Um der Zerstörung des papiergebundenen Kulturguts in den Archiven und Bibliotheken durch Säurefraß entgegenzuwirken, haben sich auf Einladung des Kulturstaatsministers im Juli dieses Jahres Bibliothekare und Archivare bedeutender Einrichtungen sowie Vertreter von Ländern, Städten und Gemeinden zu einem „Runden Tisch“ im Bundeskanzleramt getroffen und sich darauf verständigt, eine gemeinsame Koordinierungsstelle zum Erhalt schriftlichen Kulturguts einzurichten.

Gemeinsam getragen von Bund und Ländern soll die Koordinierungsstelle bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet werden und Modellprojekte zur Entwicklung eines Programms zur Erhaltung des national bedeutsamen schriftlichen Kulturerbes initiieren und betreuen. Sie soll Bestandserhaltungsmaßnahmen koordinieren, bereits vorliegende Forschungsergebnisse und erfolgversprechende Techniken evaluieren sowie ein nationales Bestandserhaltungskonzept erarbeiten.
In einem ersten Schritt wurden kleinere Einrichtungen in den Ländern aufgefordert, dringende Restaurierungsprojekte mit verschiedenen Schadensursachen als Projekte mit Modellcharakter zum Schutz des national bedeutsamen schriftlichen Kulturgutes zu melden. Im Haushalt des Kulturstaatsministers sind hierfür 500.000 Euro vorgesehen, die Bundesländer beteiligen sich über die Kulturstiftung der Länder mit weiteren 100.000 Euro.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte dazu: „Unserem Ziel, bundesweit die Aktivitäten zum Schutz des schriftlichen Kulturguts mit einer Koordinierungsstelle effizienter zu gestalten und mit Pilotprojekten zu fördern, sind wir damit ein großes Stück näher gerückt. Nun beginnt die konkrete Arbeit, um die Vorschläge des ´Runden Tisches zum Schutz des gefährdeten schriftlichen Kulturguts´ auch mit Modellprojekten umzusetzen. Mit 500.000 Euro, die der Bund nun zur Verfügung stellt, und den 100.000 Euro der Kulturstiftung der Länder werden in diesem Jahr 31 Projekte angestoßen. Damit werden übertragbare Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und national herausragende Bestände gesichert. Zugleich leisten wir einen bedeutenden Beitrag zum Schutz der authentischen Werke in unseren Archiven und Bibliotheken. Die Erfahrungen aus diesen Modellprojekten sollen genutzt werden, um ein nationales Bestandserhaltungskonzept für gefährdetes schriftliches Kulturgut zu erarbeiten.“

Im Einzelnen werden Projekte in folgenden Einrichtungen gefördert:

Baden-Württemberg: Deutsches Tagebucharchiv Emmendingen, Stadtarchiv Karlsruhe, Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen
Bayern: Stadtarchiv Nürnberg, Stadtarchiv Bamberg, UB München, Staatliche Bibliothek Regensburg
Brandenburg: Stadtarchiv Frankfurt (Oder), Kreisarchiv Landkreis Teltow-Fläming Luckenwalde
Bremen: Staatsarchiv Bremen
Hamburg: SUB Hamburg
Hessen: Goethehaus Frankfurt, HLB Fulda
Mecklenburg-Vorpommern: Landeshauptarchiv Schwerin, UB Rostock, Stadtarchiv Schwerin, Stadtarchiv Rostock
Niedersachsen: Dombibliothek Hildesheim
Nordrhein-Westfalen: Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Historisches Archiv Köln, LVR Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Rheinland-Pfalz: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Koblenz
Saarland: Stadtarchiv Saarbrücken
Sachsen: Klosterstift St. Marienthal, Ostritz, Stadtbibliothek Löbau, Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig, Robert-Schumann-Haus, Zwickau, Andreas-Möller-Bibliothek Freiberg
Sachsen-Anhalt: Anhaltische Landesbücherei Dessau
Schleswig-Holstein: UB Kiel
Thüringen: Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/G