Bund und Länder starten die gemeinsame Bildungsberichterstattung mit der Berufung eines wissenschaftlichen Beirats. Bundespräsident Johannes Rau empfing anlässlich der konstituierenden Sitzung am Mittwoch in Berlin die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen, den Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wolf-Michael Catenhusen, sowie die zwölf Mitglieder des Beirats.

Rau würdigte die Aufgaben des Beirats: „Bund und Länder sollten die notwendige Reform des Bildungswesens in Wahrnehmung ihrer unterschiedlichen Aufgaben gemeinsam in Angriff nehmen. Sie sollten ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam möglichst viel zu erreichen. Unser Bildungssystem muss allen jungen Menschen die Chance geben, ihre Fähigkeiten zu entfalten und an unserer Gesellschaft aktiv mitzuwirken. Das ist im Interesse jedes Einzelnen und im Interesse einer guten Zukunft für alle.“

Ahnen erklärte: „Die Weiterentwicklung unseres Bildungssystems ist eine andauernde Aufgabe. Sie muss wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden, um Qualität zu sichern, Fehlentwicklungen zu vermeiden und auf übertragbare innovative Ansätze hinzuweisen. Mit der heutigen Berufung des wissenschaftlichen Beirates haben Bund und Länder die Grundlage für eine unabhängige, kontinuierliche Beratung geschaffen.“

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn begrüßte die Einrichtung der gemeinsamen Bildungsberichterstattung. „Eine unabhängige, integrierte und umfassende Bildungsberichterstattung ist unerlässlich für die Standortbestimmung nach innen und außen. Dabei spielt die Untersuchung der Übergänge und Schnittstellen in unserem Bildungssystem für die individuellen Bildungsbiografien eine zentrale Rolle.“

Den Vorsitz im Beirat übernimmt Prof. Dr. Jürgen Baumert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin. Unter seiner Federführung wurde bereits der erste Zyklus der PISA-Studie in Deutschland realisiert. Der wissenschaftliche Beirat wird die Länder und den Bund bei der Entwicklung und Ausgestaltung der Bildungsberichterstattung beraten. Hierzu soll er insbesondere Vorschläge für die Konzeption einer umfassenden Bildungsberichterstattung und deren kontinuierliche Weiterentwicklung sowie für Schwerpunktthemen künftiger Bildungsberichte machen. Mitglieder des Beirats sind zwölf Expertinnen und Experten aus allen Bereichen des Bildungssystems von der Bildung im Elementarbereich über die schulische und berufliche Bildung bis hin zu Hochschulbildung und Weiterbildung sowie der außerschulischen Jugendbildung und der Bildungsökonomie. Die Berufung des Gremiums geht auf eine gemeinsame Vereinbarung zwischen Ahnen, ihrer hessischen Kollegin Karin Wolff und Bulmahn vom März dieses Jahres zurück.

Die künftigen Bildungsberichte sollen alle bildungsbiografischen Etappen - vom Elementarbereich bis zur Erwachsenenbildung - entsprechend der Bedeutung von Bildung im Lebenslauf und im Sinne des lebenslangen Lernens - erfassen und sich dabei auf einen Kernbestand aussagekräftiger Indikatoren zu zentralen Bildungsbereichen stützen. Diese sollen aus institutioneller und individueller Perspektive sowohl Kontext-, Prozess- und Wirkungsdimensionen von Bildungssystemen und formalen Bildungsprozessen erfassen als auch non-formale und informelle Bildung in den Blick nehmen und international anschlussfähig sein. Der erste gemeinsame Bildungsbericht wird als Schwerpunkt die „Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem“ behandeln. Er soll im Jahr 2006 vorliegen und die Ergebnisse aktueller internationaler Vergleichsstudien berücksichtigen.

Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für die Bildungsberichterstattung:

  • Prof. Ph.D. Jutta Allmendinger, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg

  • Prof. Dr. Jürgen Baumert, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin (Vorsitzender)

  • Prof. Dr. Martin Baethge, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen,

  • Prof. Dr. Klaus Klemm, Universität Duisburg-Essen

  • Prof. Dr. Klaus Landfried, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

  • Prof. Dr. Manfred Prenzel, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel

  • Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Deutsches Jugendinstitut, München

  • Prof. Dr. Hans-Günther Rossbach, Otto-Friedrich-Universität, Bamberg

  • Prof. Dr. Jaap Scheerens, University of Twente, Niederlande

  • Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Universität Würzburg

  • Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Ludwig-Maximilians-Universität, München

  • Prof. Dr. Andrä Wolter, HIS Hochschulinformations-System GmbH, Hannover

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