Der Deutsche Bühnenverein hält die in letzter Zeit entwickelten Sparszenarien einiger Städte, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, für fragwürdig. Hierzu gehören Städte wie Münster, Bonn, Hagen und Moers, aber auch Remscheid und Solingen. „Wenn Städte dauernd im Bereich der freiwilligen Aufgaben finanziell kürzen, stellen sie das in Frage, was die kommunale Selbstverwaltung ausmacht, und zerstören so ihre eigene Lebensqualität“, äußerte Rolf Bolwin, der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, heute in Köln. Städte seien mehr als eine Behörde für die Erfüllung von Pflichtaufgaben. Deren Erledigung hielten die Bürger für eine Selbstverständlichkeit und erwarteten, dass den Städten von Bund und Land die notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt werden. Hier bedarf es aus Sicht des Bühnenvereins einer dringenden Korrektur der bisherigen Praxis, den Städten immer mehr Aufgaben zuzuweisen, sie aber finanziell nicht entsprechend auszustatten.

Echte Lebensqualität erreichten die Städte jedoch erst durch ihre Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. „Es zieht niemand gerne in eine Stadt, weil dort die Verwaltung so gut funktioniert“, bemerkte Bolwin. Die Attraktivität der Städte steige mit ihren Bildungsangeboten, wie zum Beispiel Musikschulen, sowie mit Kultureinrichtungen wie Theatern, Orchestern und Museen. Hinzu komme das Freizeitangebot von Sportvereinen, die Existenz und der Zustand von Park- und Grünanlagen, sowie das äußere Erscheinungsbild der Stadt generell. „Wir haben viele interessante Städte in Deutschland, das ist ein großer Anreiz auch in der internationalen Konkurrenz um Wirtschaftsstandorte“, so Bolwin. Das dürfe man nicht aufs Spiel setzen, zumal mit der vergleichsweise geringen Summe, die für Bildung, Kultur und Freizeit ausgegeben werde, die öffentlichen Haushalte nicht zu sanieren seien. Von einer Konkurrenz zwischen den Ausgaben für Sport und Kultur, wie sie beispielsweise in Bonn zurzeit festzustellen sei, hält Bolwin nichts. Man sitze schließlich in einem Boot und da könne es nicht darum gehen, jemanden über Bord zu werfen.