Musikspielstätten sind zentrale Stützen unseres Kulturlebens. Mit genreübergreifenden Livemusik-programmen tragen sie in allen Regionen des Landes zu einer vielseitigen Kulturlandschaft bei. Die Ergebnisse der Clubstudie der Initiative Musik geben einen bundesweiten Überblick zur Situation und Relevanz der Musikspielstätten. Das Bezugsjahr der Umfrage ist das Jahr 2019. In einem zusätzlichen Frageblock wurden die teilnehmenden Clubbetreiber:innen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie befragt.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM): "Die Clubszene bringt musikbegeisterte Menschen zusammen und bietet der musikalischen Vielfalt eine Bühne – in den Metropolen wie auch im ländlichen Raum. Als kulturelle Brückenbauer bereichern die Musikclubs unser gesellschaftliches Leben – ruft doch das musikalische Erleben eines Livekonzerts ein Gemeinschaftsgefühl hervor, das kein Tonträger oder Stream erzeugen kann. Inmitten der aktuellen Krise liefert die Clubstudie der Initiative Musik erstmalig bundesweit belastbare Daten: zu den Motiven und Profilen der Musikclubs sowie zu ihren Stärken und Bedarfen. Die Clubstudie bietet eine umfassende Bestandsaufnahme und verdeutlicht darüber hinaus den kulturwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag der Clubszene.“
Trotz der Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Teilbereichen und über die Pandemie hinaus bleiben Musikspielstätten zentrale Orte für Konzerterlebnisse. Neben ihrer Funktion innerhalb der Musikwirtschaft, sind sie Plattform für künstlerischen Ausdruck, Innovation und Kreativität. Die Motivation der Betreiber:innen zur Gründung sowie zur Führung einer Musikspielstätte fußt auf dem Wunsch, einen Beitrag zum kulturellen Angebot in der jeweiligen Stadt oder Region zu leisten. Sie sehen ihre Musikspielstätten als künstlerisches Experimentierfeld und Raum der Begegnung für viele gesellschaftliche Milieus und Communitys.
"Musikspielstätten sind mit ihren lokalen Livemusikangeboten die Entwicklungsstätten für junge Talente. Sie schaffen Raum für kulturelle Diversität.“, erklärt Ina Keßler, Geschäftsführerin der Initiative Musik. Diesen Beitrag in sozialen wie ästhetisch-kulturellen Bereichen können Musikspielstätten allerdings nur leisten, weil sie ihr Programm niemals ausschließlich an ökonomischen Faktoren ausrichten.
Die Relevanz von Musikclubs für die Musikwirtschaft ist allerdings nicht zu unterschätzen, wie Ina Keßler weiter erläutert: "Unsere Clubstudie zeigt, dass die über 2.000 Musikclubs für Popularmusik und Jazz mit 190.000 Konzerten pro Jahr nicht nur identitätsstiftende Kulturangebote bieten, sondern mit 1,1 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2019 einen relevanten Beitrag zur Musikwirtschaft in Deutschland leisten.“ Im Rahmen dieser Musikveranstaltungen traten vor der Pandemie jährlich beinahe 260.000 Künstler:innen oder Bands auf, von denen ungefähr 75.000 Nachwuchsmusiker:innen sind. Damit trägt in etwa jeder dritte Auftritt in einer Musikspielstätte dazu bei, dass Talente sich ausprobieren und professionell entwickeln können.
"Die erste bundesweite Clubstudie ist für uns ein Meilenstein. Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass unsere Kulturbetriebe eine unverzichtbare Rolle im Gemeinwesen ausüben und zu Recht auch als ‚Anlagen kultureller Zwecke‘ die lange Überfällige politische Anerkennung erhalten haben.“, erläutert Axel Ballreich, Vorsitzender der LiveKomm. Der Bundesverband der Musikspielstätten will die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Clubstudie für die bundesweite Szeneentwicklung nutzbringend einsetzen. Dabei wird es sowohl um künftige Anforderungen für Ausbildungs- und Förderprogrammen gehen, aber auch um den notwendigen Generationenwechsel. Ballreich weiter: "Wir möchten neuen, jungen Clubbetreiber:innen Mut machen: Wir sind Kultur!“
Die Clubstudie unterstreicht die kulturelle, ökonomische und gesellschaftliche Relevanz der Musikspielstätten. Sie werden verstärkt in kulturpolitischen Debatten als zentrale Kulturorte wahrgenommen. Die Clubstudie liefert eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für den kulturpolitischen Dialog sowie weiterführende Handlungsempfehlungen. Sie zeigt, dass aus Sicht der Befragten weiterhin dringend Förderung benötigt wird, z.B. für die Modernisierung der technischen und digitalen Ausstattung der Clubs. Nur mit finanzieller Unterstützung kann diese Herausforderung gestemmt werden, damit die Clubbetreiber:innen den Fokus auf die Programmarbeit setzen können – für kulturelle Diversität, Nachwuchsförderung und als sozialer Raum.
Die vollständige Clubstudie ist auf der Webseite der Initiative Musik veröffentlicht. Außerdem finden Sie dort die Clubstudie in Zahlen und die verschiedenen Musikspielstätten-Typen im Vergleich. Die bundesweite Clubstudie ist ein Projekt der Initiative Musik, finanziert durch Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Mit der wissenschaftlichen Durchführung wurde das sozialwissenschaftliche Institut Socio Cologne e.V. beauftragt. Projektleiter hier ist Heiko Rühl. Dem Projekt steht ein Beratungsgremium aus Expert:innen der Live-Branche zur Seite:
• Nils Max, Popakademie Baden-Württemberg
• Suzette Yvonne Moissl, Deutsche Jazz Föderation e.V.
• Christian Ordon, LiveMusikKommission e.V.
• Thorsten Riehle, BDKV e.V.
• Dr. Witalij Schmidt, Initiative Musik gGmbH
• Karsten Schölermann, LiveMusikKommission e.V.
• Kornelia Vossebein, Bundeskonferenz Jazz