Vom 25. bis 27. Mai 2006 veranstaltet die Abteilung Musikwissenschaft/Sound Studies (IfK) an der Universität Bonn eine internationale Arbeitstagung zum Thema "Chorgesang als Medium von Interkulturalität: Formen, Kanäle, Diskurse".

Call for Papers
In welchen jeweils zeit- und regionalspezifischen Formen, durch welche kulturellen Techniken und Kanäle und mittels welcher Diskurse hat sich der deutsche Chorgesang im ostmitteleuropäischen Raum herausgebildet? — Der Gegenstandsbereich des ‚Chorgesangs’ (im weitesten Sinne) macht verschiedene, mit dem organisierten chorischen Singen verbundene Phänomene, Strukturen und Organisationsformen assoziierbar, die im Kontext der Arbeitstagung, insbesondere vor dem historischen Hintergrund des im 19. Jahrhundert stetig zunehmenden und sich in großen Teilen Europas verbreitenden Nationalbewusstseins, thematisiert werden sollen. Hierbei wird ‚Chorgesang’ als ein zeichenhafter Bedeutungsträger lesbar, der neben Hinweisen zur Mentalität des entsprechenden Zeit-Raums auch – und zwar heute aus den variierenden Perspektiven verschiedener Nationen heraus – Rückschlüsse bezüglich der komplexen soziokulturellen Interaktionen zwischen den ehemals deutschsprachigen Räumen bzw. Gruppen und dem östlichen Europa erlaubt.

Die Grundlage der Arbeitstagung soll eine ‚Bestandsaufnahme’ in Form spezifischer Feldstudien bilden. Ziel ist es, das beobachtbare Phänomenfeld für eine kulturwissenschaftlich orientierte Befragung zu öffnen, die weitergehend zudem zu grundlegenden Problemen gegenwärtiger Integrationsvorgänge und ihrer Dispositionen sowie zu hier reaktualisierten Identitätskonzepten in Beziehung gestellt werden kann: Wie werden Identitäten resp. Differenzen im Rahmen der (historischen) Diskurse um das ‚Chorgesangswesen’ entworfen? Welche Erinnerungsfiguren des kulturellen resp. kommunikativen Gedächtnisses werden bemüht, um Nationalbewusstsein zu festigen oder zu unterlaufen? Welche (auch nationenbezogenen) Selbst- und Fremdbilder können beobachtet werden? Wie äußert sich die Idee des Nationalen in Erziehung und Bildung? Wie wird sie ideologisch funktionalisiert – insbesondere in koexistierenden, sich gegebenenfalls aneinander ausdifferenzierenden Musikkulturen? Welche Geschlechterrollen und Sozialisationsmodelle lassen sich im Umfeld des Chorgesangs beobachten? Wie wird Chorgesang inszeniert?

Die formale Struktur der Tagung ist offen konzipiert. Sie zielt auf eine workshop-ähnliche interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der erläuterten Themenstellung. Dabei wird die Veranstaltung einesteils von internationalen Arbeitsgruppen getragen werden, die in eine engere Kooperation mit dem Bonner Team eingebunden sind. Andernteils sollen aber auch freie Referate einen breiten Raum einnehmen. Für diesen Bereich bitten wir hiermit um Beiträge, die auf die angeführten Fragestellungen zielen. Die Referate sollen in der Regel eine Dauer von 15 Minuten nicht überschreiten. Späterhin wird eine Publikation erscheinen, in der die Tagungsergebnisse in erweiterter Form zusammengefasst werden. Alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit einem Beitrag an der Veranstaltung teilnehmen möchten, werden gebeten, bis zum 13. März 2006 einen Themenvorschlag (mit Abstract) einzureichen.

Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Kontakt:
Universität Bonn | Abteilung Musikwissenschaft/Sound Studies (IfK) Interkulturelles Forschungsprojekt „Deutsche Musikkultur“ Adenauerallee 4–6, D-53113 Bonn
Fon: +49 (0) 228 73-9555, Fax: +49 (0) 228 73-4301
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