Eine Premiere für den Konzertveranstalter young.euro.classic, ein außergewöhnlich mitreißendes Konzerterlebnis für das Publikum: Mit dem Stummfilmprojekt „Nathan der Weise“ brillierte das in der Trägerschaft des Deutschen Musikrates stehende Bundesjugendorchester unter dem Dirigat von Frank Strobel am 20. August im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Auf berührende Art und Weise erweckte es Lessings Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit aus dem Jahr 1779 mit der Filmmusik von Rabih Abou-Khalil zu neuem Leben.

Welche Religion, welcher Glauben ist der wahre? Im mittelalterlichen Jerusalem, inmitten der Kämpfe zwischen Anhängern der drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, lässt Lessing den Juden Nathan die Antwort geben: Wer sich in seinem Glauben für Menschlichkeit und friedliches Miteinander zwischen den verschiedenen Religions- und Kulturgemeinschaften einsetze, der habe die wahre Religion gefunden.

1922 setzte der jüdische Regisseur Manfred Noa Lessings Drama in einen aufwendigen, eindrucksvollen Stummfilm um. Für den erst 1996 wiederentdeckten Film wurde ein Kompositionsauftrag von ZDF und ARTE an den deutsch-libanesischen Musiker Rabih Abou-Khalil vergeben, dessen Filmmusik am 25. Oktober 2009 in München vom Bundesjugendorchester und unter Mitwirkung des Komponisten mit großem Erfolg uraufgeführt wurde.

In Anlehnung an die verschiedenen Kultur- und Glaubensgemeinschaften des Orients und Okzidents verbindet Rabih Abou-Khalil traditionell orientalische Elemente mit der klassischen Musik, ist selbst mit dem Oud als Solist tätig. Jarrod Cagwin (Percussion) und Michel Godard (Serpent) fügen dem klassischen Sinfonieorchester weitere folkloristische Klänge des Nahen Ostens hinzu, schaffen wunderbar exotische Klangbilder und spiegeln in dieser musikalischen Synthese die Botschaft des Nathan unmittelbar wider.

Für die jugendlichen Orchestermusiker ein außergewöhnliches Projekt, das von ihnen höchste Konzentration und Präzision erfordert: Häufige Taktwechsel, ungewohnte Rhythmen und Harmonien in absolutem Gleichklang mit dem knapp 120-minütigen Stummfilm, welcher hinter ihnen auf eine große Leinwand projiziert wird. Tosender Applaus und stehende Ovationen belohnten diese Energieleistung auf spielerisch und technisch höchstem Niveau.

Das 1969 vom Deutschen Musikrat gegründete Bundesjugendorchester zählt zu den bedeutendsten Jugendorchestern weltweit. Unter der Leitung renommierter Dirigenten erarbeiten die talentiertesten Nachwuchsmusiker Deutschlands während der dreimal jährlich stattfindenden Arbeitsphasen anspruchsvolle Orchesterwerke aus allen Epochen. Sonderprojekte das Stummfilmkonzert „Nathan der Weise“ ergänzen die musikalische Arbeit dieser Fördermaßnahme für überaus begabte junge Musikerpersönlichkeiten.