Das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig ließ zu Ehren von John Cage innerhalb des letzten Jahres die weltweit größte Gemeinschaftskompositionentstehen. Das Werk von insgesamt 125 Komponistinnen und Komponisten feiert am 17. Oktober 2013 seine Weltpremiere in New York.

»Party Pieces« ist ein Werk, das insgesamt 125 Komponistinnen und Komponisten gemeinsam komponiert haben. Damit sind die »Party Pieces« die bis dato weltweit größte Gemeinschaftskomposition. Das »Party Pieces Project« wurde vom Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML] im Rahmen des einjährigen, internationalen Festivals CAGE100 initiiert, das das FZML anlässlich des 100. Geburtstages von John Cage veranstaltet. Zum Stellenwert des Projektes innerhalb des Festivals sagt Thomas Christoph Heyde, künstlerischer Leiter von CAGE100 und dem FZML:

„Das ‚Party Pieces Project’ ist in zweierlei Hinsicht ein enorm wichtiger Bestandteil des CAGE100 Festivals. Zum Einen konnten wir mit dieser Gemeinschaftskomposition zahlreichen zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten die Gelegenheit geben, ihr ganz persönliches Zeichen für John Cage zu setzen. Das Bewusstsein dafür, wie bahnbrechend die Errungenschaften Cages sind, spiegelt sich dabei ganz unmittelbar in den jeweiligen Werken wider, die teilweise ebenso originell wie kunstvoll komponiert sind – übrigens auch in visueller Hinsicht. Die Resonanz auf unsere Anfragen war überwältigend positiv. Es haben sich weit mehr Komponistinnen und Komponisten für das Projekt entschieden, als wir anfänglich annahmen. Zum Anderen ist das Werk auch als die Weiterentwicklung einer Kompositionsidee von Cage selbst relevant, da er ja selbst mit einigen Freunden in den 40er Jahren die Idee einer gemeinschaftlichen Komposition nach bestimmten Prinzipien entwikkelt hatte. Eben diese Prinzipien, mit denen wir uns im Vorfeld sehr intensiv auseinandergesetzt haben, wurden dann ganz im Cage’schen Sinne auch auf das ‚Party Pieces Project‘ angewendet.“

Die Vorbereitung zum »Party Pieces Project« haben bereits im Jahre 2010 begonnen. Es wurden ausschließlich Komponistinnen und Komponisten angefragt, die einen Bezug zu Deutschland, dem Ausgangspunkt von CAGE100, oder den USA, also der Heimat von John Cage haben und in einem der beiden Länder leben oder gelebt haben. Die Auswahl der Künstler wurde durch ein Kuratorium aus vier Dramaturginnen und Dramaturgen des Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML] getroffen.

Damit alle Kompositionen innerhalb der Laufzeit des Festivals angefertigt werden konnten, wurde die Gemeinschaftskomposition in 5 Gruppen, respektive in 5 Sätze unterteilt. Die Einteilung der Komponistinnen und Komponisten in die entsprechende Gruppe und die Reihenfolge innerhalb der Gruppe wurde mittels des I-Ging Münzorakels festgelegt – einem Verfahren, das auch Cage in seinen Kompositionen häufig angewendet hat. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass keine äußeren Einwirkungen oder persönlicher Geschmack die Gesamtkomposition beeinflussen.

Bevor mit der Komposition begonnen wurde, bekam jeder der beteiligten Komponistinnen und Komponisten ein Paket zugeschickt, das neben Informationsmaterial zwei leere Notenblätter als Vorlage für die Kalligrafie der Komposition enthielt. Eines davon war mit Notenlinien versehen und eines unliniert, um sowohl graphische als auch traditionelle Notation zu ermöglichen. Nur den jeweils ersten und letzten Beteiligten einer Gruppe wurde ihre entsprechende Position bekannt gegeben, jedoch verschwiegen, in welcher Gruppe sie sein würden.

„Auch wenn keiner der Komponisten seinen Nachfolgeroder Vorgänger kannte, die Reihenfolgen und die Aufteilung zufällig waren und nur ein einziger Takt zur Orientierung weitergegeben wurde, gibt es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten innerhalb der Stücke: Zum einen gibt es so etwas wie ein winziges Thema oder besser ein Motiv, welches immer wieder erscheint: Und zwar das Melogram C-A-GE. Aber auch der Umgang mit dem Zufall - als kompositorisches Element ebenso wie als Möglichkeit der unerhörten Klangerzeugung - sowie dem Zulassen von Freiräumen für die Interpreten und der Nutzung von ungewöhnlichen Objekten zur Klangerzeugung, ist durchgehend ein Thema. Ein Beispiel wäre Anne La Berg, bei der ein Superball, eine Art Flummi auf die Saiten innerhalb des Klaviers und auf die Percussioninstrumente geworfen werden soll, oder Jing Jing Luo, bei deren Komposition die Klaviersaiten mit 2 schweren Büchern abgedeckt werden müssen, oder bei Steve Antosca, der den Interpreten zwar den Rhythmus vorschreibt, nicht aber die Tonhöhe, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.“, so Sebastian Vaske, projektleitender Dramaturg des »Party Pieces Project«.

Am 26. Juni 2012 wurde mit der Komposition der »Party Pieces« begonnen und am 11. März 2013 ist der letzte Anschlusstakt an jene Komponistinnen und Komponisten versandt worden, die den letzten Takt oder Abschnitt ihrer Gruppe geschrieben haben.

Die »Party Pieces« werden am 17. Oktober 2013 im Miller Theatre, New
York durch das Ensemble Eihter/Or unter der Leitung von Richard Carrick uraufgeführt. Auch für das Miller Theatre als renommiertestes Haus für Konzerte Zeitgenössischer Musik in der Stadt New York ist diese Weltpremiere ein einziga tiger Höhepunkt im Programm, sagt Melissa Smey, Direktorin des Miller Theatre:

"Ich bin wirklich begeistert, dass wir die Weltpremiere des CAGE100 ‚Party Pieces Project‘ in unserem Hause präsentieren können. Ich freue mich außerordentlich, dass unser Publikum so die Möglichkeit hat, Beiträge der besten 125 Komponisten weltweit innerhalb einer so extravaganten musikalischen Arbeit, aufgeführt von den herausragenden Musiker des Ensemble Either/Or, hören zu können. Das Ergebnis dieses einjährigen Experimentierens und der engen und einmaligen Zusammenarbeit wird ganz sicher ein Abend zum Erinnern."

Die Ausstellung der originalen »Party Piece« Kompositionen fand zwischen dem 22. August und dem 15. September in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig statt und begeisterte bereits knapp 1.000 Besucher und Besucherinnen. Darüber hinaus entstand eine limitierte, handgefertigte Box mit Katalog und der Reproduktion aller 125 Kompositionen auf Original-Transparentpapier, die ebenfalls in der Ausstellung vorgestellt wurde.

Absätze