Der mit 10.000 Euro dotierte Brahms-Preis 2016 geht an den Dirigenten, Pianisten und Mentor Christoph Eschenbach. Das verriet jetzt der Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V. mit Sitz in Heide, Joachim Nerger, in einem Pressegespräch. Der 75jährige Eschenbach wird weltweit für seine herausragenden künstlerischen Leistungen geschätzt und gefeiert. "Er ist ein Preisträger von Weltrang" freut sich Nerger. Als Ausdrucksmusiker par excellence schaffe er es wie nur wenige andere, die Musik mit Emotion aufzuladen und den Meisterwerken ein zutiefst menschliches Gesicht zu geben. Der Maestro, der sich stets um die Förderung junger Musiker gekümmert und Karrieren von Stars wie Renée Fleming, Tzimon Barto oder Lang Lang mit auf den Weg gebracht hat, kommt am 12. Mai 2016 in die St. Bartholomäus-Kirche nach Wesselburen zur Preisverleihung mit dem hochbegabten Pianisten Christopher Park, mit dem er Brahms zu vier Händen spielen wird. Die Laudatio hält Dr. Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals, dessen künstlerischer Leiter Eschenbach von 1999 bis 2002 war. Noch immer ist der Dirigent als Principal Conductor der Orchesterakademie mit dem Klassikfestival eng verbunden und feierte in dessen Rahmen gerade seinen 75. Geburtstag mit einer großen musikalischen Gala
Christoph Eschenbach wurde 1940 in Breslau geboren. Er wuchs in Aachen auf. Die Cousine seiner Mutter, die Pianistin Wallydore Eschenbach, entdeckte sein Interesse an Musik und unterrichtete ihn von 1948 bis 1959 im Klavierspiel. Schon als Zehnjähriger gewann Christoph Eschenbach beim Hamburger Steinway-Wettbewerb den 1. Preis. An der Hochschule für Musik und Theater Hamburg studierte er bei Eliza Hansen Klavier und bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg Dirigieren. Nachdem Christoph Eschenbach 1962 beim ARD-Wettbewerb prämiert worden war und 1965 den Concours Clara Haskil in Luzern gewonnen hatte, begann er seine internationale Karriere als Pianist 1966 mit Auftritten in London und 1969 in den USA. Eine anhaltende, nachhaltige künstlerische Zusammenarbeit verband ihn sowohl mit Herbert von Karajan als auch mit George Szell. Eschenbach widmet sich auch intensiv der Liedbegleitung und der Kammermusik. Mit seinem ehemaligen Hamburger Kommilitonen Justus Frantz und mit Tzimon Barto spielte er Klaviermusik zu vier Händen oder an zwei Flügeln. Popularität erlangten seine Einspielungen der Konzerte für mehrere Klaviere von Mozart und Johann Sebastian Bach mit Justus Frantz und Helmut Schmidt als Klavierpartner.
1972 debütierte Eschenbach als Dirigent mit einer Aufführung der 3. Sinfonie von Anton Bruckner in Hamburg. Dirigieren sollte hierauf bald zum Schwerpunkt seiner Tätigkeit werden. So war Eschenbach von 1982 bis 1985 Chefdirigent des Tonhalle Orchesters Zürich. 1988 bis 1999 war er Leiter des Houston Symphony Orchestra, mit dem er Brahms' sämtliche symphonischen Werke einspielte und dessen Ehrendirigent er heute ist. Von 1995 bis 2003 war Christoph Eschenbach Music Director des Ravinia Festival, des Sommerfestivals des Chicago Symphony Orchestra. Von 1998 bis 2004 hatte er die Leitung des NDR Sinfonieorchesters inne; von 1999 bis 2002 war er zudem Künstlerischer Leiter des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Anschließend übernahm er 2003 bis 2008 als Music Director die Leitung des Philadelphia Orchestra und war zeitgleich von 2000 bis 2010 Directeur musical des Orchestre de Paris. Mit der Saison 2010/11 übernahm Christoph Eschenbach die künstlerische Leitung des National Symphony Orchestra in Washington, D.C. und dessen Spielstätte John F. Kennedy Center for the Performing Arts. Er verfolgt zudem eine rege internationale Gastdirigententätigkeit. Für das beste klassische Sammelprogramm erhielt er den Grammy 2014.
Christoph Eschenbach bemüht sich um musikalische Nachwuchsförderung. Seit 2003 ist er musikalischer Leiter der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals, und er unternimmt Tourneen u.a. mit dem Gustav Mahler Jugendorchester.
Christoph Eschenbach ist Ritter der Légion d’Honneur, Offizier des französischen Nationalverdienstordens, Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres, Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und des Leonard Bernstein Award.