Gideon Nxumalo gilt als einer der größten musikalischen Helden Südafrikas, doch sein Name und Werk war viele Jahre lang nur in Insiderkreisen bekannt. Ausgerechnet vier Jugendensembles haben das Werk des afrikanischen Multitalents nun wiederentdeckt und mit einem Neuarrangement der „Jazz Fantasia“ (1962) einen internationalen Austausch begründet: Das deutsche Bundesjugendorchester (BJO) und Bundesjazzorchester (BuJazzO) gastierten im August unter anderem mit diesem Werk in Südafrika, im Juli gab das südafrikanische Pendant, die MIAGI-Bigband und das Jugendorchester MIAGI („Music is a great investment“) ein umjubeltes Konzert bei Young.Euro.Classic in Berlin. MIAGI war es auch, die das Arrangement der „Jazz Fantasia“ in Auftrag gegeben hatte, finanziert wurde es vom Goethe-Institut Südafrika. Vom Ergebnis zeigte sich der Direktor von MIAGI und Organisator der Tournee vom BJO und BuJazzO in Südafrika, Robert Brooks, sehr begeistert: „Was für ein Feuerwerk! Und eine späte Ehrung für diesen viel zu früh verstorbenen Komponisten. Dieses Werk im Konzerthaus in Berlin aufführen zu dürfen, war für uns eine große Ehre. Und dass das BJO und das BuJazzO mit eben diesem Werk bei uns zu Gast waren, war für die einheimischen Zuhörer bewegend. Es gab sehr viele positive Resonanzen“.

Die nun zu Ende gegangene Arbeitsphase war für die deutschen Musiker ein einmaliges Erlebnis. Mit ihrer seit vielen Jahren erstmals wieder stattfindenden Kooperation feierten die beiden nationalen Ensembles die Öffnung für Neues im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag des Mauerfalls als Symbol für die grenzüberschreitende Kraft von Musik im Rahmen des kulturellen Vorprogramms der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Das Programm enthielt vor allem jüngere und frisch komponierte Werke für ausschließlich groß besetztes Sinfonieorchester und Big Band. „130 Jazzer und Klassiker auf eine Bühne zu bringen, dies war uns schon seit langem ein Anliegen. Und wenn man sieht, wie begeistert das Publikum in Deutschland und in Südafrika die Werke aufnahmen, dann ist diese Kombination ein Modell mit Zukunft“, sagt der Projektleiter des Bundesjugendorchesters Sönke Lentz. Nach drei Konzerten in Berlin, Bonn und Stuttgart unter der Leitung von Dennis Russell Davies gastierten die Ensembles in Pretoria, Johannesburg, Bloemfontein, Port Elisabeth und Kapstadt gemeinsam mit dem Crossover-Spezialisten Bernd Ruf. Solist der Reise war der junge, in Kiel geborene Pianist und Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben Caspar Frantz: Mit seiner Interpretation von George Gershwins „Rhapsody in blue“ gewann er sofort die Sympathie des Publikums. Neben den repräsentativen Konzerten kam es immer wieder zu Begegnungen mit der südafrikanischen Bevölkerung: Vor und nach den Konzerten fanden sich immer wieder spontan Musiker beider Länder zu kleinen Sessions zusammen. In Soweto, dem größten Township am Rande der Millionenmetropole Johannesburg, lernte man sich bei gemeinsamen Tänzen, Sessions, Gesprächen und nicht zuletzt beim gemeinsamen Essen näher kennen. Zum Schluss pure Begeisterung bei den deutschen Musikern. So meinte die 17-jährige Julia im Anschluss an den Schulbesuch: „Einer von den Schülern hat uns zwei afrikanische Lieder beigebracht. Das ist einfach unglaublich, wie die auf die Musik abgehen. Das ist richtig ansteckend.“

Hauptförderer der Tournee der von der Projektgesellschaft des Deutschen Musikrates getragenen Ensembles Bundesjugendorchester und Bundesjazzorchester waren das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut. Auch die Firma Daimler AG, die Deutsche Stiftung Musikleben, die Deutsche Bank, die Deutsche Welle und MIAGI unterstützten die Konzertreise.