarbeit verstehen wir heute besser, woran es zu arbeiten gilt, um mehr Geschlechtergerechtigkeit im Jazz herzustellen. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass wir andere Ausschlussmechanismen wie bspw. Klassismus, Rassismus und Ableismus ebenfalls in den Blick nehmen müssen, um der Diversität in unserer Szene gerecht zu werden.“
Die Publikation "Gender.Macht.Musik.“ ist das Resultat eines zweijährigen Projektes zum Thema Geschlechtergerechtigkeit im Jazz, dem eine von rund 500 Institutionen und Einzelpersonen unterzeichnete "Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz“ Ende 2018 vorausging. Gefördert wurde das von der Deutschen Jazzunion in Kooperation mit der IG Jazz Berlin und dem Jazzinstitut Darmstadt durchgeführte Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Bundesländern Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Die Publikation "Gender.Macht.Musik. Geschlechtergerechtigkeit im Jazz“ steht ab sofort auf der Website der Deutschen Jazzunion zum Download bereit, Druckexemplare sind gegen eine Schutzgebühr in der Geschäftsstelle der Deutschen Jazzunion erhältlich.
Weitere Informationen: www.deutsche-jazzunion.de