Zeitenwende auf dem deutschen Tonträgermarkt: Im ersten Halbjahr 2018 hat Audio-Streaming (+35,2%) die CD überholt und ist mit 47,8 Prozent Marktanteil nun – wie bereits in anderen Märkten – größtes Umsatzsegment. Seit Ende der 1980er Jahre, also fast 30 Jahre lang, war die sogenannte Silberscheibe das dominierende Musikformat gewesen. Inzwischen liegt sie bei einem Marktanteil von 34,4 Prozent, ihr Umsatz ist gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 um 24,5 Prozent zurückgegangen. Auch Downloads waren weiter rückläufig (-23,4%) und kommen auf einen Marktanteil von nur noch 8,5 Prozent. Zum ersten Mal seit 2006 verzeichnete darüber hinaus auch die Schallplatte Verluste, die mit einem Minus von 13,3 Prozent derzeit 4,4 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Einziges Wachstumssegment neben Audio-Streaming war das Video-Streaming, das um 27,2 Prozent zulegte und nun 2,2 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht.
Das Verhältnis von physischem und digitalem Geschäft hat sich dadurch in der ersten Hälfte 2018 im Vergleich zum vorigen Jahr nun umgekehrt: Physische Tonträger (CDs, DVDs, Vinyl-LPs) liegen bei 41,1 Prozent, das Digitalgeschäft bei 58,9 Prozent.
Insgesamt hat die deutsche Musikindustrie in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 727 Millionen Euro umgesetzt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Hj. 2017: 742 Mio. Euro Umsatz) sind die Einnahmen aus dem Musikverkauf um zwei Prozent gesunken.
Der Vorstandsvorsitzende des BVMI, Dr. Florian Drücke: "Audio-Streaming steht inzwischen für fast die Hälfte der Umsätze und löst damit die CD als größtes Umsatzsegment ab. Das verändert die Konstellation des Musikmarktes deutlich zugunsten des Online-Geschäfts. Damit nimmt die Dringlichkeit zu, rechtliche Klarheit für den digitalen Lizenzhandel zu erhalten; das Lizenzgeschäft ist das Lebenselixier der Kultur- und Kreativwirtschaft, im digitalen Zeitalter in besonderem Maß. Vor allem gilt es, User Uploaded Content-Plattformen stärker in die Verantwortung zu nehmen. Es muss endlich geregelt werden, dass sie am Markt Lizenzen erwerben müssen. Am 12. September hat das EU-Parlament die große Chance, hier die richtigen Weichen zu stellen und die Regeln der Plattform-Ökonomie, die sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert haben, in der erforderlichen Weise zu aktualisieren."