Eine Uraufführung besonderer Art erwartet Zuhörer und Zuschauer am 24. Oktober in der Philharmonie im Gasteig in München: Zu hören und zu sehen ist der 1922 entstandene Film „Nathan der Weise“ mit Musik des Komponisten Rabih Abou-Khalil und dem Bundesjugendorchester live zum Film. Das Projekt steht unter Schirmherrschaft von
Frank-Walter Steinmeier und wird durch das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut gefördert. Weitere Konzerte in Osteuropa sind geplant.

Der Film ist bis heute die einzige Verfilmung des großen Lessing-Dramas. Die Hauptrollen sind mit Werner Krauß als Nathan und Carl de Vogt als Tempelherr prominent besetzt. Der Regisseur Manfred Noa setzte die Geschichte in großen Szenen um – im Stil der monumentalen Historienmalerei des 19. Jahrhunderts. Der Film ist nach wie vor von ungebrochener Aktualität und wirft einen modernen Blick auf Lessings „Dramatisches Gedicht“ aus dem Jahre 1779. Noas Verfilmung thematisiert den Irrsinn der Glaubenskriege und endet am Schluss mit dem Appell zur Toleranz.

Der deutsch-libanesische Komponist Rabih Abou-Khalil erhielt den Kompositionsauftrag zu einer sinfonischen Filmmusik für Orchester, Streich-Trio und Solisten. Für die Aufführung seines Werkes zu „Nathan der Weise“ wählte Rabih Abou Khalil als Solisten Michel Godard an der altertümlichen Serpent, Jarrod Cagwin, einen der führenden US-amerikanischen Percussionisten, sowie das Jagdish Mistry String-Trio. Der Komponist wird selbst als Solist an der arabischen Kurzhalslaute Oud zu hören sein.

Frank Strobel, international bekannter Filmdirigent und künstlerischer Leiter der „Europäischen Filmphilharmonie“, dirigiert das Konzert mit dem Bundesjugendorchester, das sich seit einigen Jahren besonders im Rahmen grenzüberschreitender und zeitgeschichtlich bedeutender Projekte engagiert.

Ein dreiviertel Jahrhundert nach seiner letzten Kinovorführung soll mit diesem Vorhaben der Stummfilm „Nathan der Weise“ erstmals wieder einem großen Publikum zugänglich gemacht werden. Angesichts der weltweit eskalierenden Konflikte zwischen den drei großen monotheistischen Religionen, die unsere Gegenwart in bisher nicht gekanntem Maße bestimmen, soll der Film im Rahmen sinfonischer Filmkonzerte auf eindrückliche und universal verständliche Weise für mehr Toleranz und Achtung der kulturellen und religiösen Vielfalt in einer globalisierten Gesellschaft werben.

Als Kooperationsprojekt von ZDF/ARTE wird die Filmmusik von Abou-Khalil zusätzlich im Studio eingespielt und der Film mit der neuen Musikfassung auf ARTE präsentiert. Darüber hinaus ist eine Neuauflage der DVD „Nathan der Weise“ in HD Qualität mit der Musik von Rabih Abou-Khalil in der „edition filmmuseum“ geplant.

Nathan der Weise ist eine Ko-Produktion von ZDF und ARTE, Deutschlandradio Kultur und 2eleven l l zeitgenössische musik projekte, in Kooperation mit dem Filmmuseum München, Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption Kamenz, ENJA Musikverlage und dem Bundesjugendorchester/Deutscher Musikrat, gefördert durch das Auswärtige Amt, das Goethe-Institut und der Landeshauptstadt München.