"Der Musikmarkt hat sich 2004 konsolidiert. Zwar ist noch ein Umsatzrückgang von 3,6% zu verzeichnen, doch der ist im Vergleich zu den Vorjahren sehr moderat ausgefallen. Die extrem negative Umsatzentwicklung der letzten Jahre ist offensichtlich beendet. Für 2005 erwarten wir eine stabile Marktentwicklung, ab 2006 dann wieder leichte Zuwächse", erklärt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände.

"Die Wiederherstellung stablier Marktstrukturen hängt aber davon ab, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Musikwirtschaft verbessert werden: Es ist gut, dass auch in Zukunft kein Anspruch auf eine Privatkopie verankert werden soll. Die Privatkopie muss aber in der anstehenden Novelle des Urheberrechtsgesetzes endlich eingeschränkt werden. Dies gilt gerade im Hinblick auf "intelligente Aufnahmesoftware, die das komfortable Mitschneiden von Musik aus Rundfunk- und Internetradioprogrammen automatisiert. Außerdem brauchen wir für eine effiziente Piraterieverfolgung gesetzliche Auskunftsansprüche gegen Provider."

Der Umsatz der Branche zu Endverbraucherpreisen lag 2004 bei 1,754 Milliarden Euro (2003: 1,816 Mrd.). Die an der Verbandsstatistik teilnehmenden Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang von 3,6%. Der Absatz von Tonträgern sank von 183,2 auf 178,5 Millionen Stück (-2,6%).

Der Musikmarkt im Internet hat sich im Jahr 2004 etabliert. Rund acht Millionen Downloads zu einem Marktwert von mehr als 10 Millionen Euro verzeichnete dieser noch sehr junge Markt und trägt damit rund 0,7% zum Umsatz bei. Ohne Downloads hätte der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr bei 4,3% gelegen. Der statistisch noch nicht erfasste Mobile Markt belebt das Musikgeschäft ebenfalls.

Überragend ist der Erfolg deutscher Künstler. Ihr Anteil an den Album-Charts stieg auf die Rekordmarke von 30,3% und lag auch bei den Singles mit 51,5% wiederum bei mehr als der Hälfte. Wir sind Helden, Rosenstolz, Juli, Silbermond, Mia, Max Mutzke, Laith al Deen, Annett Louisan und viele andere Künstler haben der deutschen Musik einen enormen Aufwind beschert. Außerdem trägt auch der langjährige Erfolg von Künstlern wie Herbert Grönemeyer, Westernhagen, Peter Maffay, Nena, Die Fantastischen Vier und anderen wesentlich dazu bei, dass deutsche Musik stark nachgefragt ist.

Umso enttäuschender ist es, dass im Radio noch immer viel zu wenige Neuheiten, darunter auch Musik deutscher Künstler, gespielt werden. Eine neue Erhebung der hundert reichweitenstärksten Sender (durchgeführt von Nielsen Music Control) ergibt für die öffentlich-rechtlichen Sender einen Anteil von nur 4,9% deutschsprachigen Neuheiten am Musikprogramm 2004. Der Anteil deutschsprachiger Titel insgesamt hat sich sogar fast halbiert! Die vollständigen Daten für alle Programme sind im Jahrbuch der Phonographischen Wirtschaft 2005 veröffentlicht.

Noch immer sind kostenlose Musikkopien und illegale Internetangebote eine Bedrohung für den Musikmarkt. Zwar ist die Zahl der für Musikkopien verwendeten Rohlinge insgesamt nicht weiter gestiegen, aber DVD-Rohlinge mit hoher Speicherkapazität finden zunehmend Absatz (+294%=130 Millionen Stück, davon 13 Millionen mit Musik bespielt). Zum sechsten Mal legen die deutschen Phonoverbände eine Studie zum Musikkopieren in Deutschland vor. Die GfK hat hierfür 10.000 Personen eines repräsentativen Panels befragt. Die Ergebnisse können auf www.ifpi.de eingesehen werden. Die Studie hatte folgende wesentlichen Ergebnisse:

  • Im vergangenen Jahr haben 21,2 Millionen Personen insgesamt 304 Millionen CD-Rohlinge und 13 Millionen DVD-Rohlinge mit Musik bespielt.

  • 2004 wurden rund 382 Millionen Musiktitel aus illegalen Internetangeboten heruntergeladen (2003: ca. 600 Millionen). Der legale Markt sowie die Abschreckung durch eingeleitete Strafanzeigen zeigen hier erste Wirkung.

  • Immerhin 8 Millionen bezahlte Downloads sowie rund 84 Millionen kostenlose Downloads von Künstlerwebseiten zeigen, dass die Nutzung legaler Angebote attraktiv ist und deutlich zugenommen hat.

  • 69% aller Käufer kostenpflichtiger Downloads gaben an, dass der Wille, sich legal zu verhalten, ein Grund für die Wahl der Angebote war.


Umfassende Informationen über die Phonobranche bietet das im Musikmarkt Verlag erschienene Jahrbuch 2005 der Phonographischen Wirtschaft. Es kann über info@musikmarkt.de oder im Buchhandel unter der ISBN 3 9809540-4-8 bezogen werden und kostet 24,50 Euro.
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